Ein Ende und ein Anfang

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Der Krieg war endgültig vorbei. Nicht nur Lothal war frei. Mit der Zerstörung des zweiten Todessterns war auch der Rest der Galaxie endlich befreit worden. Hera bedauerte, dass er heute nicht hier war, um diesen Tag mitzuerleben. Aber ein Teil von ihm würde immer bei ihr sein.
Zwei kleine, nacheinander spielende Oneshots, die am Ende von Rebels spielen. Der erste spielt vor der Forces of Destiny Folge mit Hera auf Endor. Da beide Geschichten nicht so lang sind und unmittelbar zusammenhängen, habe ich sie in ein Kapitel gesteckt.

„Das Geknalle hat ja aufgehört. Sind wir fertig? Haben wir gewonnen, Mom? Haben wir gewonnen?"
Hera lachte. Jacen war immer so unglaublich aufgedreht. So unglaublich fröhlich. Die Twi'lek hatte mit dem Jungen alle Hände voll zu tun. Aber um nichts im Universum hätte sie ihn je wieder hergegeben.
„Ja, Liebling. Ja, das haben wir."
Als die Pilotin das Schiff auf Endor landete, sprang der Junge sofort von dem Sitz auf, auf dem er zuvor gesessen und herumgezappelt hatte. Sie hatten einen großen Teil der letzten Zeit an Bord der Ghost verbracht, und so sehr das Kind das Schiff liebte... er konnte es kaum erwarten, sich mal wieder auf festem Boden die Beine zu vertreten. Er griff nach den Händen seiner Mutter.
„Komm, lass uns raus gehen. Ein bisschen frische Luft wird dir gut tun. Dann brauchst du dich nicht mehr anzumalen, weil du so blass bist."
Die Pilotin war so gerührt von der Sorge ihres Sohnes, wie sie sie traurig machte. Jacen war seinem Vater nicht bloß vom Aussehen her unglaublich ähnlich. In so vielem, was der Junge tat uns sagte, erkannte sie Kanan wieder, und es brach ihr das Herz, dass Jacen ihn nie kennen lernen würde – auch wenn sie sich sicher war, dass Specter eins immer über sie wachen und auf sie aufpassen würde. Hera wünschte sich nichts mehr, als den heutigen Sieg mit ihrem Sohn und ihrem Jedi feiern zu können.
Kanan hätte sie sicherlich ausgeschimpft, weil sie in der letzten Zeit nicht genug geschlafen hatte, wenn er hier gewesen wäre. Er hätte noch viel leichter durch ihre Maske, durch die Farbe in ihrem Gesicht, hindurch gesehen als ihr Jacen. Und er hätte ihr auch angesehen, dass sie geweint hatte.
Sabine würde es wissen, wenn sie sie in ein paar Tagen wieder sahen. Weil sie Ezra so sehr vermisste, wie Hera Kanan vermisste. Ein kleiner Teil der Twi'lek hoffe noch immer, dass Specter sechs am Leben war und nicht für den Rest ihres Lebens von ihnen getrennt bleiben würde... noch mehr für die Mandalorianerin als für sich selbst.
Specter zwei musste ihre Tränen zurückhalten.
Jacen starrte sie noch immer erwartungsvoll an und zerrte an ihrer Hand. Sie stand langsam auf, setzte ein Lächeln auf und schloss den Jungen in die Arme.
„Ich glaube, ich sage dir nicht oft genug, wie sehr ich dich liebe."
„Mom, du erdrückst mich!", beschwerte Jacen sich, auch wenn er sich, wenn er ehrlich war, nicht wirklich daran störte.
Er wusste, dass seine Mutter es nicht gerade leicht hatte, und er gab ihr gern Halt. Sie vermisste seinen Vater sehr.
„Entschuldige. Lass uns raus gehen.", sagte sie und öffnete die Rampe der Ghost. Der Junge hatte sofort wieder ihre Hand gegriffen und rannte hinaus, seine Mutter hinter sich her ziehend. „Ganz schön stürmisch heute, was?"

