Anmerkung des Autors: Alle deutschen Gespräche in diesem Kapitel finden natürlich eigentlich auf Englisch statt, sie werden nur auf Deutsch geschrieben, da wir niemanden ausschließen möchten.
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Die Schritte kamen immer näher und ich konnte die Umrisse eines Mannes erkennen. Erleichtert stand ich mit Arvo auf. Der Typ, der auf mich zugejoggt kam, sah ungepflegt aus und war vielleicht um die 50 Jahre alt. "Ähm sorry", sprach ich den Mann an. Dieser blieb stehen und sah mich abwartend an. "Ich habe mich verlaufen", erklärte ich auf Englisch. "Könnten Sie mir sagen, wie ich wieder in die Stadt komme?"
Ein dreckiges Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Mannes und er kam einen Schritt auf mich zu. Schnell wich ich zurück und zog Arvo mit mir, welcher den Mann lediglich anstarrte und nichts tat. Der Blick des Typen fiel auf Arvo, welcher den Schwanz einzog und unglücklich zu mir sah. "Soso, verlaufen also", grinste er boshaft und machte wieder einen Schritt auf mich zu. Das Blut begann in meinen Ohren zu rauschen und mein Herzschlag verschnellerte sich. Panisch sah ich mich um. Ich konnte niemanden sehen und weglaufen würde nichts bringen, denn der Kerl sah extrem durchtrainiert aus.Plötzlich tauchte hinter dem Mann ein weiterer Jogger auf. Panisch begann ich zu rufen: "Hier! Hilfe!"
Der Jogger beschleunigte sein Tempo und lief auf uns zu. "Mität haluat hänen?!", schnauzte er den dreckigen Typ an, welcher beschwichtigend die Hände hob. "Olen jo mennyt", erwiderte er und warf mir noch ein letztes, ekelhaftes Grinsen zu, bevor er sich zum Gehen wandte. "Oh mein Gott", plapperte ich drauf los. "Vielen Dank, ich dachte, der Typ stellt jetzt keine Ahnung was mit mir an und Arvo ist ja auch keine große Hilfe", bedankte ich mich, bis mir auffiel, dass ich Deutsch gesprochen hatte. Ich setzte gerade dazu an, das Ganze auf Englisch zu wiederholen, als der blonde Mann auf brüchigem Deutsch antwortete: "No Problem. Ich helfe very gerne. What are you doing hier alone in the Wald?" Überrascht musterte ich ihn. Er war blond und hatte blaue Augen, wie die meisten hier, war gut gebaut und sah sympatisch aus.
In dem Moment fiel mir eine gravierende Ähnlichkeit mit dem Sänger von Seenas Lieblingsband auf. "Ich war mit dem Hund spazieren und habe mich dabei verlaufen", gab ich zu und wurde leicht rot.
"Oh no. Come on. I show you where the city is.", erklärte er hilfsbereit. "Was ist your name?" "Kira", erwiderte ich mistrauisch und folgte dem blonden Mann, der bereits losgelaufen war. Arvo zog ich hinter mir her.
"My name is Samu", stellte er sich nach kurzem Schweigen ebenfalls vor. "Wo kommst du her? You are not from here.", stellte er fest. "Das geht dich nichts an", erwiderte ich kühl, während ich überlegte. Samu... Ich dachte angestrengt nach, wie der Sänger, den Seena so mochte, hieß. Hieß er nicht auch Samu? Und was war noch mal der Name der Band?
Überrascht zog Samu eine Augenbraue hoch. "Ich habe dich gerade gerettet und you won't tell me, wo du herkommst?"
"Ich wäre den Typ auch ohne Hilfe los geworden", sagte ich schnippisch.
"Oh, your hair passt zu dir. Du bist very...tough", lachte Samu und lief weiter durch den Wald. Wütend starrte ich ihn an und schwieg verbissen. Arvo trotte neben mir her. "Cut dog, by the way", sagte der blonde Finne und wuschelte durch Arvos Fell. Diesen schien das nicht im Geringsten zu stören und er lief einfach weiter zwischen mir und Samu her. Erleichtert stellte ich fest, dass man zwischen den Bäumen bereits die ersten Häuser sah. "Ich denke, von hier aus finde ich alleine zurück", teilte ich ihm reserviert mit und lief an ihm vorbei in Richtung der Häuser.
"I will go with you", grinste er, " sonst maybe you are getting lost again"
Mit ein paar Schritten hatte er mich wieder eigeholt. "Ich muss anyway hier entlang." "Dann geh halt heute wo anders entlang", motzte ich ihn an, doch Samu lachte nur leise und lief neben mir weiter. Ich beschleunigte meine Schritte und lief zügig und schweigend zu der Villa der Familie Heikinnen. "You live here?", fragte er und pfiff leise durch die Zähne. "Nicht schlecht"
Ich schwieg immernoch und kramte in meiner Tasche nach dem Schlüssel. Als ich ihn endlich gefunden hatte, spürte ich die warme Hand von Samu an meinem Arm. "I live in this house. Komm doch mal vorbei, if you don't get lost on the way"
Er grinste mich frech an und lief zu der Villa schräg gegenüber. Ungläubig sah ich ihm hinterher, bis Arvo mich daran erinnerte dass ich immernoch auf dem Bürgersteig vor der Villa stand. Kopfschüttelnd schloss ich das Tor, welches die Auffahrt für Fremde unzugänglich machte, auf. Ich lief die Zufahrt entlang und betratt das rießige Haus. Schnell nahm ich Arvo das Halsband ab, putzte seine Pfoten mit dem Hundehandtuch und lief dann in die Küche um seinen Napf aufzufüllen. Arvo trotte hinterher und wartete geduldig bis ich sein Wasser hingestellt hatte, welches er sofort zu trinken begann. Ich fuhr mir einmal durch meine roten Locken und lief dann ins Wohnzimmer, wo ich mich auf eine Couch fallen ließ. Ich hatte zwar noch Hausarbeit vor mir, aber vorher musste ich dringend mit Seena telefonieren.
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Annaats-Helsinki, ein Verrückter und Ich
FanficEin Jahr Finnland. Das schien Kira aus Berlin wie eine gute Idee. Auf anderer Leute Kinder aufpassen, die Sprache und das Land besser kennen lernen. Doch wie immer funkte ihr jemand dazwischen. Und dieser Jemand war niemand Geringeres als Samu Haber...