Alles schien sich zu drehen und ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Ich hatte gerade herausgefunden, dass der Junge, in den ich schon nach einem Date verliebt war, sich in einen Wolf verwandeln konnte. Trotzdem hatte ich keine Angst vor dem Wolf, der vor mir stand. War ich verrückt? Das war die einzig vernünftige Erklärung für mein Verhalten.
Ich machte einen kleinen Schritt auf ihn zu, während ich den großen Wolf vor mir weiter betrachtete. Um ehrlich zu sein hatte ich so viele Fragen. Zum Beispiel, ob er als Wolf die Kontrolle über sich selbst hatte oder war er dann bloß ein Tier? Machte das überhaupt Sinn?
Langsam streckte ich meine Hand aus, damit er an dieser riechen konnte. Ich hatte einmal Hunde ausgeführt, weshalb ich wusste, dass sie erst an deiner Hand riechen mussten, um zu gucken, ob du ihr Freund oder ihr Feind warst. Klappte das in dieser Situation auch? Ich wusste es nicht, aber es würde mich ja wohl kaum umbringen.
Aiden beugte sich etwas zu mir herunter und senkte seinen riesigen Kopf, damit wir auf einer Höhe waren und ich mit meiner Hand sanft über sein Fell fahren konnte. Auch jetzt kribbelte meine Handfläche und ich war mir sicher, dass er es sogar hören konnte, denn er gab ein leises Geräusch von sich.
»Schnurrst du etwa gerade? Bist du sicher, dass du ein Wolf bist?«, fragte ich lachend, aber Aiden antwortete mir nicht, weil er es ja in Wolfsgestalt nicht konnte. Ich wanderte mit meiner Hand von seinem Kopf zu seinem Nacken, während Aiden sich nicht vom Fleck rührte und ich war mir sicher, dass er meine Berührung genoss. »Wer ist ein guter Junge?«, sagte ich mit einer Kinderstimme, die eigentlich unbeabsichtigt war, denn er fing wieder an zu schnurren, als ich ihn hinter seinem Ohr kraulte.
Er knurrte leise, weshalb ich daraus schloss, dass er so nicht unbedingt so genannt werden wollte. Ich dachte darüber nach, was wohl passieren würde, wenn ich ihn am Bauch streicheln würde. Würde er dann sein Bein anheben? Ein verschmitztes Grinsen erschien auf meinem Gesicht, denn ich würde gleich herausfinden, was dann genau passieren würde.
Als ich meine Hand an seinen Bauch legte, starrten mich Aiden's graue Augen misstrauisch an, aber ich ließ mich davon nicht beirren und strich langsam über seinen Bauch. Sein hinteres Bein hob sich leicht an und fuhr dann über die Erde, während er mich anknurrte. Schnell nahm ich meine Hand weg und stolperte ein paar Schritte zurück bis ich an einen Baum stieß.
»Tut mir leid.«, sagte ich, weil mir nichts anderes einfiel, was ich dazu sagen sollte. Ich schaute nach unten auf meine Hände, wobei ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, was mir nicht sonderlich gut gelang. Irgendwie hatte ich nicht bemerkt, dass er mir näher gekommen war und seine große scharze Pfote mir die Sicht versperrte.
Als ich aufschaute, berührte seine Schnauze beinahe meine Nase und in seinen Augen spiegelten sich so viele Gefühle wieder, die ich am liebsten alle herausgefunden hätte. Seine warme große Zunge leckte einmal über mein Gesicht, sodass er mich aus meinen sinnlosen Gedanken riss.
»Igitt! Böser Aiden!«, rief ich angeekelt, als er sich wieder als Mensch zurückverwandelte. Ich fühlte mich zwar geehrt, dass er mir sein Geheimnis anvertraut hatte, aber ich sah den Sinn dahinter nicht. Offensichtlich vertraute er mir, aber hatte er es mir gesagt, weil er dachte, dass ich es für mich behalten konnte oder gab es da einen anderen Grund? Ich hoffte letzteres.
Das Geräusch seiner Verwandlung vom Wolf zum Menschen ließ mich innehalten. Aiden stand genau dort, wo er auch als Wolf stand. Aber komplett nackt. Ich schrie entsetzt auf und hielt mir meine Hände vor meine Augen, um ihn nicht weiter anzustarren. Meine Gesichtsfarbe glich jetzt wahrscheinlich wieder der einer Tomate und ich hätte mir so sehr gewünscht, dass er mich irgendwie vorgewarnt hätte.
Seine Hände legte er fest an meine Taille und drückte mich dann an seine Brust. Ich schlang aus Instinkt meine Arme um seinen Hals, während in mir ein Feuerwerk der Gefühle ausbrach. Aiden hob mich leicht hoch und wirbelte mich dann durch die Luft bis ich so laut kicherte, dass er mich wieder grinsend absetzte. Dann legte er seinen Kopf in meinem Nacken ab und ich hatte gegen seine Berührung nichts einzuwenden. »Wie hast du das gemacht?«, nuschelte er, weil meine Haare wahrscheinlich seine Stimme dämpften.
»Was?«, fragte ich, während ich mich ein bisschen von ihm löste, um ihm in die Augen sehen zu können. Er hob ebenfalls den Kopf an und starrte mich bestimmt eine Minute stumm an. Alles schien still zu stehen, als seine hellen, grauen Augen in meine sahen und ich musste mich sehr auf meine Atmung konzentrieren.
Plötzlich legte er seine Lippen auf meine und ich erwiderte den Kuss, indem ich mit meinen Fingern durch seine weichen Haare fuhr und den Kuss verstärkte. Seine Hände wanderten von meinem Rücken zu meiner Taille, wo er kurz verharrte bis er leicht an meine Oberschenkel tippte. Ohne zu zögern sprang ich in seine Arme und schlang meine Beine um seine Taille.
Der Kuss verstärkte sich immer mehr bis ich mich wegen Luftmangel von ihm löste, aber Aiden brauchte anscheinend keine Pause, denn er fing an meinen Hals bis zu meinen Schultern zu küssen. Ein leises Stöhnen entfuhr mir und ich merkte, dass er deshalb lächeln musste. Plötzlich überschwemmte mich die Erkenntnis, dass er ja immer noch ziemlich nackt war, weshalb ich sofort rot wurde und ihn sanft von mir drückte. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, versperrte ich mir wieder die Sicht, um ihn nicht anzustarren. Aiden schmunzelte leise, während er sich endlich anzog.
»Ich bin doch vernünftig, Süße.«, sagte er amüsiert. Kurz schaute ich durch meine Finger, ob er nun endlich angezogen war und ließ dann meine Hände sinken.
»Hallo, Kätzchen.«, sagte ich nervös lachend. Aiden's Augen verdunkelten sich plötzlich und er sah mich verwirrt an.
»Kätzchen?«, fragte er, wobei er eine Augenbraue hochzog.
»Du bist doch ein Kätzchen. Das ist mein Spitzname für dich.« Mein Herz schlug schneller, als er mir wieder näher kam und mich umarmte.
»Nein.«, sagte er.
»Sei nicht so mürrisch, Kätzchen.«, entgegnete ich kichernd. Er knurrte mich kurz an und fing dann an mich zu kitzeln, weshalb ich lachend auf den Boden sank.
»A-Aiden! H-Hör auf, b-bitte!«, rief ich kichernd.
»Hörst du dann auf mich Kätzchen zu nennen?«
»J-Ja!« Ich spürte wie mir Lachtränen über die Wange flossen, aber als Aiden sie mit seinem Daumen behutsam wegwischte, kribbelte die Stelle wie verrückt. Seine Augen zogen mich in seinen Bann, als er sich vor mich hinkniete, damit wir auf einer Höhe waren, da ich ja immer noch auf dem Boden lag. »Sei Ehrlich. Hast du Angst vor mir?«
»Nein.« Seine Hände hielten leicht meinen Hinterkopf fest und zogen mich dann zu sich hin, damit meine Stirn seine berührte.
»Versprochen?«, flüsterte er.
»Versproch ...« Doch er unterbrach mich, indem er mich wieder küsste. Dieses Mal steckte in diesem Kuss so viel Gefühl und er berührte meine Lippen so sanft, als würde ich sonst zerbrechen. Zu schnell löste er sich von mir und legte dann wieder seine Stirn an meine. Ich öffnete die Augen und bemerkte, dass er mich anguckte, als wäre ich für ihn das Kostbarste auf der Welt.
»Ich liebe dich, Ellie.«, flüsterte er.
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The Unnoticed Mate | ✓
WerewolfEliya Parker ist ein 17-jähriges Mädchen, das an ihrer Schule praktisch unsichtbar ist, nicht dass sie sich beschwert. Sie ist zufrieden damit, sich das High School Drama anzusehen, aber nicht mitzumachen. Aiden Stone ist der nächste Alpha des Crest...