Kapitel 4

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Montag

Keine Ahnung, was ich heute in der Schule erwartet hatte, aber es war ganz sicher nicht das. Die Hälfte der Schulzeit war eigentlich ziemlich aufregend, weil von der Party gesprochen wurde und was dort alles passiert war.

Ich hatte gehört, dass Alex, Captain des Baseballteams, mit Brinkley, Schülersprecher der Unterstufe, abhing. Das hat mich ehrlich schockiert, weil sich die beiden noch nie ausstehen konnten, aber durch die Party Freunde geworden waren.

In der anderen Hälfte der Schulzeit wurde nur über die Beliebten geredet und ich konnte deren Stimmung schlecht einschätzen. Normalerweise waren sie immer gut gelaunt und lustig drauf, aber heute waren irgendwie alle wütend. Sie hatten einen finsteren Blick aufgesetzt und lächelten nicht ein einziges Mal. Eigentlich interessierte es mich nicht wirklich, was auf solchen Partys passierte, aber diese Stimmung konnte man nicht ignorieren.

Alle waren am Freitag so aufgeregt gewesen. Was war passiert? Ich erspähte Ryder, der sich an seinem Spind mit seinen Freunden unterhielt. Sollte ich zu ihm gehen? Er war nun einmal auf der Party gewesen und er war mein Bruder, also konnte er mir davon erzählen.

Aber vielleicht war er so betrunken gewesen, dass er sich jetzt nicht mehr daran erinnern konnte. Warum war ich denn so neugierig? Partys oder andere Dinge hatten mich vorher nie interessiert, also warum tat es das jetzt? Ich schüttelte den Kopf, weil ich selbst merkte wie lächerlich das war.

Natürlich würde ich ganz sicher nicht zu Ryder gehen und ihn fragen, was auf der Party passiert war. Ich würde ihn zu Hause ausfragen. Als ich das Klassenzimmer - mal wieder zu früh - betrat, setzte ich mich wie immer in die letzte Reihe ans Fenster. Passend zur Stimmung war es heute ziemlich kalt draußen und es regnete.

Nach und nach kamen mehr Schüler herein und alle redeten über die Party. Manchmal, wenn mir das Gerede zu viel wurde, blendete ich alles aus. Das war einer dieser Momente.

Aiden

Nichts geschah wie es vorhergesehen war. Ich hatte alles monatelang geplant und innerhalb weniger Stunden zerfiel mein Plan wie ein Kartenhaus.

Ich wollte nicht einer dieser Werwölfe sein, die jahrelang nach deren Mate suchen müssten. Sobald ich nach ihr suchen konnte, wollte ich sie finden. Ich konnte diese Gefühle nicht beschreiben, die ich empfand, als ich dachte, dass sie dort sein würde.

Mason, mein Beta, hatte die Idee eine Geburtstagsparty zu veranstalten und alle einzuladen. Wenn meine Mate hier in der Stadt war, dann würde sie kommen. Es war perfekt. In der Minute, in der ich achzehn Jahre alt werden würde, würde ich fähig sein, meine Mate zu finden und sie in meine Arme zu schließen für den Rest der Nacht.

Natürlich hatte mein Vater seine Zweifel. Er sagte, dass man seine Mate nicht so schnell finden konnte. Dass alles seine Zeit hatte und wenn die Zeit gekommen war, dann würde ich meine Mate finden.

Leicht gesagt für ihn, denn meine Mom war die Tochter des Beta's. Er und sie wuchsen zusammen auf und als er achzehn wurde, stand sie direkt neben ihm. Das war alles, was ich wollte, auch wenn es kitschig und mädchenhaft klang. Ich wollte bei ihr sein und sie lieben bis zu meinem Tod. Sie würde von mir wie eine Prinzessin behandelt werden, die sie auch sein wird.

Ich war am Freitag so aufgeregt gewesen, dass ich die Hälfte der Klamotten aus meinem Kleiderschrank herausgenommen hatte, damit sie ihr Zeug hineintun konnte. Ich hatte das Bett neu bezogen und kleine Kissen dazugetan. Ich wollte, dass es unser Zimmer war, nicht nur meines. Während der Party mischte ich mich ein bisschen unter die Menge und versuchte einige Male den Duft meiner Mate aufzunehmen.

Nach Stunden verwandelte sich der Frust in Enttäuschung. Ich spürte wie meine Hände anfingen zu zittern und ich wusste, dass ich schnell abhauen musste, bevor ich mich verwandelte. Schließlich hatte ich Mason, Luke, mein Omega, und Blake, dem Gamma, die Lage erklärt, weshalb sie mit mir die Party verließen. Sie hätten dort bleiben können, aber sie wollten mich nicht alleine lassen.

Meine Enttäuschung war groß, weil ich mir so sicher war, dass sie dort sein würde. Aber sie war nicht da gewesen. Ich wollte nicht einmal in die Schule gehen, aber ich musste die Schule beenden, bevor ich das Rudel übernehmen würde. Niemand aus dem Rudel wusste eigentlich, dass ich meine Mate nicht gefunden hatte.

Ich musste mir noch überlegen wie ich es ihnen sagen sollte. Vielleicht bei einer Grillparty? Wir Werwölfe lieben Fleisch. Mit Blake an meiner Seite ging ich zu meiner ersten Stunde. Ich wollte mir jetzt von keinem seine Probleme anhören oder irgendjemand anderen neben mir haben.

Um ehrlich zu sein, nervten die Mädchen, mit denen ich ausging und der einzige Grund, warum ich so viele Freundinnen hatte, war, weil eine von ihnen vielleicht meine Mate sein könnte. Zum Glück waren sie es nicht. Ich wusste nämlich nicht, was ich tun würde, wenn Ashley es wäre.

Als ich mich dem Klassenzimmer näherte, roch ich plötzlich diesen besonderen Duft. Ich wusste, dass es der Duft meiner Mate war und ich musste sie einfach finden. Ich lief schneller und der Duft führte mich direkt zu meinem Klassenzimmer. Mein Herz pochte zum Zerspringen und der Wolf in mir war unfassbar aufgeregt.

Als ich im Klassenzimmer ankam, blieben meine Augen an ihr hängen. Sie war ... wunderschön. Nein, sie war viel mehr als das. Sie saß ganz hinten am Fenster und schaute nach draußen. Ihre aschblonden Haare waren zu einem langen Pferdeschwanz gebunden, der ihr über die Schulter fiel.

Meine Markierung würde perfekt auf ihrer glatten Haut aussehen und mein innerer Wolf schnurrte bei diesem Gedanken. Die Erde hörte auf sich zu drehen, als ihre haselnussbraunen Augen mich ansehen. Atmete ich überhaupt noch? Wie atmete man nochmal?

Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, während mein Herz mir bis zum Hals klopfte. Mit langen Schritten kam ich ihr näher, damit ich meine Augen nie wieder von ihr abwenden musste. Sie war einfach perfekt und sie gehörte mir.

The Unnoticed Mate | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt