1 Mary

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Es war Sonntag in Portlucifer. Dicke Wolken hangen am Himmel und die Nebelschwaden ließen kein Licht durch. Die Luft war feucht, es roch wie immer nach Schießpulver und Schimmel.

In 2 Stunden würden die Touristen eintrudeln, und die Massen von Menschen würden sich wieder durch die Gassen vom Ghetto wälzen, wie eine dicke Flüssigkeit bis in jede Ecke.

Wie sie sich darauf freute. Es war immer ein Fest ihnen all ihr Geld abzuziehen, auch wenn sie nicht so begabt war. Danach könnte man für einen Tag wie ein König leben, außerdem hatte sie Schulden.

Mary dachte nicht gerne an das was ihre Schulden verursachte, denn ihr wurde immer schlecht davon.

Sie trat auf die Straße. Die riesen Hauswand vor ihr verhinderte, dass das bisschen Licht, was dennoch durch die Wolken schimmerte, nicht auf der Straße ankam.

Hier roch es noch stärker nach Schießpulver, ein Geruch, den sie einfach von den anderen trennen konnte. Aber vor allem roch es nach Exkrementen, die zahlreich in den Gassen lagen.

Das Ghetto war echt kein guter Ort zum Wohnen, wenn man nicht ersticken, verschimmeln, ermordet werden oder ertrinken wollte. Kurz gesagt, es war kein Zuhause. Wenn sie an ihr wahres Zuhause dachte, an Munaiba, zog sich ihre Magengegend zusammen.

Sie dachte einen Moment lang and die roten Mohnblumen auf dem Feld ihrer Tante, die sich immer im Wind hin und her bewegten. Sie hatte immer am Rand des Feldes, auf einem großen Stein gesessen und den Blumen zugesehen, bis der Himmel golden wurde und ihre Mutter zum Essen rief. Sie saß Stunden dort und atmete den Duft des Mohns ein, der auf sie wie eine Droge wirkte. Jeder liebte diesen Duft, sofern man Mohn riechen konnte. Aber sie konnte es.

Mary konnte alles riechen. Sie roch das fließende Blut, in den Adern des Mannes ihr gegenüber, der gerade aus den Schatten getreten war. Sie roch alle Bestandteile seiner billigen Zigarette, die er sich gerade angesteckt hatte. Sie roch den toten Mann hinter der nächsten Ecke, der unglücklicherweise Opfer eines Mordes geworden war. Sie roch die Drogen, die Mrs. Bellatrasse in ihrem Laden um die Ecke hielt. Sie roch die Angst, der unschuldigen Frauen, die in ihren Betten schlummerten. Sie roch alles.

Doch so toll es auch war und egal wie viele Vorteile es hatte, es war nichts worauf sie stolz war. Ihre Gabe war ihr zum Verhängnis geworden, vor zwei Jahren, damals in Munaiba.

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