14 || Reinste Folter

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Wir hatten schon fast fertig gegessen, da stellte sich ein Schattenflieger an unseren Tisch und sah Lucy eindringlich an, woraufhin sie zusammensackte.

Wollte er sie... abholen? Zum Daramer bringen? Das durfte er nicht!

"Du kommst mit, Schwächling!", schrie er und zerrte Lucy zu sich.
"Aber..."
"Kein aber! Ihr müsst stark genug sein und du, du warst schwach! Sehr schwach und somit nutzlos. Darum müssen wir dich trainieren. Und jetzt keine wiederworte mehr oder es wird schlimmer!"

Ich hätte etwas sagen sollen, aber ich konnte einfach nicht. Wahrscheinlich wird sie wieder mitgenommen und ihrem schlimmsten Albtraum entgegengestellt... Ich muss meine Kraft trainieren! Ich kann einfach nicht zulassen, dass meinen Freundinnen so etwas passiert.

"Ich gehe dann mal. Bis später.", sagte ich stumpf und ging entschlossen davon, in mein Zimmer.

Dort nahm ich das Buch in die Hand und schaute mir an was ich schon wusste, oder dachte zu wissen.

Kraftprinzip

Ich schätze, dass die Gabe nur in Bezug auf gute, fröhliche Dinge funktioniert.
Beispiel hierfür ist, dass ich kein schwarzes Kleid "erschaffen" konnte und
das Kleid bei Mira verschwunden ist, als ich an etwas dunkles, trauriges, so wie furchteinflößendes gedacht habe.

Bisher habe ich meine Gabe nur an bereits dagewesenen Objekten hervorgerufen, sprich
nur an Wänden oder Menschen aber nicht aus meiner Hand hinaus ins nichts.
Das werde ich als nächstes ausprobieren, aber allein, dass ich Miras Kleid halten konnte, ohne sie zu berühren war schon ein Fortschritt.


Als ich mir durchlas was ich geschrieben hatte, musste ich kurz schmunzeln.

Es klingt einfach so surreal... Warum ich? Es muss doch Gründe haben...

Da kam mir eine Idee. Was hatte ich nochmal gelesen? Was stand nochmal in den Ordnern...?
Chosen...? Lightnes? Nein, es war etwas anderes...

Ich schlug mir mit der flachen Hand an die Stirn.

"Natürlich! Lightchosen! Die Schattenflieger sind Schatten, wo kein Licht hinfällt, logischerweise ist das Licht dann also das Gegenteil und wo Licht ist, ist kein Schatten. Was erklären würde, warum es verschwindet, wenn ich an etwas Dunkles denke. Und Lightchosen heißt ausgewählt vom Licht also die Kraft die ich hab. Aber... Bin ich die Einziege?"

Ich setze mich auf mein Bett und ließ meinen Kopf in meinen Schoß sinken. Ich wusste so wenig. Und ich war gefangen. Und in Lebensgefahr. Und meine Freundin die genau in diesem Augenblick gequält wird.

"Ist doch alles Mist!"
"Nicht so eine Ausdrucksweise Mädchen."
"Ich sage was ich will. Und wie ich es will.", ich schaute in ihn und seine Miene verfinsterte sich.
"Komm mit du ungezogenes Ding. Du wirst trainiert."

Grob packte er nach meinem Arm und schleifte mich mit sich.
"Du tust mir weh!"
"Das musst du aushalten können!"


Wir liefen noch eine Weile, bis wir in einem schwarzen Raum ankamen, doch diesmal war er nicht leer. In der Mitte stand ein Kasten aus Metall auf einer Erhöhung.

"Leg dich da rein."
Ich schluckte und ging auf den Kasten zu. Ich hatte keine Ahnung was mich erwartete.
Er war gerade groß genug das ich hineinpasste, jedoch hatte ich keine Möglichkeit mich zu bewegen.

Schwarzmund stand ohne Emotionen am Ende des Katens und schloss die Lucke, so dass ich nur noch durch einen winzigen Spalt Luft bekam.
So kam es, dass ich gerade nach oben schaute und nur meinem Atem lauschte.
Nach einiger Zeit, von der ich überhaupt nicht einschätzen konnte wie lange es war, wurde es ziemlich warm.
Vom einem zum anderen Augenblick wurde es immer wärmer und das Metall unter mir fing an zu glühen.

Schmerzerfüllt schrie ich auf.
"Es tut weh! Hol mich hier raus!"

Aber nichts passierte. Es wurde immer wärmer und ich hatte das Gefühl zu schmelzen. Von überall prasselten die mehreren Tausend Grad auf mich ein und ich schwitze so doll wie noch nie, doch der viele schweiß machte keinen Unterschied auch wenn er locker einen ganzen See Bilden könnte.
Stattdessen wurde es nur immer wärmer und ich hörte gar nicht mehr auf zu schreien.
Langsam wurde mir schwarz vor Augen

"Bitte! Hol mich hier raus! Ich kann nicht mehr!"

Bevor meine Augen ganz zu fielen wurde die Lucke mit einer Wahnsinnigen Geschwindigkeit geöffnet und ich wurde rausgezogen und von Schwarzmund gehalten.

Seine kühle lies die Wärme etwas verschwinden, doch sobald er mich berührte schrie ich wieder auf. Überall hatte ich Brandwunden und meine Augen wurden wieder schwerer.

"Scheiße...", murmelte Schwarzmund.
"Nicht so eine Ausdrucksweiße.", wollte ich sagen doch schon nach dem ersten Wort musste ich Husten und spürte erneut meine Verletzungen.
Auf einmal kam eine Art Windhauch der sich auf meine Haut legte und meine Wunden noch einmal doppelt so Doll schmerzen ließ.
"Hör auf! Bitte!", flehte ich doch er machte einfach weiter und ignorierte mein Flehen.

"Bitte!"

"Ich helfe dir doch! Es tut weh aber gleich ist dir wieder kühler.", schrie Schwarzmund nun verzweifelt und ich hatte das Gefühl er habe Mitleid, aber da ich wusste das Schattenflieger nicht fühlen konnte schob ich es auf meine starken Verletzungen, die immer noch höllisch brannten.

"Hör auf so zu schreien! Bitte... Du weißt ja nicht wie..."

Plötzlich hörte es auf so Doll zu schmerzen. Es tat immer noch weh, aber nicht mehr ansatzweise so Doll.
"Es tut mir leid...", murmelte er aber ich war mir nicht sicher ob das tatsächlich für meine Ohren bestimmt war.
Plötzlich stand er auf und sah mich mit einem kalten Blick an.
Alle Emotionen waren aus seiner Stimme verschwunden

"Du bist immer noch zu schwach. Trainier das. Nächstes mal will ich nicht einen Mucks von dir hören!"
"Nächstes Mal!?", meine Augen weiteten sich, als ich realisierte was seine Worte bedeuteten.

"Ja. Nächstes Mal."

Und in diesem Moment sagte ich das wohl dümmste in meinem ganzen Leben.

"Manchmal hast du Momente in denen du anders bist als die anderen. Mehr gefühlvoll. Nein. Du hast überhaupt Gefühle, was ihr eigentlich nicht haben solltet. Aber mit Gefühlen bist du mir viel sympathischer und ich möchte dir mal nicht in die Fresse hau..."

"Pass auf was du sagst! Du hast ja KEINE Ahnung! Wir haben alle Gefühle! Und die bestehen NUR aus WUT und SCHADENFREUDE!!", er nahm mein Handgelenk und brachte mich wieder zum Schreien denn auch dort hatte ich Wunden, verursacht wenn dieser Folter. Als er mir dann auch noch auf den Rücken schlug viel ich zu Boden. Meine Augen fielen zu und dieses Mal gab es für mich keinen Ausweg mehr aus dem schwarz.




Die SchattenfliegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt