Kapitel 2 - Einsamkeit?

82 3 0
                                    

Seit meiner Ankunft in Konohagakure ist mitlerweile ein ganzes Jahr vergangen. In der ersten Hälfte dieses Jahres hatte ich tatsächlich begonnen zu glauben, dass alles gut werden würde. Das ich endlich angekommen war. Nicht das ich mich daran erinnern könnte, auf der Suche gewesen zu sein. Leider waren meine Erinnerungen noch immer in undurchdringlichen Nebel gehüllt und die einzige Verbindung, die ich wohl noch zu meiner Vergangenheit hatte war mein Name. Wobei ich nicht einmal sicher war, ob es überhaupt mein eigener Name gewesen war. Doch das spielte mittlerweile kaum noch eine Rolle. Jetzt war es mein Name. Ich war Kuraidesu.

Was in jener zweiten Jahreshälfte geschah fragt ihr? Das kann ich euch leider selbst nicht wirklich beantworten. Es begann ziemlich genau ein halbes Jahr, nachdem der Hokage und seine Familie mich aufgenommen hatten. Minato wurde immer mehr von seiner Arbeit in Anspruch genommen. Und aufgrund der zunehmenden Spannungen zwischen den versteckten Dörfern und den Reichen begann Kushina kurz darauf ihre beiden Söhne zu trainieren. Naruto, der seinem Vater Minato wie aus dem Gesicht geschnitten schien, war schon damals ein sehr aufgeweckter und energiegeladener Junge. Er liebte es Streiche zu spielen und es interessierte ihn überhaupt nicht, dass wir beide eigentlich nicht wirklich verwandt waren. Er hatte mich einfach so ohne auch nur eine Sekunde zu zögern als seinen neuen Bruder akzeptiert. Bei seinem Zwillingsbruder Kurama hingegen hatte ich das Gefühl, dass dieser zumindest anfangs gezögert hatte. Er hatte im Gegensatz zu Naruto rötlich orangene Haare, die weder ganz zu Kushina, noch zu Minato passen wollten. Zudem hatten seine Augen eine tiefrote Farbe, die mir die ersten paar Male, denen ich seinem Blick begegnet war einen eisigen Schauer den Rücken runter gejagt hatten. Auch war er deutlich ruhiger und gefasster als Naruto. Zwar waren die beiden eigentlich immer zusammen und wenn dem nicht so wäre würde Naruto wohl noch deutlich mehr Unsinn anstellen. Und naja was soll ich sagen, auch er schien mich schlussendlich als neues Mitglied der Familie akzeptiert zu haben.

Umso größer war mein Schock, als sie mich ohne jeden erkennbaren Grund vom Training ausschlossen. Auf meine Nachfrage hin hatten sie mir nur gesagt, dass nur die beiden dieses Training absolvieren konnten. Sie hatten mir gesagt, dass es nicht meine Schuld sei. Dass ich ein anderes Mal mit trainieren durfte. Doch ich hatte schnell begriffen, dass das wohl nie passieren würde. Diese erkenntnis hatte die kleine, heile Welt, die ich mir erträumt hatte in tausende Splitter bersten lassen. Hatte ich mich so sehr in ihnen getäuscht?

Ich sollte erst viele, viele Jahre später die nötigen Zusammenhänge begreifen. Das Kurama eigentlich kein Mensch war. Aber wie sollte ein Vierjähriger auch das Konzept der Bijuus begreifen? Und dass dieser Junge in Wirklichkeit ein Jahrhunderte-alter Fuchsgeist war. Das der berühmte Kyuubi no Kitsune dort zumindest für einige wenige Jahre in relativem Frieden in menschlicher Gestalt leben durfte. Es war ein Abkommen, dass er und Minato als Hokage der vierten Generation getroffen hatten. Kurama durfte in einem menschlichen Körper, in Konoha leben, solange er an Narutos Seite blieb. Die Versiegelung eines Teils von Kuramas Chakra erfolgte erst mehrere Monate später, in denen Minato und Kushina ein entsprechendes Siegel entwickelt hatten. Doch die genauen Umstände, wie es dazu kam sollen zu diesem Zeitpunkt der Geschichte noch keine große Rolle spielen.

Denn es war zu jener Zeit, dass die Ablehnung der Dorfbewohner mir gegenüber geradezu schlagartig zunahm. In den Augen der Meisten war ich nicht mehr als ein Fremder. Mein doch recht ungewöhnliches Aussehen half an der Stelle leider auch nicht wirklich. Außerdem war es nicht so, dass Minato meine Anwesenheit groß verkündet hatte. Kaum jemand wusste, dass ich von den Namikaze-Uzumakis aufgenommen worden war. Trotz dieser auf den ersten Blick nicht vollkommen unverstänclichen Gründe hatte ich bereits die Vermutung gehabt, dass mehr hinter dieser Ablehnung steckte. Doch leider war ich damals schlichtweg nicht dazu fähig es zu begreifen. Oder wenigstens das Ausmaß dessen zu begreifen, was da geschah.

Die Chronik des Verlorenen Clans: Teil 1 -  AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt