Der Computer surrte leise während er hochfuhr und der Bildschirm erwachte mit einem angenehmen Sound zum Leben. Ich setzte mein Headset auf und justierte die Kamera richtig, bevor ich mich in den bequemen Stuhl zurück fallen lies. Ich hatte den Schreibtischstuhl mit den roten und schwarzen Lederteilen schon lange. Ich würde ihn vermissen...
Es war kurz vor sieben. Später als sonst. Es hatte seinen Grund. Alles heute hatte seinen Grund. Denn heute war das Ende. Heute würde mein letzter Livestream sein. Meine letzte Aufnahme...
Ein Trauerspiel. Ich tat es wirklich nicht gern, genau genommen könnte ich heulen und alles kaputt schlagen was mir zu nahe kämme, doch musste es sein.
Wir konnten so nicht weiter machen. Wir würden daran kaputt gehen. Harry und ich.
Die Tastatur klackerte und Buchstaben tauchten wie aus dem Nichts in der Suchleiste auf. Würde ich je wieder diese Worte eingeben? Wahrscheinlich nicht.
Ich loggte mich ein. Gab den Titel an. Korrigierte ihn. Korrigierte ihn wieder. Hielt inne.
Es klopfte an der Tür, zaghaft und fragend. Dann streckte Harry seinen Kopf rein.
"Zaynie?"
Ich drehte mich nicht zu ihm um, sondern blieb weiterhin regungslos. Ich wusste wie er aussah, genau so wie gestern. Vorgetsern. Letzte Woche, letzten Monat. Die Locken schlaff und glanzlos. Die Haut ungesund weiß mit tiefen Schatten unter den Augen. Eine dicke Decke auf seinen zerbrechlichen Schultern. Der Pyjama hing schlabbrig und schlaff und ich konnte mir denken was mit dem Essen, das ich heute morgen für ihn gemacht hatte, passiert war.
Mit kontrollierten Bewegungen setzte ich das Headset ab, drehte mich langsam um und stand auf. Er fühlte sich kalt in meinen Armen an. Wie ein Eisblock.
"Es tut mir leid."
Seine Stimme klang dünn und gebrochen. Ich glaubte ihm jedes Wort das er sagte, aber er hatte nicht recht damit.
"Es ist alles gut, Hazza. Ich hätte wohl früher oder später eh damit aufgehört. Es ist nur eine Spielerei und langsam gehen mir auch die Ideen aus und..."
"Nein."
Mit einem Finger verschloss er meine Lippen.
"Du liebst es."
Ich konnte ihm nichts vormachen. Mir selbst vielleicht, aber nicht Harry.
"Die Arbeit. Mein Boss, mein Alter... Wer will schon einen alten Typ sehen, der-"
"Sag das nicht, Zayn."
"Sie werden es verstehen..."
"Es tut mir so leid."
Tränen sammeln sich in seinen Augenwinkeln.
"Es ist nicht schlimm. Alles ist gut Hazza. Es ist nicht deine Schuld. Nicht deine Schuld."
"Wenn ich nicht so wäre, dann..."
Er rang nach Worten, versuchte etwas zu erklären, was wir beide schon wussten. Harry wollte es in eine Form zwängen, eine klare Struktur haben. Etwas mit Hand und Fuß, das er bekämpfen und besiegen konnte. Doch so war es nun mal nicht. Es bestimmte das Spiel und machte die Regeln. Noch...
"Dann was, Harry?"
"Dann wärst du glücklicher..."
"Denkst du?"
Grüne Augen sahen zu mir hoch. Zwar war Verwunderung auch ein Funken, ein Impuls der das Grün wieder erstrahlen lassen konnte, doch kein Lebensfunke. Das Glitzern und Strahlen, in das ich mich verliebt hatte. Es hatteso oft geleuchtet. Wenn er lachte, wenn er sang, wenn er mich ansah. Ich hatte es wirklich geliebt und werde alles dafür tun um es zurück zu bekommen.
Doch verschwand auch die Verwunderung schnell wieder und Harrys Augen wurden stumpf und leblos. Sein Körper hing in meinen Armen. Gebrechlich wie Glas. Leblos wie eine Puppe. Nur meine Hand an seiner Wange hielt den Kopf oben, seinen Blick auf mich gerichtet.
"...Ja"
Ich konnte beinahe hören, wie er fertig gemacht wurde. In seinem Kopf... Ich konnte ihre Stimme hören, sah wie er lid und unter den Qualen wand. Es gibt diesen Punkt, bei manchen früher, bei manchen später, da kann man in der Person lesen. Man schaut dem Menschen in die Augen und liest ihn wie ein Buch. Regung für Regung, Seite für Seite.
Harrys Seiten sind geprägt von Selbsthass, Finsternis, Kälte, Einsamkeit.
Ich küsste ihn lang, sanft und gefühlvoll. Erst nach einer Weile reagierte er zögerlich darauf. Mein Herz brach erneut. Wie oft kann ein Herz brechen, bevor es vollkommen zerstört ist?
Mittlerweile hatte ich aufgehört zu zählen und verbarg den Schmerz hinter einem Wall aus Liebe.
"Wie könnte ich ohne dich glücklich sein, mein Süßer?"
Ein leises Schmunzel, als sich etwas Röte auf seinen Wangen ausbreitete. Um jemanden wieder zum Leben zu erwecken, ihm das Glitzern zurück zu geben, bedarf es viel Zuneigung und Geduld. Beides war ich bereit zu geben. Für Harry.
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One Direction OS (BoyxBoy)
FanfictionOne Direction OS Oneshots, die mir so durch den Kopf gehen oder mit denen ich etwas rum experimentieren kann. Wünsche bitte in die Kommentare <3 1. Ziall 2. Larry (fluff) 3. Niam- Omegaverse- Teil1 4. Larry 5. Niam/Narry- Omegaverse- Teil2 6. L...