Kapitel 13

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Eliya

Ich hatte schon so viele Geschichten über bewusstlose Menschen gelesen und wie sie in der Dunkelheit schwebten. Diese Menschen hörten zwar, was in der Außenwelt gesagt wurde, aber sie waren nicht mehr Teil dieses Lebens.

Entweder ich war gerade in der gleichen Situation oder ich träumte schon wieder. Aber ich schwebte nicht in der Dunkelheit, sondern ich war gefangen in der Dunkelheit. Es war so, als würde die Zeit stehenbleiben und ich fühlte rein gar nichts von der Außenwelt.

»Alpha.«, flüsterte eine Frauenstimme und unterbrach so die unerträgliche Stille. Was war ein Alpha? Plötzlich war es nicht mehr dunkel, sondern es schien, als würde die Welt nach und nach bunter werden. Die Farben waren zwar matt und verschwommen, aber sie waren da.

Langsam sah ich mich um und das Errste, was ich erspähte, war ein großer Wolf, der vor mir stand. Es war der größte Wolf, den ich je gesehen hatte und seine riesige Schnauze war fast so groß wie mein Kopf. Sein schwarzes Fell war weicher als Seide und ich konnte nicht anders, als es mit meiner Hand zu streicheln.

Irgendetwas sagte mir, dass er mich nicht weh tun würde und ich konnte mich keinen Millimeter bewegen, da ich fasziniert von seiner Größe und von seiner Schönheit war. Ich war unfähig wegzulaufen, weil seine Augen mich in den Bann zogen. Zwei mir sehr bekannt vorkommende graue Augen zogen mich in den Bann. Aber woher kannte ich diese Augen? Es fühlte so sich an, als könnten seine stechend grauen Augen mir in die Seele blicken.

»Mate.«, flüsterte wieder diese Frauenstimme. Wo kamen diese Worte her und warum wusste ich nicht, was sie bedeuteten? Bevor ich mich meinen Gedanken vollends hingeben konnte, stupste mich der große Wolf mit seiner Schnauze leicht an.

Ein Kribbeln durchfuhr wegen seiner Berührung meine Haut und ich schnappte nach Luft, weil mir dieses Kribbeln auch so bekannt vorkam. Warum konnte ich mich nur nicht daran erinnnern, was mir daran so bekannt vorkam? Ein Knurren riss mich aus meinen Gedanken und ich nahm meine Hand von seinem Fell.

Aber wieder konnte ich nichts außer dem Wolf, mir und dieser Frauenstimme, die so leise wie ein Windhauch war, wahrnehmen. Verwirrt sah ich mich um, aber ich konnte außer Bäume nichts erkennen, weshalb ich auch nicht wusste, wo genau ich mich befand.

Ich drehte mich um, aber der Wolf war nicht länger ein Wolf, sondern er hatte sich in einen Menschen verwandelt. Erschrocken presste ich meine Hand auf meinen Mund, weil mich diese vertrauten grauen Augen intensiv musterten. Er sah so vertraut aus.

Vor Schock bemerkte ich nicht einmal, dass er mir näher gekommen war, sodass wir uns nun fast berührten. Er nahm meine Hand in seine und mit der anderen streichte er mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.

»Bitte verlass mich nicht, Liebste.«, flüsterte er, bevor er mir einen sanften Kuss auf die Wange gab. Erinnerungen überkamen mich bis ich endlich die Person, die vor mir stand, erkannte. Es war Aiden.

Diese Stimme, diese Augen und dieses Kribbeln, wenn er mich berührte, passierte nur, wenn er bei mir war. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich mich an alles erinnern würde, aber es war schon zu spät. Aiden und der Wolf verschwanden und ich war mal wieder gefangen in völler Finsternis.

Das Kribbeln jedoch hörte nicht auf, aber ich wusste nicht, weshalb. Auf einmal fühlte es sich so an, als würde mich jemand retten, mich aus dem Wasser ziehen, sodass ich die Augen aufschlug. Zunächst sah ich wieder verschwommen und unscharf, doch nach und nach konnte ich sogar sehen, wer vor mir saß.

»Ellie?«, flüsterte Aiden und ich versuchte mich an einem leichten Lächeln, das mir kläglich verrutschte. Keine Ahnung, ob es an meinem Zustand lag oder an meiner etwas unscharfen Sicht, aber Aiden hatte schwarze Ringe unter den Augen als hätte er tagelang nicht geschlafen, und seine Haare standen in alle Richtungen ab.

Reflexartig wollte ich mit meiner Hand durch seine Haare fahren, um sie etwas zu richten, aber wegen dem Kribbeln auf meiner Hand, wusste ich, dass er meine Hand fest umschlossen hielt.

»Du bist wach. Wie fühlst du dich? Soll ich einen Arzt holen? Hast du irgendwo Schmerzen?«, fragte er mich besorgt. Schon wieder verlor ich mich in seinen wilden grauen Augen und dabei fühlte es sich immer noch so an, als würde ich zum ersten Mal in diese sehen.

»Aiden.«, sagte ich krächzend und war geschockt über meine Stimme, die ich nicht wiedererkannte. Sofort stand Aiden auf, nur um kurz darauf mit einem Becher Wasser wiederzukommen. Statt mir das Wasser einfach zu geben, hob er vorsichtig meinen Kopf an und mit der anderen hielt er den Becher, den er dann langsam zu meinem Mund führte.

Ich wollte ihn fragen, warum er hier war und was genau passiert war, aber sobald ich meinen Mund öffnete, stöhnte ich auf. Seit ich wach war, pochte mein Kopf wie verrückt und alles schien wehzutun.

Aiden schaute mich besorgt an, weshalb ich aufstand und meine Beine über die Bettkante schwang, damit er sah, dass es mir gut ging, aber mir wurde sofort schwindelig. Er riss panisch die Augen auf, während er seine Hände um meine Taille legte, um mich zurück in die Kissen zu drücken.

»Nein, Aiden ...«

»Du musst im Blett bleiben bis der Arzt dich untersucht hat.«, sagte er.

»Aber ...«

»Kein Aber.«, unterbrach er mich. Ich seufzte laut auf bis ich plötzlich eine Idee hatte. Also rutschte ich ganz nah an die Bettkante und sah Aiden, der auf den leeren Platz neben mir guckte, dann abwartend an.

Seine Augen wurden groß, weil er anscheinend verstand, was ich andeuten wollte, und mein Herz machte bei seinem darauffolgenden Lächeln einen Satz. Ich wurde rot, als er auf mich herabschaute und überlegte, ob er sich jetzt wirklich neben mich in mein Krankenhausbett legen sollte, aber bevor er sich dagegen entscheiden konnte, packte ich ihn am Arm und zog ihn zu mir herunter.

Aus Instinkt legte ich meinen Kopf auf seiner Brust ab und er schlang seine starken Arme um mich. Ich schloss die Augen und spürte wieder dieses altebekannte Kribbeln. Erschrocken riss ich wieder die Augen auf, als ich realisierte, dass ich, ein Niemand, in den beliebtesten Jungen der Schule, Aiden Stone, verliebt war. Was mache ich denn jetzt?

The Unnoticed Mate | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt