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Ein lauter Knall. Etwas bewegt sich und zwar schnell. Dein Kopf dröhnt. Der Knall hat dich geweckt. Deine Schmerzen werden größer. Du bemerkst erst jetzt, dass deine Augen zu sind. Langsam öffnest du sie, denn du weißt nicht, was dich erwarten könnte.
Du siehst zunächst nichts. Nur die Dunkelheit. Doch langsam beginnen sich deine Augen an die Verhältnisse zu gewöhnen. Erst jetzt wird dir klar, dass du dich in diesem Etwas bewegst. Nach oben. Aber halt? Nach oben? Wohin? Wieso? So viele Fragen schwirren dir durch den Kopf und das Dröhnen beginnt  mehr zu werden.
Du stützt dich ab. Du versuchst all die Verwirrungen einen Moment lang auszublenden und dich umzusehen. Du schaust nach oben und siehst nichts. Links und rechts von dem Etwas flackert ab und zu ein Licht, dass jedoch durch die schnelle Bewegung direkt wieder verschwindet.
Dieses Etwas, wie es dir jetzt erst bewusst wird, ist eine Kiste, eher eine Art Box oder Käfig.
Du kannst nicht länger nachdenken, denn durch den plötzlichen Stopp ertönt ein erneuter Knall. Du hast angehalten.
Langsam denkst du, du kannst endlich wieder aus deinem Alptraum aufwachen und zuhause im Bett realisieren, dass es nur ein böser Traum war. Eben nicht mehr als das.
Doch warte mal.
'Zuhause'. Was ist dein 'Zuhause'?
Wo ist es?
Dir fällt nichts ein. Auch weitere Erinnerungen sind weg. Wer sind deine Eltern? Wer sind deine Freunde? Wo ist deine Heimat? Wo warst du vor der Box? Wieso bist du in dieser Box? Du krabbelst in eine der Ecken deines Gefängnisses, wie du es mittlerweile siehst.
Dir fällt nichts ein, egal an was du versuchst zu denken. Nur dieser eine Name schwirrt in deinem Kopf. Deiner: Jessica. Doch auch nur Jessica. Kein Nachname, nichts. Du weißt nicht einmal wie du aussiehst, geschweige denn wie alt du bist.
"Das kann doch alles nicht wahr sein!" sagst du laut und merkst erst jetzt, dass du weinst. Deine Stimme ist dir fremd. Du verstehst die Welt nicht mehr.
Du weiß nur, dass du Jessica heißt und in deinem eigenen kleinen Gefängnis sitzt.
Ruckartig wird über dir ein Tor geöffnet. Deine Retter? Oder deine Entführer? Ob du überhaupt entführt wurdest, weißt du nicht. Doch das ist momentan die einzige logische Lösung, die du dir selbst bietest.
Du siehst nach oben. Das Licht tut in den Augen weh. Licht, Sonnenlicht. Du bist dennoch froh es zu spüren.
Du siehst einzelne Umrisse, die langsam Gestalt annehmen. Auf dich herab schauen ungefähr 6-7 Jungs in alten, dreckigen Klamotten. Du kennst keinen. Versuchst dich zu erinnern, doch es gelingt dir nicht. Das sind alles Fremde.
Langsam merkst du das Dröhnen von vorhin wieder.
Was werden sie mit dir tun?
Die letzten Worte, die du hörst sind:
"Es ist ein Mädchen".

Dann wird alles schwarz.

The Maze GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt