„Heute dürft ihr auf die Jagd mitkommen!", bellte Regen. Ich freute mich unheimlich darauf. Ich wartete schon lange, um endlich mitgehen zu können. Streif, Bach und Tupfe kamen auch mit. Das war ein Abenteuer. Blüte und Minzbart begleiteten uns. Wir sollten von ihnen lernen. Sie würden uns zeigen, wie man jagt. Mein Pelz kribbelte. Endlich ist es soweit! Mein erstes Training! Vater trottete voraus. Minzbart ging hinter ihm, dann folgten wir und Blüte machte den Schluss. Zuerst strebte Regen einen Hang an. Es war mühsam und ich kam ganz schön ausser Atem. Doch ich liess mir nichts anmerken. Sie sollen nicht denken, dass ich schwach bin. Der Boden unter meinen Pfoten wurde härter, teilweise trat ich auf Gestein. Die Luft roch frisch. Wir waren früh unterwegs. Ein paar einsame Grillen zirpten noch im Gras. Es ging immer steiler Bergauf. Es war das erste Mal das ich die Umgebung des Baus verlassen hatte. Mutter war immer wieder mal jagen gegangen, doch wir durften nie mit. Ich blickte nach vorn. Wir hatten den Hang bestiegen. Vor uns erstreckte sich das weite Steppengebiet. Am Horizont ragten Bergspitzen in die Luft. Man hatte einen guten Überblick auf die gesamte Umgebung. Ich staunte, meinen Geschwistern erging es gleich. „Gehört das alles uns?", fragte Streif ehrfürchtig. „Noch..", erwiderte Regen. Was heisst noch? Was soll das bedeuten? Ich behielt meine Gedanken aber für mich. Wir trotteten auf der anderen Seite des Hügels wieder hinab. Hier ist also unser Jagdgebiet.. Ich hörte das leise Rascheln von Beute, diese roch gleich wie diejenige die Mutter immer heimbrachte. Regen bedeutete uns, still zu sein. Leise kauerte er sich nieder. Eine Grasratte. Ich entdeckte sie erst jetzt. Vater musste einen aussergewöhnlichen Geruchssinn haben. Die Ratte quiekte ein wenig und suchte dabei nach Futter. Regen hielt sich am Boden. Sein Bauchfell streifte die trockene Erde. Die Ohren zeigten gespitzt nach vorne. Vorsichtig achtete er darauf, das er kein Geräusch verursachte, während er Pfote um Pfote setzte. Dann spannte er seine Muskeln und sprang lautlos auf die Maus. Mit einem Biss tötete er sie. Er hob sie auf und kam auf uns zu. „Lernt von dem, was ihr gesehen habt", er wendete sich uns zu. Wir, kleine unerfahrene Welpen.. „Versucht es doch mal!", forderte er uns auf. Ich werde heute meine erste Beute fangen. Meine Geschwister verteilten sich. Ich ging einen kleinen Trampelpfad entlang, der zu einem Dornengebüsch führte. Da hörte der Weg auf. Ich schnupperte, irgendwo müsste es doch Beute geben. Da! Ich roch eine ganz leichte Spur von Maus. Zögernd folgte ich ihr. Sie führte direkt ins Dornengebüsch. Ich musste höllisch aufpassen, dass ich keinen Lärm machte. Dann sah ich sie. Ein paar Wolfslängen entfernt, nagte eine kleine Maus an einem Korn. Geräuschlos schlich ich mich heran. Ich war schon sehr nah an ihr, als plötzlich der Wind drehte. Ich merkte es unglücklicherweise nicht. Ich wollte gerade auf sie springen, doch sie war nicht mehr da. Ich sah noch wie sie davon sprang und in ihrem Bau verschwand. Enttäuscht setzte ich mich hin. Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich hätte mich besser konzentrieren sollen. Hinter mir raschelte es, Minzbart kam zum Vorschein. „Ist nicht schlimm, das passiert jedem Mal", so richtig aufheitern konnte es mich aber nicht. „Komm wir gehen zurück". Mit hängendem Schwanz stakste ich hinter ihm her. Von weitem hörte ich Vater schon zur Heimkehr jaulen. Minzbart fiel in einen Trab, ich musste mich anstrengen um mitzuhalten. Ich war müde. Alle warteten auf uns. Sie standen bereit zum Aufbruch. Streif kam angesprungen: „Schau was ich gefangen habe!" Er nuschelte, da er eine fette Grasratte zwischen den Zähnen hatte. „Wunderbar!", ich versuchte erfreut zu klingen, doch es gelang mir nicht so richtig. Wieso hat Streif etwas gefangen, aber ich nicht? Es war einfach ungerecht! Bach und Tupfe hatten auch jeder eine Maus erwischt, sie waren aber nicht so gross wie Streifs Beute. Regen führte seine Truppe zurück zum Bau, es hatte schon angefangen zu dämmern. Beim Bau angekommen war die Sonne schon untergegangen. Rostnase und Tautropfen unterhielten sich leise neben einem Wacholderstrauch. Mond hatte sich bereits zusammengerollt und schlummerte friedlich Seite an Seite mit Wolke. Sprenkel wanderte unruhig hin und her. Er schien nachzudenken. Sobald er Regen erblickte, eilte er zu ihm. Ich war so erschöpft, dass ich gar nicht mehr lange darüber nachdachte wieso. Ich legte mich einfach neben meine ebenfalls müden Geschwister hin und schlummerte schon bald ein.
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Frostmond - Legends Of The Wolfs
Fantasy>> Finstere Zeiten stehen an.. Das Böse. Die Wut. Es wird helfen. Doch es wird auch regieren. Flieht, aber nicht zu früh. << In dieser Geschichte geht es um Äthiopische Wölfe. Ich denke, dass nicht alle diese kennen werden, deshalb werd...