Reiten in Rostock

Die Prüfung Teil 2

Als nächstes wurden wir in Dressur geprüft. Dressur lag mir nicht besonders, und Castrallo pochte auch eher das Blut eines Springpferdes in den Adern, aber wir hatten beschlossen, unser Bestes zu geben.
Gemeinsam liefen Melly und ich zur Dressurhalle, gefolgt von vielen anderen Prüflingen und und den vielen Eltern. „Dressur liegt uns etwas mehr als Springen", erzählte Melly mir und tätschelte Stellas Schopf. „Nicht wahr, meine Hübsche?"
Ich schüttelte den Kopf. „Ich bin eine absolute Niete in der Dressur."
Castrallo stupste mich an und blickte mir mit seinen warmen, braunen Augen ins Gesicht.
„Als würde er dich verstehen", schmunzelte Melly und drückte mir die Hand. Als die Eltern wieder auf den umliegenden Tribünen Platz genommen hatten, ging es weiter. Ich kam diesmal wieder als Erste dran. Ich hatte insgeheim gehofft, jemand anderes wäre drangekommen. Doch als die Direktorin mir die Aufgaben stellte, gab ich zu, dass es mir gar nicht so schwer erschien, wie ich gedacht hatte.
„Einmal Bahn wechseln und dann im Zirkel reiten", lautete es und Castrallo war brav wie ein Lämmchen. Anschließend sollten wir noch ein paar Figuren zeigen, die wir fast fehlerfrei meisterten.
Erleichtert stieg ich ab und lauschte der Stimme der Direktorin, die meine Punktzahl verkündete: „Lina Barmen auf Castrallo, 2 Fehler, 8 Punkte."
Mit hochrotem Kopf verließ ich schnell die Halle, mein Pferd am Zügel, um ihn abzusatteln und zu striegeln.
Als ich ihn grob gebürstet hatte, legte ich ihm noch seine blau-weiß karierte Abschwitzdecke über und führte ihn in eine der Gastboxen, die für die Pferde der Prüflinge reserviert waren. „Das hast du toll gemacht, mein Kleiner!", lobte ich ihn und kraulte ihn an seiner Lieblingstelle, am Widerrist, weil ich wusste, dass er das besonders mochte.