Psychospiele

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Dabei ahne ich nicht, was mich für eine böse Überraschung erwarten wird...
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Ich geh in die Küche, um mir Tee zu machen und entdecke neben dem Wasserkocher ein rotes Armband. Oh Gott. Nein, das darf nicht wahr sein. Ich erinnere mich an dieses Band. Das hat mir Lewis damals geschenkt, als wir ein halbes Jahr zusammen waren. Wie verdammt ist es hierher gekommen? Und dann wird es mir klar: Als ich in der Uni war muss er irgendwie hier eingebrochen sein, eine andere Erklärung gibt es nicht. Aber wie hat er mich so schnell gefunden? Meine Adresse?? Was. Ist. Hier. Los. Ich dreh durch, ich weiß nicht was ich tun soll. Mir wird schlecht,  ich kann kaum mein Gleichgewicht halten und sacke auf dem Boden zusammen, wie damals. So hilflos wie damals, als er mich immer geschlagen hat.

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Flashback:
Ich höre das laute, aggressive, hastige Klopfen an unserer Haustür. Meine Mutter ist übers Wochenende verreist, deswegen bin ich allein zu Hause. Was in dieser Hinsicht nicht von Vorteil ist, ich weiß, dass es Lewis ist, der an der Tür klopft. Er fängt an meinen Namen zu rufen und lallt es nur so vor sich hin. Er ist offensichtlich betrunken. „Megn komm jetz draus" ruft er „Verdmmt, mach Tür auf"und seine Stimme wird immer lauter. Ich habe so Angst, so verdammte Angst. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich weiß er würde das Fenster mit irgendeinem Stein einschlagen, also bewege ich mich mit langsamen Schritten und zittrigen Beinen fort. Ich öffne ihm die Tür und sehe ihn an, in Hoffnung, dass er mir wenigstens heute nicht wieder wehtun würde. Er kommt mit einer Flasche Whiskey in das Haus eingestürmt ohne auf meine Erlaubnis zu warten und schubst mich aus seinem Weg. Ich schließe die Tür und meine Beine fühlen sich mittlerweile an wie Wackelpudding, so weich und ich weiß nicht, ob ich mich noch halten kann so sehr habe ich vor diesem Kerl vor mir Angst. „W-was ist l-los?" Er fängt an hysterisch zu lachen. „Was los ist? Du hast mit nem anderen Typn geschlafen stimmts?" Mit dieser Behauptung kommt er immer und danach werde ich ordentlich zur Rechenschaft gezogen, indem ich eine ordentliche Tracht Prügel abbekomme. „Nein, h-hab ich nicht Lewis", ich versuche selbstsicherer zu klingen, weil ich das wirklich nicht getan habe, aber ich habe so sehr Angst vor dieser Gestalt vor mir. Er sieht mich finster an und schleudert die Flasche quer durch den Raum. Das war dann der Höhepunkt, ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten, Lewis kommt mir gefährlich nah und gibt mir eine Rückhandschelle. Sie war so hart, dass ich auf dem Boden zusammensacke. Ich weine und schrei ihn an, sag ihm er solle es lassen. Ich schrei mir meine Seele aus dem Leib. Er tritt in meine Magengrube und sagt mir ich solle mich nie wieder mit anderen Männern, außer ihm abgeben, kein anderer sei gut genug für mich als er.
Da ging er, knallte die Tür hinter sich zu und lies mich da allein, so hilflos und verängstigt.
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Ich bin außer mir. Lass alles zu Boden fallen was ich in die Hände bekomme. Ich bin so sehr verzweifelt, ich kann und will meiner Mutter nichts erzählen. Ich weiß nämlich wozu er im Stande ist und ich weiß wie sie reagieren würde. Gleich zu mir kommen, mich trösten, versuchen etwas dagegen zu unternehmen. Aber was kann man denn gegen einen Mann sagen, der erst neu aus der Psychiatrie entlassen wurde, ich würde sie nur unnötig aufwühlen. Damals hab ich meine blauen Flecken immer mit Make-Up und Puder abgedeckt, sodass es keiner bemerken konnte. Er hat mir immer wieder gedroht er würde meiner Mutter etwas antun, wenn ich ihr davon erzählen würde. Ich hab alles in meiner Macht stehende getan, damit er in der Psychiatrie landet. Und was jetzt? In meinen Gedanken wiederholt sich jede Szene, jedes Leid, dass er mir angetan hat. All die Mühe soll um sonst gewesen sein? Ich laufe entschlossen dem auf den Grund zu gehen zu meinem Laptop und tippe: Lewis McEve, Western Psychiatric Institute, Pittsburgh, Pennsylvania. Ich klicke auf den ersten Link. Da steht, dass er vor zwei Wochen entlassen wurde. Dieser Satz reicht mir, um mich nicht einmal mehr in meiner eigenen Wohnung sicher zu fühlen. Nicht einmal jetzt. Ich sitze hier auf meinem Stuhl und hoffe nur noch, kein Pochen an meiner Tür zu hören.

Er will mich leiden sehen, für das was ich ihm angetan habe.
Er will Spiele spielen.
Psychospiele...

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