Lila Regen

Krise am See

Grinsend klaue ich Timi den Ball, um ihn auf die gegenüberliegende Tischkante zu werfen. "Also ich hätte ja getroffen!", lacht er und stupst mir mit seinen Ellerbogen gegen die Schulter. "Habt ihr Lust morgen mit zum See zu kommen?", frägt Luca, welcher im anderen Team spielt. "Natürlich!", bejaht Emma und kneift ihm in die Backe. Zugegebenermaßen ist er mir noch gar nicht aufgefallen. Er wirkt eher unscheinbar im Gegensatz zu den anderen.  

"Beeil dich mal!", motze ich und wälze mich gelangweilt im Bett umher. Emma steht schon eine ganze Weile vor ihrem Spiegel und betrachtet ihr Gesicht, welches sie mit Concealer und Puder abdeckt. "Hast du dir mal Timi angeschaut!". "Ja natürlich.". "Sehe ich gut aus?" Stumm nicke ich. Natürlich sieht sie gut aus. "Also willst du was von ihm?" Sie zuckt mit den Schultern und packt ihre Fanta in ihre Umhängetasche. "Er wäre definitiv dein Beuteschema!", überlege ich und vergleiche ihn mit ihrem Ex-Freund. Es hat ein geschlagenes Jahr gedauert bis sie endlich über ihn hinweg gekommen ist. Obwohl zwischen den beiden nichts gelaufen ist, war er immer noch ihre erste große Liebe.  "Wir können los!".

"Da seit ihr ja!", lachend kommt Lucy auf uns zu gelaufen und zieht uns in eine Umarmung, "Was hat das den so lange gedauert?". "Em braucht ja bekanntlich zehn Stunden um sich wasserfest zu schminken!".  "Hei!", begrüße ich die anderen und breite mein Handtuch neben dem von Lucy aus. Jetzt wo ich sie so im Bikini sehe, stelle ich wieder fest, das es keine Frau gibt, die aufwährt Körbchengröße C hat und zusätzlich einen flachen Bauch besitzt. Wobei Lucy locker F hat. Irgendwie beruhigt mich das. Man kann eben nicht alles haben. Ich hatte eben lange schlanke Beine und einen schönen flachen Bauch. "Kommst du nicht mit ins Wasser?", reißt mich Emma aus meinen Gedanken. "Doch klar!". Eine Gänsehaut breitet sich über meinen gesamten Körper aus, als ich mit meiner Zehenspitze die Wasseroberfläche berühre. Entschlossen gehe ich wieder zurück zu meinem Handtuch um mich zu Sonnen. Das Wasser ist mir eindeutig zu kalt.
"Nicht so dein Ding oder?". Erschrocken richte ich mich auf und betrachte Yax, welcher sich neben mich gesetzt hat und auf die anderen deutet. Belustigt betrachte ich ihre Wasserschlacht und schüttel mit dem Kopf, "nicht so". Klar ist das gelogen. Das Einzige was mit hindert zu ihnen ins Wasser zu springen, ist erstens die Kälte und zweitens das Unwohl fühlen. Ich bin es einfach gewohnt bei Gruppen-Dingen still dazustehen.  Ich bringe mich nie so wirklich in eine Clique mit ein. "Meins auch nicht!". Mein Blick fällt auf seinen tätowierten Oberarm. Was das wohl für eine Bedeutung für ihn hat. So genau kann ich das Musters nicht erkennen, um eine grobe Vermutung aufstellen zu können. Schweigend sitzen wir neben einander und betrachten die Wasserschlacht, welche sich vor uns abspielt. "Wieso bist du so?", bricht er das Schweigen und betrachtet mich von der Seite. Nervös starre ich das grüne Seewasser an und überlege was genau er damit meint. Warum ich so bin wie ich bin? Gute Frage! Keine Ahnung. "Was meinst du?". "Du kommst mir so vor, als würdest du dich mit Absicht in den Schatten anderer Stellen, um nicht aufzufallen! Als ob hättest du kein Selbstvertrauen!", meint er daraufhin ernst. Da war was dran. Aber eigentlich war das nicht meine Absicht, sondern eher purer Alltag, der sich irgendwann mal so ergeben hat. Aber wieso interessiert in das eigentlich? Seine Blicke durchbohren mich, als ob würde er nach einer ganz bestimmten Geste suchen, um dann festzustellen, das er Recht hatte. Ich jedoch, so stur wie ich war, richte weiter meinen Blick auf das Wasser, weil ich wusste, das man mir sonst anmerken würde, wie nervös ich eigentlich war. Er machte mich nervös. Mehr als das! "Das hast du auf jeden Fall nicht nötig!".