Abenteuer

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Kapitel 7
Heartbeats
[Rose Gray]
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Mein Blick schweift immer wieder aus dem Fenster, das während des ganzen Fluges immer wieder neue Landschaften offenbart. Im Moment befinden wir uns über einem Meer. Es sieht wunderschön aus, wie der Horizont das Wasser und den Himmel verschmelzen lässt. So als könnte man tatsächlich ein Ende erreichen. Das Licht glänzt auf dem Wasser wie Silber. Ich atme tief aus, während sich die Aufregung wieder in mir aufbaut. Man müsste meinen, dass ich nach all den Jahren im Fokus der Öffentlichkeit, ein wenig mehr Selbstbewusstsein erlangt habe. Das stimmt zwar, ist jedoch nicht mit dem, was vor mir liegt, zu vergleichen. Es ist einfach anders. Größer. Besser.
"Ist das Wasser wirklich so interessant?", fragt mich nun jemand, der neben mir sitzt. Ich rümpfe meine Nase, drehe mich aber nicht um.
"Ja. Um ehrlich zu sein ja", gebe ich dann von mir.
"Interessanter, als das, was man sonst hier sehen kann", füge ich dann noch hinzu.
"Glaub mir, es kann durchaus entspannend sein, alle geordnet auf ihren Sitzen zusehen und einfach nichts zu machen!", antwortet die Frau. Genervt drehe ich mich zu ihr um.
"Das bezeichnen sie als entspannt? Ich entspanne mich in meinem Bett oder im Pool. Gewiss nicht hier!", sage ich und sehe die braunhaarige Frau an.
"Glaub mir, bei sechs Kindern kann sogar eine Bank an der Bushaltestelle entspannend sein", gibt die Frau nun von sich. Mein Blick muss sehr entsetzt wirken, denn die Frau beginnt zu lachen.
"Sechs Kinder?", platze ich etwas zu entsetzt heraus.
"Ja... Was hab ich mir nur gedacht!", lacht die Frau, die dafür, dass sie eine sechsfache Mutter ist, noch ziemlich gut aussieht.
Dann zwickt sie mir leicht mit beiden Händen in meine Wangen und fügt noch hinzu: "Benutz immer ein Kondom!"
Schnell weiche ich zurück. Was sollte das denn jetzt?
Ich lache ein wenig, auch wenn mich dieses Gespräch auf eine seltsame Weise verstört hat. Zwei Kinder. Maximum.
Wieso mache ich mir jetzt darüber Gedanken? Ich weiche zurück und wende meinen Blick wieder aus dem Fenster.
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"Einen Wodka-Martini", bestelle ich und sehe den schwarzhaarigen Barkeeper an, der anscheinend latein-amerikanische Wurzeln hat. Bis jetzt habe ich noch nicht viel von Amsterdam gesehen, aber die Tatsache, dass Jack schon wieder versucht hat, mich anzurufen, veranlasst mich dazu, in die nächste Bar zurennen und mich zu betrinken. In diesem Fall ist es die Hotelbar. Mein schwarzes Minikleid fällt elegant über meine Oberschenkel, als ich meine Beine übereinander Schlage.
"Sie sind das erste Mal in Amsterdam?", fragt mich der Barkeeper nun. Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und sehe in sein leicht gebräuntes Gesicht mit markanten Zügen.
"Ist es so auffällig?", frage ich und lache.
"Der amerikanische Akzent und die Tatsache, dass sie ziemlich fertig aussehen, weisen auf einen Jetlag hin", erklärt er, während er sich über den Tresen zu mir lehnt.
"Na danke auch!", sage ich ironisch und verdrehe lachend meine Augen.
"Trotzdem immer noch bezaubernd!", sagt er nun lächelnd. In mich hinein grinsend, musterte ich ihn.
Er ist viel älter als ich. Keine Frage, er sieht gut aus, aber er ist bestimmt schon fast 30.
"Heute noch etwas vor?", fragt er mich dann mit rauer Stimme.
"Wieso?", setze ich ihm entgegen.
"Ist das denn nicht offensichtlich?", fragt der Barkeeper nun verführerisch, während er sich immer noch über den Tresen lehnt.
"Ich denke nicht, denn ich bin erst 19", antworte ich und rücke ein Stück zurück, während meine Hand nach dem Martini greift. Mit der rechten Hand führe ich das Glas zu meinem Mund.
"Und?", fragt er nun so, als wäre das nicht weiter schlimm.
Plötzlich spüre ich eine warme Hand auf meinem Rücken, da mein Kleid ein großen Schlitz an genau dieser Stelle hat.
"Weil sie einen Freund hat", höre ich eine Stimme, die mir nur allzu bekannt ist. Nein. Nein, das kann nicht wahr sein. Sowas passiert nicht einfach so. Soetwas kann gar nicht wahr sein. Mein Blick ist immer noch stur nach vorne gerichtet, auf das Gesicht des Barkeepers, der von Sekunde zu Sekunde irritierter und angepisster aussieht.
"Treffender hätte ich es auch nicht ausdrücken können, Schatz!", sage ich, während sich ein Grinsen in meinem Gesicht bildet.
"Wenn ich sie jetzt bitten dürfte, meine wunderschöne Freundin nicht weiterhin anzustarren, dann wäre ich ihnen sehr verbunden!", sagt nun die Person wieder, die hinter mir steht. Die Wärme seiner Hand spüre ich immernoch auf meinem Rücken. Der Barkeeper macht einen etwas wütenden Eindruck, wendet sich dann aber von uns ab und befasst sich damit ein paar andere Gäste zu bedienen.
"Danke", sage ich und traue mich trotzdem nicht, denjenigen, der mich so heldenhaft gerettet hat, anzusehen. Nicht, weil seine Stimme unattraktiv ist und ich nicht wissen will, wie er aussieht. Nein, dies ist gewiss nicht der Grund. Vielmehr weiß ich, wer hinter mir steht. Und ich habe Angst, dass ich mit demjenigen, der vor mir steht, nicht klarkomme und absolut meine Kontrolle verliere.
"Schönen Mädchen in Nöten helfe ich gerne!"
"So so, also ein Gentleman", sage ich und drehe mich schlussendlich doch um. Auch wenn es all diese Bilder gibt, sieht er ihn Realität tausend Mal besser aus. Seine braunen, lockigen Haare, die ihm in die Stirn hängen. Seine Augen, die je nach Licht hellbraun oder Karamell Farben aussehen. Ich fasse es nicht, vor mir steht Shawn Mendes.
"So sagt man!", grinst der Braunhaarige. Ich drehe eine Haarsträhne um meinen Finger.
"Ich weiß", antworte ich grinsend. Elegant setzt sich der Junge auf den Barhocker neben mir.
"Verrät mir das schöne Mädchen, das ich soeben gerettet habe, auch ihren Namen?", fragt er nun und lehnt sich an den braunen Tresen. Das schummerige Licht fällt von oben auf ihn herab, lässt ihn dabei aber nicht wie normale Menschen hässlich, sondern gut aussehen. Ich beiße mir auf meine Lippe und nehme entspannt einen Schluck von meinem Martini.
"Vielleicht", sage ich dann und grinse.
"Wie darf ich denn das verstehen?", hakt Shawn nach. Auch wenn ich es schon ein wenig merkwürdig finde, dass er meinen Namen nicht kennt, da ich sein Voract bin, stört es mich dennoch keines Wegs.
"Was ist ein Name? Was uns Rose heißt, so wie es auch hieße, würde lieblich duften", antworte ich sanft.
"Okay, du hast anscheinend vor, mich total zu verwirren!", grinst Shawn nun.
"Macht das nicht den Reiz aus?", antworte ich. Spielchen spielen. Etwas, das mir schon immer Spaß gemacht hat.
"Den Reiz?", hakt Shawn nun wieder nach. Ich lächele.
"Was wäre, wenn ich sagen würde, dass wir uns schon kennen?", sage ich schliesslich.
"Das wüsste ich aber!", gibt der Junge von sich. So, als wäre ich etwas Besonderes. Ein sanftes Lächeln umschmiegt meinen Mund.
"Sagen wir indirekt", antworte ich.
"Das muss aber nicht so bleiben"
Ich stehe von meinem Hocker auf, während ich meine kleine Tasche packe. Das Martiniglas stelle ich auf dem Tresen ab. Der Stoff meines Kleides rutscht dabei wieder ein Stück hinunter.
"Das wird es nicht", sage ich und trete etwas an ihn heran. Meine Haare sind streng hinter meine Ohren gekämmt und fallen über meinen Rücken.
Dann füge ich noch hinzu; "Bis morgen"
Damit verlasse ich die Bar. Jedoch nicht ohne noch einmal nach hinten zublicken.

Heartbeats - Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt