REZONI eiskalt

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Pov. Toni

Der eisige Wind, das letzte Überbleibsel des eigentlich vergangenen Winters, bläst mir eine bunte Haarsträhne aus der Stirn und ich vergrabe das Gesicht noch ein Stück tiefer in meiner Jacke.

Gedankenverloren starre ich auf meine Hände, die ich leicht zittrig im Schoß gefaltet habe.
Mir ist kalt.
Nicht kalt, im Sinne von frieren, eher bin ich selbst kalt.
Gefühlskalt...

So semi-poetisch das auch klingen mag, irgendwo ist es wahr.
Ich fühle mich einfach so verdammt alleine. Natürlich- Nia und Vik und so viele andere sind immer für mich da und das weiß ich auch zu schätzen.

Aber ich sehe mich nach jemanden, der mich in die Arme nimmt, nicht nur als guter Freund...
Nicht nur nach irgendjemanden...

"Toni? Ist alles in Ordnung?", reißt mich eine sanfte Stimme aus den Gedanken und ich schrecke auf.
Rezo steht, die Hände tief in den Taschen und mit, vor Kälte leicht geröteten Wangen, vor mir und sieht mich sorgenvoll an.

"Ja klar...", winke ich schnell ab, als würde es mir egal sein, wie es mir gerade geht.

In Wahrheit gibt es allerdings nichts, was ich mir mehr wünsche, als mit jemandem zu reden... Als dass er, Rezo mich lieben würde, mehr als einen guten Freund.

Ich seufze resigniert und stehe von der Bank am Bahnhof auf um ihn zur Begrüßung zu umarmen.

Seine starken Arme halten mich fest an sich gedrückt, als wolle er mich nie mehr loslassen und sodass ich den Kopf auf seiner breiten Schulter ablegen und tief seinen Geruch einatmen kann.
Verdammt, es tut so weh.
Zu wissen, dass er mich nur vertrösten könnte, wenn ich mit ihm spräche.

Ein Zittern durch fährt mich und ich kralle mich noch mehr in seinem Rücken fest.

"Hey... Was ist denn los...", fragt er nochmals, immer noch klingt er besorgt, aber diesmal nachdrücklicher.

Ich kann es ihm nicht sagen. Er würde mich zurückweisen müssen.
Sich entschuldigen.
Oder mir erzählen, dass mit der Zeit schon alles besser wird und er als Freund immer da ist...
Als Freund.

Ich will aber keinen Freund.
Ich will ihn.

"I-ich... Es ist wirklich nichts." Mechanisch winde ich mich aus der Umarmung und drehe mich um, um in Richtung meiner Wohnung los zu marschieren.

"Ey, damit lass ich dich jetzt sicher nicht davon kommen!", ruft er und joggt mit schnellen Schritten neben mich, um mich am Handgelenk zu packen und mich zu zwingen, ihn anzusehen.

Bei der Berührung zucke ich beinahe zusammen und meine Haut kribbelt leicht.
Warum gerade er...?

Pov. Rezo

Mit forschendem Blick mustere ich Tonis Miene. Natürlich versucht er, seine Emotionen zu verbergen, womit er allerdings kläglich scheitert.

Eigentlich wollten wir uns ja treffen, um ein Video zu drehen, aber das ist mir gerade sowas von egal. Stattdessen bricht es mir das Herz, zu sehen wie der Kleinere leidet.

Wenn er nur wüsste, wie viel er mir bedeutet...
Zaghaft streiche ich ihm eine einsame Träne von der Wange und beobachte, wie er leicht erschaudert.

"Bitte... rede doch mit mir...", hauchen ich und nehme auch noch seine andere Hand in die Meine. Der Grünhaarige blickt betreten zu Boden und schnieft kurz auf.

Oh man, dass ist ja kaum mit anzusehen. Was kann denn nur mit ihm los sein?
Verzweifelt gehe ich näher auf ihn zu, bis ich fast direkt vor ihm stehe und verschränke fest unsere Finger ineinander, was sich viel zu schön, um richtig zu sein, anfühlt.

Bestimmt hat er Liebeskumner wegen einem Mädchen, denke ich und die Worte hinterlassen einen bitteren Geschmack.

Pov. Toni

"Ich kann nicht... es ist so dumm", bringe ich bibbernd hervor. Mein Atem hinterlässt kleine Wölkchen in der klirrende Luft, aber trotzdem habe ich plötzlich das Gefühl, es ist 20 Grad wärmer geworden.

Er ist mir so nah... Meine Hände schwitzen vor Nervosität und ich bete innerlich, dass er es nicht bemerkt.

Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen...
Oder küssen, flüstert eine Stimme in meinem Kopf, aber ich verdränge sie schnell wieder.

Nein, ich kann nicht noch mehr Enttäuschung gebrauchen.
Eine weitere Träne bahnt sich ihren Weg, von meiner Wange, bis zu meinen Lippen, wo sie eine brennende Spur hinterlässt.

Ich blicke in seine funkelnden Augen, die mich beinahe liebevoll betrachten. Beinahe, natürlich bilde ich mir das nur ein.

Mein Blick gleitet zu seinen, von der Kälte geschwollen Lippen herunter... Ich hasse mich.
Warum will ich immer Dinge, die ich nie bekommen werde?

Ich muss hier weg, weg von ihm.

Pov. Rezo
Mit einem Ruck reißt Toni sich von mir los und will zum zweiten mal los laufen, als ich ihn verzweifelt wieder packe und herum wirbele.

Seine glasigen, braunen Augen sehen mich mit so viel Schmerz an, dass es mich innerlich zerreißt.

Warum kann er denn nicht einfach reden!?
Aber wenn reden nicht hilft, muss ich vielleicht...

Ohne groß weiter darüber nachzudenken, überbrücke ich einfach die eisige Kälte zwischen uns und drücke meine Lippen auf seine.

In mir explodiert ein Feuerwerk der Gefühle- Angst, Aufregung, Freude, Liebe...

Und als er zitternd die Arme in meinen Nacken legt und mich zu sich herunter zieht, um den Kuss zu erwidern, ist meine Welt plötzlich von so viel Wärme erfüllt, dass selbst der schneidende Wind daran nichts mehr ändern kann...

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Kitschhhhh
Für @MikaEhrlich , ich hoffe es hat dir gefallen :)

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