-Melme p.o.v.-
Es waren seit dem Tag der Entscheidung, dass ich fallen würde neun Tage vergangen. Meine Flügel hatten sich vollständig schwarz gefärbt und eine Form angenommen, die einem Engel kein Stück mehr ähnelte. Ich war wohl zum Dämon geworden. Oder...? Ich saß an dem See, an dem Duath und ich uns geküsst hatten. Ich wartete auf ihn. Ich wollte endlich nicht mehr feige sein. Ich wollte ihn sehen. Ich wollte ihn umarmen. Ich wollte ihn küssen. Ich vernahm das Rascheln der Blätter im Herbstwind. Ich fing ein rotes Ahornblatt auf. Es war wirklich schön.
Das schenke ich Duath, wenn ich ihn wiedersehe.
Ich lächelte sanft und stellte mir vor, wie wir uns wieder küssen würden. Voller Liebe und Leidenschaft. Dieser Gedanke erfüllte mein Herz mit Freude.
Was ist das nur für ein Gefühl? Noch nie habe ich das bei jemandem verspürt... Ist das etwa... Liebe...?
Ich weitete die Augen.
Liebe ich Duath?
Ich dachte ernsthaft darüber nach. Er war derjenige, der mir die Augen geöffnet hatte. Er war derjenige, der mir beibrachte selbstständig zu denken und er war der Einzige, der es schaffte, mich dieses wunderbare Gefühl fühlen zu lassen. Es war ein Gefühl von unendlicher Zuneigung und grenzenlosem Vertrauen. Ich wollte ihm alles anvertrauen, sogar mein Leben.
Dabei kenne ich ihn doch eigentlich garnicht... Eigentlich ist er doch ein Fremder...
Als ich das dachte fühlte es sich an, als würde mein Herz bald in tausend Einzelteile zersplittern.
Dann hörte ich Schritte. Ruckartig drehte ich mich um und tatsächlich: Da stand niemand anders als Duath.
"Melme, es tut mir leid, dass ich dachte, du hättest mich angelogen... "
Ich rannte auf ihn zu und umarmte ihn feste. "Und mir tut es leid, dass ich so etwas gesagt habe... Natürlich wollte ich dich küssen... Ich liebe es, dich zu küssen..."
Ich sah ihn an. Das war das erste Mal, dass ich sah, wie seine Wangen sich röteten. Er sah so wirklich süß aus.
"Melme, ich... ", setzte er an.
"Hm...?"
"Ach nichts... ", meinte er dann. "Ich bin gerade einfach nur froh, dich zu sehen... "
Er drückte mich an sich. Dann streichelte er mir durch die goldenen Locken. Er küsste meine Stirn. Eine Geste, die eigentlich nur unter Engeln üblich war.
"Duath, ich habe ein Geschenk für dich... "
"Hm...?", er löste sich aus der Umarmung und sah mich fragend an.
Ich hielt ihm das Ahornblatt vor die Nase und spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. "Das ist für dich, Duath. Es ist das schönste Herbstblatt, dass ich bislang gesehen habe."
Er lächelte. "Es ist süß, dass dich schon kleine Dinge, wie dieses Blatt so sehr faszinieren... " Er nahm es an. "Ich danke dir. Mir hat noch nie jemand ein Geschenk gemacht... Jetzt fühle ich mich schlecht, weil ich nichts für dich habe, Melme."
"Brauchst du nicht", kicherte ich. "Dass du bei mir bist, ist Geschenk genug für mich..."
Und schon wieder lagen seine Lippen auf meinen. Er legte seine Arme um meine Taille, ich meine um seinen Nacken. Wir küssten uns immer leidenschaftlicher. Wir waren uns so nah. Nicht nur körperlich, nein, auch geistig. Es war so ein schönes Gefühl. Wie mein Herz schlug, mein Bauch kribbelte und meine Gedanken frei waren.
Ich war einfach nur glücklich.
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Himmel und Hölle (Yaoi)
RomanceJahre nachdem Luzifer mitsamt seiner Anhänger aus dem Garten Eden, dem Reich im Himmel verbannt wurde, trifft einer seiner Anhänger erneut auf einen Engel. Dabei entsteht ein ziemlich interessantes Gespräch darüber was damals wirklich passiert ist u...