Ich stoppte als ich die schwere Tür hinter mir ins Schloss fallen hörte und stand für einen Moment wie erstarrt auf dem breiten Gang. Meine Hände waren zu Fäusten geballt und zitterten, meine Knie so weich wie Brei. Ich schloss die Augen und zwang mich tief durchzuatmen um meinen hektischen Atem etwas zu beruhigen. Was passierte gerade? Was das wirklich alles reell oder nur ein Alptraum aus dem ich jeden Moment erwachen würde? Es musste so sein. Gleich würde ich erschrocken hochfahren, weil Lydia mal wieder viel zu früh meinte in meinem Zimmer aufräumen zu müssen. Gleich..
„Mylady?“, die Stimme eines Gardisten zerstörte auch meine letzte Hoffnung. Resigniert öffnete ich die Augen und blickte in sein besorgtes Gesicht. Schnell wich ich den fragenden hellgrauen Augen aus und murmelte: „Es ist alle okay. Gehen sie wieder an ihre Arbeit.“ Ich spürte, dass er etwas fragen wollte, sich jedoch im letzten Moment an meinen Stand erinnerte und abbrach. Ich wartete nicht seine Antwort, sondern drehte mich schnell um und lief schon fast fluchtartig zur Treppe in die oberen Stockwerke. Ich hatte mich nie derart schwach gegenüber den Wachen oder gar den Dienstmädchen gezeigt. Stets war ich darauf bedacht gewesen mein hochmütiges und kaltes Image aufrecht zu erhalten. Einzig mein Bruder kannte mein wahres Ich. Und jetzt .. einfach so.
Nie hätte ich vermutet durch eine simple Nachricht so hart aus der Bahn geworfen zu werden. Ich meine, es war ja nur ein Wechsel des Wohnortes, es würde bestimmt aufregend werden, all die neuen Menschen, Orte und Erlebnisse die auf mich warteten… oder? Ich konnte mir nicht vorstellen diesen Ort zu vermissen. Es gab nichts was mich hier hielt, okay abgesehen von Cath, also warum war ich so bestürzt? Weil es so plötzlich war? Weil ich es nicht hatte kommen sehen? Ja, das musste es sein.
Kopfschüttend über meine eigene Naivität kam ich vor der Tür zu meinen Gemächern zu stehen. Wie konnte ich auch erwarten von allem, das um mich geschah, im Bilde zu sein? Immer noch leicht zittrig sammelte ich mich und stieß die Tür auf. Lydia war, wie meine Mutter erwähnt hatte, bereits fleißig am packen. Tausende Taschen und kleine Bündel lagen über den Boden verstreut und Kleider in den verschiedensten Farben hingen an meinen Bettpfosten. „Lydia?,“ rief ich fragend. Ich hörte einen erstickten Laut aus meinem Bad, dann kam sie auch schon mit beiden Armen voll Stoff und lief ohne mich anzusehen zum Bett. Seufzend strich ich mir eine der losen Strähnen hinter mein Ohr und eilte zu meiner Kammerzofe die nun über das Bett gebeugt war und emsig einige Unterröcke zusammenfaltete.
„Lydia, bitte.“, murmelte ich sanft und zog sie von dem Bett weg. Ich griff ihre Hände und hielt sie fest, als sie schon wieder los wollte. „Ich werde nur genug Kleidung für die Reise benötigen. Ich glaube kaum, das den Soldaten an übermäßigen Bällen gelegen ist und anderweitig werde ich diese Kleider wohl kaum brauchen… Lydia?“ Ich hielt meinen Kopf schief und versuchte einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen, doch sie wisch meinen Blick aus. „Nein, bitte..“ , sanft zog ich sie neben mir aufs Bett und setzte mich auf den weichen Stoffhaufen. Ihre Proteste um die schönen Kleider missachtend zog ich sie neben mich und griff nach ihrer rechten Hand. Sie gab seufzend nach und ich konnte sehen, dass ihre Wangen rosig, ihre Augen rot und wässrig waren. Sie strich über meine Finger und flüsterte erstickt: „Mein Täubchen, du kannst doch nicht einfach gehen. Einfach so. Erst Cedric und jetzt du.. Was soll den auf Cathlyn werden? Willst du sie etwa ganz allein lassen?“ Bei dem Namen meiner Schwester zuckte ich zusammen und murmelte kaum hörbar: „Bitte lass Cath hier raus. Du weißt ich kann nichts...“ „Und ob du kannst!“, unterbrach Lydia mich wütend. Ihre Augen blitzten jetzt und ihre Stimme wurde immer lauter, „Wenn du wirklich etwas dagegen hättest, wäre es nie zu einer Übereinkunft gekommen. Ich kenne dich Kind. Ich habe dich aufgezogen seit du zum ersten Mal das Sonnenlicht erblicktest. Ich habe gesehen wie du zu der Frau wurdest, die du jetzt bist und ich WEIß das die Estelle, die ich kenne, nie Kompromisse eingeht. Die Estelle, die ich kenne, würde für das kämpfen, dass sie will und solange protestieren bis sie Recht bekommt. Also was ist es diesmal? Haben sie dich tatsächlich klein gekriegt oder willst du vielleicht doch selbst nach London?“
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Eternity (ein Zayn Malik FF der etwas anderen Art)
أدب الهواةEigentlich sollte Estelle nur nach einem geeigneten Ehemann Ausschau halten. Doch was ist wenn sie sich in den einzigen verliebt, der für sie unerreichbar ist? Und was ist wenn er diese Liebe erwidern sollte?