7. Kapitel

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Ich drückte sofort die Not-Klingel und Julia Mertens kam ins Zimmer. Ich erklärte ihr die Situation und Ana wurde sofort in den OP gebracht, da es durch den Schlag in den Bauchraum doch noch zu einer verspäteten inneren Blutung gekommen war. Kurz nachdem Ana aus dem Zimmer war kam auch schon ihre Schwester wieder ins Zimmer. „Was machen sie denn hier? Und wo ist Ana?", fragte sie gleich. „Hören wir einfach auf mit dem siezen. Ich bin Paula.", meinte ich. „Olivia. Also was ist mit Ana?", fragte sie nun nochmal. „Ich hatte mich gerade mit ihr unterhalten. Sie hatte mir erzählt was passiert ist und dann ist sie einfach so wieder bewusstlos geworden. Anscheinend kam es zu einer verspäteten inneren Blutung im Bauch, durch den Schlag.", erklärte ich Olivia. „Was? Innere Blutung? Wird sie das schaffen? Und wieso redet sie mit dir darüber, aber immer wenn ich sie frage, blockt sie ab?", meinte Olivia absolut verwirrt und fertig. Ihr kamen die Tränen. „Shht. Ganz ruhig. Ana ist ein starkes Mädchen. Sie wird das schaffen. Wenn du dich beruhigt hast, dann erzähl ich dir alles was Ana gesagt hat.", sagte ich und nahm Olivia in den Arm. Sie fing immer doller an zu weinen. Plötzlich kam ein Mann, ich schätze so Anfang 40, in das Zimmer. „Olivia? Was ist denn los?", fragte er und die angesprochene schaute ihn einfach nur unter Tränen an. „Ana. Sie...Es ist alles schlimm... Was habe ich denn nur falsch gemacht?...Ich dachte sie vertraut mir.", sagte Olivia die ganze Zeit. Der Mann kam auch sie zu und jetzt nahm er sie in den Arm. „Alles wird gut Olivia. Wir sind da. Für dich und für Ana. Du hast absolut gar nichts falsch gemacht. Manchmal sind Teenager einfach so. Daran bist du nicht Schuld.", redete er die ganze Zeit auf sie ein. Und es half. Nach und nach beruhige Olivia sich immer mehr. „Was hatte Ana gesagt?", fragte sie nun mich wieder und wir setzten uns auf die Stühle. Ich fing an alles zu erzählen was Ana mir gesagt hatte. Von den Nachrichten, über die Schläge bis hin zu dem Sturz. „Das gibt es doch alles nicht. Und ich habe davon nie was mitbekommen. Ich dachte, dass das ab und zu einfach noch die Trauer über den Tod unserer Eltern ist, aber damit hatte ich ja absolut nicht gerechnet.", meinte Olivia und dabei lief ihr eine Träne über die Wange. Der Mann neben ihr, welcher sich mir als Tom vorgestellt hatte, strich ihr mit seiner Hand die Träne aus dem Gesicht. Kurz danach kam Julia Mertens auch wieder ins Zimmer und teilte uns mit dass Ana die OP soweit gut überstanden hätte und jetzt auf der Intensivstation liege und dass wir sie dort besuchen könnten. Ich ließ Olivia und Tom den Vortritt und entschied mich dazu erst später nach ihr zu schauen.

ANAS POV

Als ich wieder etwas zu mir kam hörte ich ein Schluchzen und ein leises Gespräch. Ich musste mich echt konzentrieren etwas davon zu verstehen. „Ich mach mir solche Vorwürfe. Das ich früher nichts davon mitbekommen habe. Ich meine ich habe jeden Tag mit ihr zusammengelebt und nichts davon mitbekommen.", sagte jemand. Ich glaube es war Olivia. „Du kannst dafür absolut gar nichts. Was sollst du mehr machen, als danach zu fragen, ob alles in Ordnung ist.", meinte eine männliche Stimme. „Ja aber..." „Kein aber. Es ist so.", unterbrach die männliche Stimme Olivia. Wieder hörte ich ein leises weinen. Ich öffnete langsam meine Augen und drehte mich zur Seite, wo ich Tom sah, der Olivia in den Armen hielt. Sie war schrecklich am Weinen. „Olivia?", sagte ich leise und beide schauten mich an. Olivia sah echt schrecklich aus. Sie hatte total rote und verweinte Augen. Sie kam an mein Bett. „Hallo Mäuschen. Gehts dir gut?", meinte sie. Ich nickte nur. „Du sollst nicht weinen. Nicht wegen mir.", sagte ich zu ihr. „Alles gut. Ich habe mir nur solche Sorgen um dich gemacht. Paula hat mir alles erzählt, was du ihr gesagt hattest. Warum bist du denn nicht früher zu mir gekommen? Ich hätte dir doch geholfen.", meinte sie. „Ich wollte dich nicht damit belasten und wollte nicht, dass du dir Sorgen um mich machst.", sagte ich. „Ach Maus. Du belastest mich doch damit nicht. Ich bin froh, wenn du mit deinen Problemen zu mir kommst. Dann weiß ich nämlich, dass du mir vertraust.", meinte Olivia. Ich schaute sie nur an. „Versprich mir einfach, dass du das nächste mal mit mir redest.", sagte sie, woraufhin ich nur nickte. Dann kam auch Tom zu mir ans Bett und legte seine Hände um Olivias Taille. „Also ist es jetzt offiziell?", fragte ich die beiden. Sie schauten sich erst gegenseitig an und nickten dann beide. „Schön. Das freut mich. Sag mal Olivia. War Paula nochmal hier?", meinte ich. „Die wollte uns erstmal kurz Ruhe lassen und dann gleich nochmal kommen.", erklärte Olivia. „Gut okay. Habt ihr was dagegen, wenn ich noch ein bisschen schlafe? Ich bin echt noch fertig.", meinte ich. „Alles gut. Mach die Augen zu und schlaf ein wenig.", sagte Olivia und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Kurz danach bin ich auch schon wieder eingeschlafen.

Ich bin mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus raus und gehe auch wieder zur Schule. Aber nicht mehr auf die alte, sondern auf eine neue. Hier ist es deutlich besser. Ich habe Freunde gefunden, die mich so mögen wie ich bin und auch unterstützen. Dadurch bin ich auch besser im Unterricht geworden. Ich traue mich wieder mich zu melden und etwas zu sagen. Mittlerweile erzähle ich Olivia von meinen Problemen und behalte nicht alles für mich. Auch zwischen Paula und mir ist eine große Freundschaft entstanden und wir sehen in engen Kontakt und treffen uns auch regelmäßig. Wenn es die nächste Zeit weiterhin bergauf geht bin ich zuversichtlich, dass ich das Vergangene auch bald ganz hinter mir lassen kann.

Mein Leben, Meine ProblemeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt