Ich liebe dich

12. deliver me

"Wie meinst du das?"

"Du sagtest mir, ich liebe dich, obwohl du es nie so meintest. Und genau dies ist traurig. Es ist traurig, dass du mit jenen Worten, die am meisten an Bedeutung tragen, so verschwenderisch umgehst. Sie benutzt ohne ihre eigentliche Bedeutung zu kennen. Ihre wahre Bedeutung mit dem Herzen zu fühlen. Es ist traurig, jene Worte dafür zu benutzen, etwas zu bekommen, etwas zu besitzen, es zu benutzen, bis es selbst dem nicht mehr Wert ist. Und weißt du was?"

"Nein, was meinst du?"

"Trotz allem, was du mit mir gemacht hast, dass du mich lediglich dazu benutztest, deine eigene, triebhafte Lust zu stillen, mich anlogst, bis ich dir mein Herz schenkte, und du dieses wiederum in jenen Abgrund fallen ließest, welcher uns nun trennt, liebe ich dich immer noch, schenke dir auch jetzt wiederum mein Herz. Und genau das ist es, was man Liebe nennt."

Und damit drehte sich um, ging die leeren, in der sommerlichen Hitze flimmernden Straßen entlang, den Wind in ihren goldblonden Haaren wehend, ihn an ihrer sanften Haut streifend, nicht reibend, gar aufschürfend, wie noch kurze Zeit zuvor, während die im Abendlicht rot- orange, schimmernden Sonnenstrahlen sich, wie auf einem glasigen Spiegel, auf ihre vollkommenen Nägel legten, dort ihr Inneres wiederspiegelten. Derweil jenen einzigartigen, rosigen Schimmer auf die Wangen getuscht. Und nun, so war ein Jedem klar, war sie es, das Mädchen, dessen Unbeschwertheit und Schönheit zu strahlen begann. Den sie hatte erkannt, was Liebe wirklich zu sein vermochte, und sah, mit endlich ganz geöffneten Augen, dass er, diesem Gefühl keinen Raum gab, er ihm nie die Luft zum Atmen, den Samen zum entsprießen geben würde. Doch sie, so wie sie da ging, leicht und geschwind, wusste, dass sie ihn immer lieben würde.

"Ich liebe dich, Adam Black..." , waren demnach ihre letzten Worte, bevor sie in der Ferne, der sich unendlich weit erstreckenden Straße verschwand, jenem Pfad folgte, welcher einzig und allein, aus der leeren, staubigen Stadt herausführte, heraus in die Freiheit.