Zuvor habe ich noch eine kurzen Bitte an euch. Da diese Geschichte an einem Award teilnimmt und es laut den Regeln verboten ist, bitte ich euch, keine Verbesserungsvorschläge in die Kommentare zu schreiben. Trotzdem würde ich mich über eure Meinung, wie ihr die Kurzgeschichte findet, sehr freuen.
<<Liebe Amica,
ich schreibe dir diesen Brief, weil ich dir eine Geschichte gerne erzählen würde.
Es war der erste Tag nach den Sommerferien. Ich nahm nochmal all meinen Mut zusammen, ehe ich den Bus betrat. So wie jeden Schultag setzte ich mich an den Platz am Fenster links in der fünften Reihe. So wie jedes Mal war der Platz zu meinem Glück leer.
Gedankenverloren starrte ich aus dem Fenster, während der Bus sich in Bewegung setzt. Es ist fast alles genau so wie jedes Mal. Die gleiche Route, die gleichen Haltestellen und die gleichen Häuser, an denen wir vorbeifuhren. Doch es fehlte das, was das alles erst wichtig machte. Traurig sah ich auf den leeren Platz neben mir. Anders als sonst, war er nicht besetzt. Du. Du fehltest
Langsam starrte ich wieder aus dem Fenster. Es war nicht so schlimm, als wenn ich auf deinen Sitz starren würde. „Hey, ist der Platz hier noch frei?", holte mich plötzlich eine Stimme zurück in die Gegenwart. Verwirrt sah ich auf und blickte in zwei ozeanblaue Augen.
Ich überlegte einen Moment, Nein zu sagen, schließlich war es ja der Platz neben mir. Dein Platz. Doch in diesem Moment fiel mir wieder ein, dass du ja jetzt weg warst. Also nickte ich einfach nur, ehe ich wieder aus dem Fenster sah und mich ganz und gar in meine Musik vertiefte, die mir die Fahrt ein wenig einfacherer gestaltete.
Als wir schließlich an der Schule hielten und ausstiegen, sah ich mir den Jungen nochmal genauer an. Seine dunkelblonden Haare fielen ihm leicht ins Gesicht und zum Abschied schenkte er mir noch ein leichtes und dennoch strahlendes Lächeln.
Er kam mir nicht bekannt vor, was aber nichts bedeuten musste. Vielleicht war er ein Jahr höher als wir oder so. Doch schon nach kurzer Zeit verschwand der Junge aus meinen Gedanken.
Heute war der erste Schultag und du kanntest mich ja gut genug, um zu wissen, wie wichtig mir gute Noten waren. Jedenfalls sah ich den Jungen den Rest des Schultages nicht mehr und auch nicht auf dem Rückweg.
Dafür erinnerte mich der leere Platz mal wieder daran, dass du nun meilenweit entfernt warst. Doch am nächsten Morgen, als ich wieder auf meinem gewöhnlichen Platz saß, bei der dritten Haltestelle nach meiner, stieg er wieder ein.
Er sah sich nicht lange nach einem Platz um, sondern kam direkt zielstrebig auf mich zu. Er sah ich mich kurz fragend an und als ich nickte, setzte er sich neben mich.
Ich weiß nicht, wie lange es so weiter ging, aber es lief jeden Morgen gleich ab. Er stieg an und ich erlaubte es ihm, auf deinem Platz zu sitzen, der jetzt ja nicht mehr deiner war. Den Rest der Fahrt hörten wir beide unsere eigene Musik.
In der Schule sah ich ihn ab und zu mit ein paar anderen Jungs abhängen. So erfuhr ich auch, dass er in die Stufe über uns ging.
Aber eines Tages im Herbst, ich sah aus dem Fenster auf die Blätter der Bäume, die sich langsam in alle möglichen Rot-, Gelb- und Brauntöne färbten, als eine Stimme meinte: „Ich mag den Herbst. Er lebt nach seinen eigenen Regeln und ist unberechenbar."
Doch ich beachtete die Stimme gar nicht weiter. Was interessierte es mich, warum jemanden der Herbst gefiel? Erst als die Stimme fragte: „Und welche Jahreszeit magst du am liebsten?", und sie keine Antwort bekam, merkte ich, dass es der Junge war, der mit mir sprach.
Schnell schaltete ich die Musik aus und sah ihn entschuldigend an: „Tschuldigung, ich habe dich nicht genau verstanden." Am einfachsten wäre es für ihn wahrscheinlich gewesen, hätte er einfach gesagt, nichts, und sich wieder von mir weggedreht.
Doch stattdessen schenkte er mir wieder ein Lächeln und wiederholte seine Frage. Ich überlegte einen Moment, ehe ich ihm antwortete: „Ich mag den Winter am liebsten."
Normalerweise hätte ich jetzt gesagt, dass ich alle Jahreszeiten gleich sehr mochte und bis heute war mir nicht bewusst, wieso ich deine Lieblingszeit nannte. „Wieso der Winter? Was ist an Weiß und kalt schön?", verständnislos sah er mich an.
„Aber gerade deswegen verbringt man im Winter viel mehr Zeit mit den Menschen, die man liebt. Weil man auf gewisse Weise auf sie angewiesen ist", erklärte ich einfach nur. So hattest du immer argumentiert und dass waren die Argumente, die mir am besten erschienen. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, hielt der Bus an der Schule an und wir stiegen beide aus.
In den nächsten paar Wochen unterhielten wir uns weiter über belanglose Dinge, wie das Wetter oder Sachen, die wir liebten. So erfuhr ich von ihm, dass seine Lieblingsfarbe Grün war und er am liebsten den Regen mochte.
Ich erzählte ihm von mir, dass ich Blau am liebsten mochte und Schnee hasste. Diese Antwort entlockte ihm ein Lächeln und als ich ihn fragend ansah, meinte er nur: „Ich finde es einfach nur witzig, dass du Schnee hasst, der Winter aber trotzdem deine Lieblingsjahreszeit ist." Darauf wusste ich nichts, zu erwidern.
So geschah es, dass ich nach langer Zeit einfach mal wieder lächelte. Ein Lächeln, das weder erzwungen, noch gekünstelt war. Ein Lächeln, dass wahrhaftig echt war. Ab diesem Moment beschloss ich, dass ich den Jungen mochte.
Mit der Zeit stellte ich immer mehr fest, dass du diesen Jungen garantiert auch gemocht hättest. Er war genau wie du. Er redete und lachte über alles, doch wusste auch, wann er mal schweigen sollte.
Die Zeit verging so, wie Blätter zu Boden fielen und ich immer mehr über den Jungen erfuhr und er über mich. Und schließlich kam der Winter. So sehr ich diese Jahreszeit auch mochte, so sehr hasste ich den Schnee, denn sie mit sich brachte.
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Eine ungewöhnliche Freundschaft #Ideenzauber
Cerita PendekHier wird ab April eine Kurzgeschichte für den #Ideenzauber entstehen