Dämmerung

3 0 0
                                    

Das Gespräch verlief länger als zu erwarten. Unbewusst ließen wir beide immer mehr persönlichen Charakter von uns in das Gespräch einfließen und so kam es, dass sie mich zu sich nachhause einlud. Natürlich wusste ich, dass ein solch Arzt-Patient-Verhältnis nicht ginge, trotzdem fingen mich ihre klaren Augen immer wieder ein und zwangen mich in die Knie. Auf dem Weg zu ihr wechselten wir kaum mehr ein Wort miteinander. Es war ganz seltsam, den täglichen Heimweg, auf eine ander Art und Weise zu beschreiten. Ihr Umfeld ließ auch noch so trostlose Gegenstände in ein interessantes Licht rücken. Das jaulende Hund der kläglich vor der Tür verweilte, das wackelnde Plakat was bereits zur hälte zum Boden ragte und im Wind umher riss, selbst die Anordnung jener Mülleimer am Straßenrand. Alles wirkte auf einmal so einladend und beschmunzelnd.

Bei ihr angekommen, öffnete sie mir ihre schmale Haustür in eine recht erstunliche Wohnung. Sie war beinahe ganz rustikal und mystisch. Es roch angenehm nach Lavendel und selbst nur ihre Türschwelle hinterließ das Gefühl, in eine magische Welt, abzutauchen. Gefesselt bemerkte ich anfangs nicht, dass sie bereits Schuh und Mantel entkleidet hatte und in schwebenden Schritten den Weg in ein großes Zimmer vornahm, wahrscheinlich ihrem Wohnzimmer. Erst als ich sie nicht mehr zu sehen bekam, entriss ich mich meinem Staunen und tat es meiner Kleidung gleich. Behutsam folgte ich, den unscheinbar unendlichen Gang, bishin zu ihrem Wohnzimmer, wo sie mich bereits mit einem Glas Wein erwartete. Ihr Mann war auf Geschäftsreisen, so sagte sie es mir. Ich fühlte mich bereits zu diesem so stark angezogen das mir selbst das setzten auf ihr Sofa wahnsinnig schwer viel. Auch sie ließ mich gedanklich nicht los. Ein jener würde bei einem Anblick behaupten, sie sei eine geisterliche Gestalt, so zierlich und bleich wie sie war. Doch genau das war es, was es mir vermag, den Blick nicht von ihr wenden zu können. Ich möchte behaupten in meinem Leben jemals so eine schöne Gestalt gesehen zu haben, und das war mir an sich erst jetzt klar, da sich meine Blicke nicht der Frau zuwand. Sie löste in mir etwas Neues aus, etwas was mir bisher noch unerkannt geblieben ist. Auch sie schien sichtlich mit dem Blick an mir zu hängen, offensichtlich da ich sie wohl oder übel sehr anzustarren zu schien. ich selbst nahm dies nur Unterbewusst war. Eine Weile verging und wir hatten unseren alten Sprechfaden wiedergefunden. Beim Thema familie rann es mir sachte kalt den Rücken hinab. Ich sprach äußerst ungern über meine Familie. Mein Vater war seit meinem fünften Lebensjahr mit einer anderen Frau ausgewandert und meine Mutter war wirklich ein Drachen. Sie schien jedoch auch nicht sichtlich erfreut über ihre Familie zu sein. Es schien mir als habe diese sie in großer Not im Stich gelassen. Sie berichtete mir von ihren Eltern die nach ihrer ehe den Kontakt abgebrochen habe, mit der Begründung ihr Mann würde Schande in ihre Familie bringen. Sie erzählte mir, dass ihr Mann für den örtlichen Reinigungdienst arbeite und sie es oft schwer habe, ihn zu sehen.

Ihre Augen konnte meine jedoch nicht täuschen. Sie log mich in einigen Dingen an, vorallem was ihren Mann betraf. Sie war wie ein verschrecktes Küken was zuflucht in einer warmen Mulde suchen wollte. Der Abend zog sich bis in die tiefe Nacht hinein und ich beschloss den Heimweg von ihr heute nicht mehr zu beschreiten und bei ihr zu verweilen. Dankbar ließ ich mich von ihr betten bevor sie in ihrem Zimmer verschwand und das Licht versiegte.

GefangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt