Wahrheit oder Pflicht

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,, Hör mir zu Chris. Was ich dir jetzt beichte, belastet mich schon seit Wochen. Ich hab dich echt gern, deswegen muss ich es dir sagen. Doch bevor du ausrastest, lass es mir dir erklären." Tief hole ich Luft und versuche vermutlich den schwersten Satz in meinem Leben, über meine Lippen zu bringen. ,, Elian und ich kennen uns schon seit längerer Zeit und es passieren zwischen ihm und mir gewisse Dinge, die wirklich nicht okey sind... Aber dass total unbewusst natürlich!" Für einen Moment geh ich in mir und schließe dabei meine Augen. Schnell bemerke ich dass das sich wie eine schlechte Lüge anhört und greife mir deshalb verzweifelt in die Haare ,, Scheisse! Das hört sich grotten schlecht an!", rufe ich durch den Raum. Überfordert laufe ich durch das Zimmer hin und her. Der Teufel hat sich seither nicht mehr blicken lassen, er hat einfach die Villa verlassen und befindet sich höchstwahrscheinlich in irgendeinem strip lokal. Irgendwie muss er ja runter kommen das Schwein. Gut, ich als Mann würde auch auf so einer Art und Weise runter schalten wollen aber da ich eine Frau bin, versinke ich lieber in Depressionen. Ich halte es wirklich nicht mehr aus, ich muss... nein, wir müssen es ihm sagen. Wenn wir es weiterhin so belassen wie es nunmal ist, dauert es nicht lange und ich kann mich von meiner jungfräulichkeit verabschieden. Ich spüre wie mein Puls immer mehr in die Höhe steigt sobald ich an das Geständnis denke. Seit gefühlter einer Stunde puzzel ich mir einen vernünftigen Satz zusammen, jedoch bekomme ich das Puzzel nicht richtig fertig. Jedesmal ist es falsch zugeordnet. Es ist so verdammt schwer jemand etwas zu gestehen was dich so sehr belastet, sodass es schon deine Laune beeinflusst.

Plötzlich höre ich im hintergrund meiner Verzweiflung wie jemand die Haustür der Villa öffnet. Schließlich erklingt ein rasseln von Schlüsseln und gleichzeitig fällt die Tür wieder ins Schloss. Okey, entweder ist das Mia oder der Teufel kehrt in seine Höhle zurück. Wie angewurzelt bleibe ich an Ort und fleck stehen und starre die Tür vor mir an. Leise schritte sind zu hören die immer hörbarer werden. Es braucht nicht lange und schon öffnet sich die Tür vor mir. Doch wer dann urplötzlich vor mir steht, gehört definitiv nicht ins Haus.

,, Chris?!", rufe ich schockiert und zugleich erleichtert. In Sekunden schnelle kommt er auf mich zu und nehmt mich in den Arm. ,, Ist alles gut bei dir?", fragt er mich besorgt. Überrascht runzelt sich meine Stirn. Was geht jetzt ab? ,, He?", bringe ich nur raus. Sogleich taucht wieder sein besorgtes Geischt vor mir auf. ,, Elian kam zu mir auf die Arbeit und meinte dir geht es nicht so gut. Er hat mir seine Schlüssel gegeben und ich bin sofort hier her." Angst breitet sich in mir aus. ,, Ich frage mich weshalb er dich nicht einfach mitgenommen hat aber wahrscheinlich wollte er das wir beide alleine reden." Ich schaue in die Augen von Chris die vor Sorge strahlen. Ich will es ihm jetzt und hier sagen, es ihm erklären aber es will einfach nicht raus. Immer wieder versuche ich einen Satz zu bilden, doch ich kann es nicht. Stattdessen bringe ich nur heiße Luft aus mir raus. Aufeinmal legt er fürsorglich sein Handrücken auf meine Wange. ,, Du glühst ja förmlich! Fühlst du dich nicht gut? Sollen wir ins Krankenhaus? '' Oha. Seh ich etwa so grässlich aus? ja gut, ich hab fast die ganze nacht durch gemacht.. warm lächel ich ihn an und nehme seine Hand von meiner Wange. ,, Nein alles gut, es liegt nur daran dass ich in einem fremden Haus bin.", Tische ich wieder die nächste Lüge auf. Von wegen fremd. Wenn er nur wüsste... diesen Tag kann ich nicht vergessen.
,, Das Problem kann ich sofort lösen.", sagt er plötzlich. Sein grinsen wird breiter, er strahlt förmlich, schon fast gruselig. Missmutig betrachte ich ihn und zeige mit meinem Blick das ich nicht weiß auf was er hinaus will. Grinsend guckt er mich an. ,, Du übernachtest bei mir.", entscheidet er es einfach mal so. Also langsam komm ich mir wie eine Prostituierte vor. Von einem Typ zum nächsten oder wie? Aber ja, die Idee wäre nicht so schlecht. Immerhin kenn ich Chris und ich hab schon öfters bei ihm übernachtet. Außerdem würde ich dann aus dieser Hölle entkommen. Eine Art Gunst breitet sich in mir aus, was ich mit einem seufzen Ausdrücke.
Lächelnd guck ich Chris an während er mich mit seinen großen Augen bemustert. ,, Ich pack nur meine Sachen zusammen dann können wir auch los." Bevor er überhaupt antworten kann, sprinte ich aus dem Zimmer und laufe Richtung Terrasse. Meine Klamotten sollten mittlerweile trocken sein, denke ich zumindest.

Freezing Angel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt