6. "Ich wollte doch garnicht...!"

43 6 12
                                    

-Duath p.o.v.-

So standen wir also da. Meine Lippen lagen auf denen von Melme. Sie waren weich, nicht so wie meine eher rauen.

Ich spürte, wie er ganz leicht zusammenzuckte. Er hatte wohl nicht hiermit gerechnet. Dabei war er doch Derjenige, der so gierig auf meine Lippen gestarrt hatte. Ich wollte ihm bloß einen Gefallen tun. Doch als ich merkte, dass er nicht erwiderte, löste ich mich aus dem Kuss.

Seine Augen waren weit aufgerissen, sein Gesicht erinnerte nun stark an eine reife Tomate. Seine zwei weißen Flügel hingen leicht herunter und glänzten golden im Licht des jetzigen Sonnenuntergangs.

"Du bist süß", stellte ich zum wiederholten Male fest. Keine Ahnung wie oft ich das in der kurzen Zeit, in der ich ihn kannte, schon gesagt hatte.

"M-mein Herz pocht s-so schnell", stotterte Melme. "W-warum...?"

"Vermutlich hat es dir gefallen", grinste ich triumphierend. "Fragt sich bloß, warum du dann nicht erwidert hast."

Er sah mir in die Augen, wirkte aber verwirrt. Oder so als wüsste er nicht, was er sagen sollte. Dann sah er auf den Boden.

"Alles okay?", fragte ich ihn.

"Das ist mir unangenehm...", antwortete der Engel. "Ich... Ein... Ein Dämon hat mich geküsst, ein Sünder ein- Nein. Nein, bis jetzt bist du der Einzige, der mich nicht angelogen hat... Bis jetzt... Bist du mein einziger... Freund...?"

Ich lachte. "Du scheinst ganz schön verwirrt zu sein, Kleiner."

"Ehm, also... Wahrscheinlich bin ich das auch?", fragte er verunsichert und nervös. Sein Gesicht war immernoch hochrot. "Kannst du... Nochmal?"

"Klar", grinste ich, legte eine Hand an seine Wange, beugte mich erneut zu ihm hinunter, legte den Kopf leicht schief, schloss die Augen und legte meine Lippen erneut auf seine unglaublich weichen.

Dieses Mal legte er die Arme um meinen Nacken und schmiegte sich leicht an mich während er vorsichtig begann zu erwidern.

Süß.

Wir blieben noch eine ganze Weile lang so, bis wir schließlich durch einen Engel unterbrochen wurden.

"Melme, was machst du denn da?!", schrie dieser Engel, ein Achai und sprang zwischen uns.

Ich sah ihn einfach nur genervt an, dann sah ich zu Melme, der Tränen in den Augen hatte.

"E-es tut mir so leid...!", versuchte Melme sich zu entschuldigen. "Das... Ich... Also ich- Ich wollte doch garnicht...!"

Etwas verletzt sah ich ihn an.

Wenn du es doch nicht wolltest, warum hast du mich dann gefragt, ob ich dich nochmal küssen kann...? Ach, schon klar, weil du ein Engel bist. Ein Lügner, ein Verräter. Wahrscheinlich hat er mir eben als ich versucht habe, ihn über das aufzuklären was in Eden falsch läuft, nicht einmal zugehört.

"Du wolltest es also nicht, ja?", rief ich wütend. "Dann kann ich ja gehen!"

Dann drehte ich mich um und lief weg. Ein bestimmtes Ziel hatte ich nicht. Aber zurück in die Unterwelt wollte ich auch nicht. Noch mehr verletzte mich die Tatsache, dass er mir nicht einmal folgte.

Tränen stiegen mir in die Augen.

Warum weine ich jetzt? Er ist ein Engel. Was habe ich erwartet? War doch klar, dass das so enden würde. Aber warum verletzte es mich so sehr? Warum nur?



Himmel und Hölle (Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt