13. Schlechte Neuigkeiten

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Endlich, Endlich, Endlich!!
Mein Sohn Lothar II hat endlich eine Gabe gezeigt.
Er ist jetzt zehn Jahre alt und die Lehrer haben von seiner Fähigkeit der Stärke berichtet. Anscheinend kann mein Junge noch den schwersten Stein zertrümmern, Metall verbiegen und Bäume fällen und das alles mit bloßen Händen.
Wie es scheint kann die Gabe der Henotellos viele Formen annehmen und ich habe den Verdacht, dass nur erstgeborene Henotellos die aktive Gabe erben. Wenn dies zutrifft muss ich meinen Plan ändern und Sandrine zu weiteren Kindern ermutigen.
Jedes von ihnen kann mir dann ein Kind mit der Gabe schenken.
Es wird dauern, allerdings habe ich mit meinem Sohn Lothar II bereits den Grundstein für eine gute Zukunft gelegt. Nelenias Kind ist auch endlich da.
Ein Mädchen.
Die Ordensschwester Constance hat es mir mit einem Namen überreicht. Ariella. Nun mir ist es gleich wie das Mädchen heißt, solange sie die Gabe von Nelenia geerbt hat. Die Ordenschwestern haben berichtet, dass Nelenia nicht gut auf den Verlust ihrer Tochter reagiert hat. Ich werde wohl eine Rekonditionierung vornehmen lassen müssen.
Ariella wird im selben Kloster aufgezogen wie mein Sohn.
Mit der Zeit wird sie ihm treu ergeben sein und er hat jemanden mit der Gabe in seinem Vertrauen. Ich muss nur dafür sorgen, dass sie keinen Einfluss auf ihn hat.
Außerdem wird es Zeit das John mir ein mit der Gabe gesegnetes Kind überreicht. Vielleicht mache ich daraus ein Gesetzt. Die Henotellos dürfen wohnen und Leben wie sie wollen, aber das erstgeborene Kind gehört mir.
Die Idee gefällt mir.
Persönliche Aufzeichnungen Lothar von Bärenstein I.


Im Speisesaal herrschte reges Gespräch. Es war Abend und die Frischlinge leckten ihre Wunden oder zeigten sie voller Stolz her. Das kam darauf an, wo man sie sich zugezogen hatte. Während eines Kampfes, oder einem Hindernisparkour, oder einem kleinen Marathon.

Es gab viele Wege sich zu verletzen. Das künstliche Licht ließ sie alle blasser wirken als sie waren. Jeder Rekrut verbrachte den Tag im Freien, bei Übungen. Selbst der Winter, der nun in vollem Ausmaß angekommen war, ließ die Ausbilder nicht davor zurückschrecken, die Rekruten im Feld zu drillen. Kyrie hatten den Eindruck gewonnen, das selbst ein Erdbeben oder ein Vulkanausbruch sie nicht vor den täglichen Übungen retten konnte. Zumindest ein gutes hatte die rege sportliche Betätigung.

Kyrie hatte ordentlich Muskelmasse aufgebaut, da war kein Gramm Fett mehr an ihrem zuvor normalen Körperbau. Besonders die Muskeln ihrer Arme hoben sich hervor. Mit einem gleichgültiges Gesichtsausdruck sah sie sich im Saal um, sie versuchte nie zu viel Gefühl zu zeigen.

An den Wänden des Speisesaals standen Soldaten niedrigen Ranges und beobachteten jeden der anwesenden genauestens. Sollte ihnen etwas auffälliges ins Auge stechen, wurde erwartet, dass sie es unverzüglich meldeten. Verrat wurde hoch belohnt. Kyries Magen knurrte auffordernd. Seufzend stellte sie sich zur Essensausgabe.

Heute gab es Fleischeintopf mit Reis. Die Schlange vor der Essensausgabe war lang, würde sich aber schnell auflösen, wie jedes Mal, wenn sie dazu kam. Während des letzten Monate hatte sie sich einen bestimmten Ruf erarbeitet. Eine Tatsache die für sie gleichzeitig frustrierend wie beglückend war. Kyrie galt als Kampf-Ass, super im Nahkampf wie auch mit Pistolen.
Dieser Ruf machte sie vor allem unter den neuen Rekruten zu einer Person von Bedeutung.
Sie selbst fühlte sich seltsam wenn sie an all die Trainingskämpfe mit ihren Kameraden dachte. Viele von ihnen hatte sie während dieser Kämpfe tatsächlich verletzt und das machte ihr Angst.

Obwohl ihr Gewissen und ihre Erziehung ihr sagten, dass dieses Verhalten nicht akzeptable war, fühlte es sich so gut an zu kämpfen. All ihre Wut über ihr Leben und die erlittenen Schmerzen konnte sie beim kämpfen raus lassen und in den wenigen Momenten in denen sie sich nicht selbst belog, musste sie sich eingestehen: Es fühlte sich fantastisch an.
Als wäre sie frei. Es war erlaubt während des Trainings seine Kräfte einzusetzen und Kyrie tat dies nur zu gerne. Wieso sollte sie nicht verwenden was ihr Erbe war? Dies war auch der Grund für ihre Erfolge.

Kyrie- Nebel des KriegesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt