Liebes Leben,
ich schreibe dir, weil ich das Gefühl habe, dass es längst überfällig ist.
Es ist an der Zeit, danke zu sagen.
Danke für alles was ich habe, für meine Familie, meine Gesundheit, das Dach über meinem Kopf, die Nahrung die ich täglich zu mir nehme (und das sieht man mir auch an) und die Erfahrungen, die ich machen darf.
Auch wenn diese Erfahrungen nicht nur gute sind.
Alles was ich besitze, ist so kostbar und deswegen will ich dir hiermit, und mit diesem offenen Brief, danken.
Aber ich beginne mich zu wiederholen.
Es verlief nicht immer alles glatt, aber sind wir mal ehrlich, dass tut es doch nie.
Und wenn doch, überleg' mal, wie langweilig das wäre.
Wer will den schon Perfekt sein?
Ich weiß, dass es auch wieder Zeiten geben wird, in denen ich dich verfluchen werde, zum Beispiel, wenn ich die nächsten Mathearbeit verhau' oder wenn ich wieder Selbstzweifel hege, die sich in letzter Zeit sowieso wieder häufiger in mein Unterbewusstsein schleichen, aber das tut jetzt nicht zur Sache.
Ich wollte dir sagen, dass ich mich wahnsinnig darauf freue, was noch kommt. Ich freue mich auf die Zukunft, auch wenn mir die Vorstellung daran etwas Angst macht.
Ich freue mich auf meinen Abschluss, meine Ausbildung, meinen Führerschein, meine erste eigene Wohnung und auf meine erste große Liebe. Eine, die auf Gegenseitigkeit beruht.
Niemand hat gesagt, dass es leicht wird und ich bin mir sicher, dass auch einige Downs kommen werden.
Aber den Mount Everest besteigt man auch nicht so leicht.
Und eine Autobahn befährt man auch nicht ohne Schlaglöcher.
Mal ist es kalt, mal geht es abwärts, aber wieso sollte man deswegen die schönen Dinge außeracht lassen?
Das vergesse ich manchmal.
Oder doch sehr häufig.
Und das obwohl du mir doch jeden Tag das Gegenteil beweist. Ich bin wahrscheinlich einfach nur zu blind.
Also liebes Leben, ich widme diesen Brief dir und all deinen Ecken und Kanten, deinen Fehlern und den schmerzhaften Ansagen.
Danke,
das ich dabei sein darf.
In Liebe
S.