„Na wenn das mal nicht General Syndulla ist."
Als Hera aufschaute, verdrehte sie die Augen.
„Oh, großartig. Du auch hier. Lange nicht gesehen, was, Solo? Hast du nicht wen anders um seine Credits zu betrügen?"
„Sag bloß, du nimmst mir das mit der Lieferung immer noch übel."
„Nicht, wenn du mir das, was du mir schuldest, endlich zurück zahlst."
„Also, was das angeht..."
Der Schmuggler kratzte sich am Kopf. Hera verschränkte die Arme.
„Ja, das dachte ich mir schon."
„Das da hinten ist dein Schiff, richtig?", erkundigte sich Jacen mit Blick auf den YT-1300 Frachter und unterbrach damit das Gezanke der Erwachsenen für den Moment.
Han grinste.
„Ganz richtig. Der Millennium Falke."
„Welches ist denn das bessere Schiff? Ist es die Ghost, Mom? Ist es die Ghost?", erkundigte sich der Junge aufgeregt und schaute erwartungsvoll zwischen Hera und Han hin und her.
Die Pilotin fuhr ihrem Sohn durch die Haare.
„Natürlich ist es die Ghost, Liebling."
Der Schmuggler, der ihnen gegenüber stand, schüttelte den Kopf.
„Darauf würde ich nicht wetten. Mein Schiff ist das schnellste in der ganzen Galaxis."
Die Twi'lek warf ihm einen zweifelnden Blick zu.
„Darüber lässt sich streiten."
„Was, willst du mir etwa Konkurrenz machen?"
„Worauf du wetten kannst."

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Jacen liebte es, seine Tante Sabine zu besuchen. Sie war eine starke Frau, eine mutige Frau, aber sie manchmal wirkte sie sehr traurig, trotz all der bunten Farben, mit denen sie sich umgab. Jacen mochte ihre Bilder. Und er liebte ihre Geschichten. Wann immer sie von Jacens Vater und von Onkel Ezra sprach, wurde sie ganz melancholisch. Sie lächelte viel. Aber hin und wieder sah sie auch aus, als wolle sie weinen. Der Junge merke das. Seine Mutter weinte oft, auch wenn sie glaubte, er würde das nicht mitbekommen. Sein Vater hatte seine Mutter und ihn sehr geliebt, daran erinnerte sie das Kind ständig.
»Ohne ihn wären wir Beiden heute nicht mehr hier. Er hat sein Leben gegeben, damit wir in Sicherheit sind. Und er passt auf uns auf. Das wird er immer.«
Jacen konnte nicht traurig sein, weil sein Vater nicht mehr da war. Er hatte ihn ja gar nicht gekannt. Es machte ihn bloß traurig, dass seine Mutter unglücklich war. All die Geschichten von ihm, die Sabine und Hera erzählt hatten, machten Jacen klar, dass er ein guter Mensch gewesen sein musste. Dass er geliebt worden war, und vermisst wurde. Und ab und an fragte Jacen sich schon, was für ein Vater er wohl gewesen wäre. Ob seine Mutter wohl mehr Lächeln würde, wenn er noch da gewesen wäre. Es fiel Jacen schwer, sich ein Leben mit ihm vorzustellen. Er kannte allerlei Erzählungen über Kanan als Helden, und er wusste, dass er zeitweise eine Art Vater für Tante Sabine und Onkel Ezra gewesen war.
Unter anderem deshalb wollte Jacen Ezra auch unbedingt irgendwann kennen lernen. Und die Art, wie Tante Sabine von Ezra sprach, machte Jacen neugierig. Über niemanden sonst sprach sie auch nur ansatzweise so, wie sie von ihm sprach. Voller Bewunderung. Voller Liebe. Und voller Reue. Weil sie Angst davor hatte, ihn verloren zu haben. Davor, ihn vielleicht nie wieder zu sehen.
„Wenn du jemanden liebst, dann sag ihm oder ihr das, so oft du kannst. Sonst ist es vielleicht irgendwann zu spät und du bereust, dass du es nicht getan hast.", hatte sie mal gesagt.
Der Turm, in dem sie lebte, war über Jahre hinweg Ezras zuhause gewesen, bevor er die Crew kennengelernt hatte. Sie hatte ihn restauriert, aber einige seiner Sachen hatte sie behalten.
Die Wände des Turms waren gefüllt mit Erinnerungen, und auch heute konnte Jacen seinen Blick kaum von den Zeichnungen abwenden, als Sabine die Tür öffnete, um sie hinein zu lassen. Eine Weile ließ Specter fünf Specter sieben in Ruhe die Bilder betrachten, während sie seiner Mutter um den Hals fiel.
„Es tut so gut, dich zu sehen."
„Ja. Das tut es wirklich."
„Also ist es wirklich wahr, was ich gehört habe? Es ist vorbei?"
„Ist es, Sabine. Wir haben gewonnen. Wir haben zu Ende gebracht, was wir damals alle zusammen begonnen haben."
Sabine lächelte. Dann ließ sie Hera los, beugte sie sich zu Jacen hinunter und nahm den Jungen hoch.
„Na, wie geht es meinem süßen kleinen Patenkind, hm?"
„Ziemlich gut, aber scheinbar nicht so gut wie dir. Du strahlst.", stellte er fest. Es war schön, sie so glücklich zu sehen. Die Trauer, die sie sonst zu verbergen versuchte, was ihr nur mäßig gelang... heute schien sie wie weggeblasen. So sehr wie jetzt hatte Jacen sie noch nie strahlen sehen. „Kannst du in Zukunft mehr so lächeln?", bat er, und sie lachte ein wenig.
„Ihr werdet mir nie im Leben glauben, wenn ich euch erzähle, was passiert ist."

„Ahsoka? Und... und sie hat... nach all den Jahren..."
„Sie hat eine Spur. Er lebt. Ich... Ezra sagte, er verlässt sich auf mich. Also werde ich nicht aufhören, ihn zu suchen, bis ich ihn gefunden habe."
„Du wirst nicht mehr lange bleiben, was?"
„Ja, ich... tut mir leid, ihr seid gerade erst angekommen, und... ich hätte es euch sagen sollen, damit ihr nicht extra her kommt, aber ich wollte es dir persönlich sagen, und mich persönlich von ihm verabschieden. Im Nachhinein war das vielleicht ne blöde Idee..."
Hera legte die Hände auf Sabines Schultern und lächelte sie an.
„Geh und finde ihm. Für uns alle. Und tu mir den Gefallen und hör auf deinen eigenen Ratschlag, wenn du ihn wieder siehst. Versprichst du mir das?"
Sabine grinste.
„Das werde ich." Dann zog sie die Twi'lek in eine lange Umarmung, und nahm anschließend noch mal Jacen hoch. „Und dass du mir in der Zwischenzeit bloß auf die Ghost und mein Zuhause aufpasst." Sie drückte dem Jungen einen Kuss auf die Stirn. „Du pass gut auf deine Mom auf. Und Hera... pass auf, dass unser kleiner Lothwolf keinen Blödsinn macht, ja?", fügte sie mit Blick auf Jacen hinzu, woraufhin der Junge sie frech angrinste.
Die Twi'lek lachte.
„Ich tue mein bestes. Komm du bloß heil wieder."
„Das werde ich."
Und damit drehte die Mandalorianerin sich um und verschwand durch die Tür. Ezras Lichtschwert, das sie an der Hüfte trug, hielt sie fest umklammert. Sie hatte es in all den Jahren nie abgelegt.
„Liebt Tante Sabine Onkel Ezra so sehr, wie Daddy Mamie geliebt hat?"
Hera lächelte, als sie der Mandalorianerin hinterher schaute. Zum ersten Mal seit einer viel zu langen Zeit hatte sie einen Funken Hoffnung in ihren Augen aufblitzen sehen. Sie drückte ihren Sohn an sich.
„Ja, das tut sie. Und sie wird ihn endlich nach Hause holen."

A/N: Okay, das Finale hat mich kaputt gemacht. Hoffe, die kleinen Geschichten haben euch ein wenig gefallen, und es würde mich sehr interessieren, was ihr vom Serienabschluss haltet.

Ein Ende und ein AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt