Chapter Five: »Die Definition von Freiheit« [SHORT]

19 4 1
                                    

Too much too ask - Niall Horan

Erst eine geschlagene Stunde später, saßen wir zusammen versammelt am Essenstisch unter der Terrasse, stopften uns mit den letzten Resten die Bäuche voll und schmiedeten einen groben Plan für den heutigen Tag. Ein Teil von uns würde den Berg hinab krakzeln und den Einkauf für die nächste Woche in der nächstliegenden Stadt tätigen, der Rest würde dieses Haus ein wenig putzen, die angesammelten Schichten von Staub beseitigen der sich auf diverse Möbel gelegt hat und die erste Ladung Wäsche waschen, der sich bei der eintägigen Anreise angesammelt hatte. Savannah war die erste, die sich für die Gruppe meldete, die in die Stadt fahren würden. Ihre Augen glitzerten dabei und ich wusste von vorne rein, dass es ihr bereits in den Fingern juckte, Geld auszugeben. Umso schneller entschied ich mich für den heutigen Putzdienst, in dem Liam sich ebenfalls eintrug und gleich nach dem Essen damit begann, abzuräumen und zu spülen, obwohl dieses Haus eine Geschirrspülmaschine besaß.
Als sich die Gruppe in zwei gespalten hat, verschwand ich gleich mit ein paar Staubtüchern ins zweite Wohnzimmer und machte mich in aller Stille daran den Fernseher und die gesamte Schrankwand abzustauben. Mein Kopf dröhnte und in diesem Zimmer war es angenehm kühl. Ich hasste diese Wetterumstellung und momentan versuchte genau diese, mir meinen Start in den Urlaub zu vermiesen.

Ich seufzte, warf das zehnte Staubtuch in die Mülltüte und schnappte mir ein neues um auch denn letzten Schrank wieder sauber zu machen. Mit zusammengekniffenen Augen erhob ich mich, hielt kurz inne, bis der Schmerz in meinem Kopf etwas nachgelassen hat.

»Du musst mehr trinken, dann gewöhnt sich dein Körper schneller an das Wetter« Ich erschrak und fuhr mit einem leisen Schrei herum. Mit müden Augen blickte mich Harry, am Türrahmen gelehnt an. Auf seine Lippen lag ein verständnisvolles Schmunzeln, ehe er langsam zu mir hinübertrat und mir eine Flasche entgegenhielt. Argwöhnisch beäugte ich diese, in der definitiv kein Wasser drin war. Eine grüne, dickflüssige Subtanz schimmerte mir durch die Plastikflasche entgegen.

»Vitamine helfen noch mehr. Ich habe es gestern schon mitbekommen« Er lächelte unschuldig und verlegen, sodass seine Grübchen zum Vorschein kamen.
»Auf einmal wieder nett?« Murrend ließ ich mich auf das Sofa fallen, schmiss das Tuch neben mir in die Plastiktüte und blickte zu ihm auf. Versuchte mir nicht anmerken zu lassen, das die Kopfschmerzen mich fast umbrachten.

Er lachte leise und schüttelte den Kopf, bevor sich mit Abstand zwischen uns, sich ebenfalls setzte. »Ich bin gar nicht so schlimm wie du vielleicht denkst. Sieh, momentan versuche ich dir zu helfen. Also hier, trink das und es wird dir besser gehen«
»Oder aber, du willst mich nur vergiften« entgegnete ich ihm und schüttelte die Flasche, nur um zu sehen wie dickflüssig der Inhalt eigentlich war.
»Ich habe Medizin studiert, wenn ich dich umbringen wollen würde, hätte ich mir garantiert etwas anderes einfallen gelassen« Er scherzte, auch wenn ich mir seine Worte gut mit der Wahrheit verbinden konnte. Mit einem Augenrollen schraubte ich den Deckel auf und nahm einen kleinen Schluck davon. Mit Würgegeräuschen blickte ich zu Harry, während ich versuchte den Geschmack aus meinem Mund hinaus zu bekommen.

»Ich hab nicht gesagt, das es gut schmeckt« er verkniff sich ein Lachen. »Nur das es dir helfen wird«
»Was ist das für ein Gesöff?« Fauchte ich ihn an und stellte die Flasche auf den kleinen Tisch, denn ich noch entstauben musste.
»Salatreste, Gurke, Avocado und Apfel«
»Bist du widerlich?« Angewidert sah ich zwischen ihm und der Flasche hin und her und wie sein Schmunzeln einfach nicht aus seinem Gesicht verschwinden wird.
»Du brauchst Vitamine, das ist eine der besten Wege, damit es Dir besser geht. Ich habe Louis aber auch gesagt er soll anderes Obst mitbringen, wenn du magst, kann ich dir dann einen machen, der besser schmeckt, wenn sie zurück sind.«

Er strich sich ein paar Locken aus dem Gesicht, versuchte freundlich zu mir zu sein und ich nickte nachgebend. Ich stellte das noch fast volle Glas zurück auf den Glastisch und ließ mich in die weichen Kissen des Sofas fallen. Eine Weile schwiegen wir beide, denn er machte keine Anstalten zu gehen oder sonstiges, was ich mir gerne gewünscht hätte. In seinem Gesicht verzogen sich die Züge zu etwas nachdenklichem, während er mich anstarrte. Letztendlich blickte ich fragend zu ihm herüber und musterte ihn ebenfalls. Sein weißes, fast durchsichtiges Shirt, zeigte die verschiedenen, dunklen Tattoos auf seinem Körper und auch die Muskeln, die er trug, aber nichts außer die kleinen Schwalben, welche auf seiner Brust tätowiert waren, hoben meine Interesse.

»Wofür stehen die Schwalben auf Deiner Brust?« Ich drehte meinen Körper etwas mehr in seine Richtung und musterte das Stück Körper mit den Schwalben unter seinem Shirt.
Er folgte meinem Blick und fuhr sich mit der Rechten, leicht und mit einem Gedankenverlorenen Ausdruck in den Augen über die Brust. Seine Grünen Augen schlossen sich für einen Moment und ich meinte ihn tief durchatmen zu hören, ehe er mir antwortete.

»Freiheit«, sagte er schließlich und blickte mir wieder entgegen. Das dunkle grün, war nun ein wenig aufgehellt. Seine Hände verschränkten sich miteinander in seinem Schoß und abweisend fing er an seiner Nagelhaut an zu zupfen.

»Aber wenn ich das richtig erkenne, fliegen sie aufeinander zu und nicht fort.« Ich runzelte die Stirn.

»Na, und?« Zuckte er die Schultern und blickte mich unverständlich an. »Freiheit muss ja nicht die weite Welt bedeuten. Freiheit kann auch nur eine einzige andere Person sein, Hauptsache du fühlst dich frei und ohne jeglichen Zwang.«

Er senkte wieder den Blick, bevor sich vom Sofa erhob, nach meinem noch vollen Glas griff und wortlos ging. Verwirrt sah ich ihm hinterher.

I heard you crying - H.SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt