Kapitel 13

903 35 12
                                    

Am nächsten Morgen klingelt mein Wecker um 6 Uhr. Müde stelle ich ihn aus und drehe mich auf die andere Seite. Eine Minute später stehe ich dann jedoch auf.
Ich mache mich im Bad fertig und schminke mich dezent. Dann laufe ich wieder in mein Zimmer und suche passende Sachen zum Anziehen. Schließlich gehe ich nach unten und finde in der Küche Kaffee. Dann kommen Julia und Franco rein. Ihnen folgt ein verschlafen aussehender Alex in die Küche. ,,Ich habe euch Kuchen auf die Seite gelegt", sage ich und hole ihn. ,,Lieb von dir", meint Franco und stürzt sich darauf. Julia setzt sich neben mich und trinkt auch in aller Ruhe Kaffee.
,,Wir fahren dann gleich los. Und danach gehe ich ins Bett", meint Julia. ,,Oder ich kann Lena auch fahren. Ich habe heute Spätschicht und kann das machen. Dann könnt ihr beiden euch hinlegen", schlägt Alex vor. Franco und Julia stimmen zu. Gegen halb acht mache ich mich auf den Weg. Sam geht zur selben Zeit aus dem Haus, da er wieder Frühschicht hat. Meistens bekommt er die Frühschicht und Alex oder Franco die Spätschicht. Bald werde ich wohl auch Schichten haben, wenn ich vielleicht wieder in der Klinik am Südring arbeiten darf/kann.

Als ich wie gewohnt mein Büro betrete, den PC hochfahre und mir Kaffee besorge, denke ich an Lena. Dann gehe ich zu den Schwestern und erkundige mich nach besonderen Vorkommnissen. Aber alles ist wie gewohnt.
Als ich mich schließlich zum Gehen wende, hält mich eine Schwester auf. ,,Es war doch noch etwas. Sonja, die neue, hatte einen Wutanfall und wir mussten sie fixieren, bevor sie alles kaputt gemacht hätte. Jetzt ist sie noch fixiert. Und eine der anderen Patientinnen möchte über ihre Entlassung sprechen", sagt sie. ,,Danke", antworte ich und gehe in mein Büro. Meine Kollegin, die mich gestern vertreten hat, hat mir die Berichte auf den Schreibtisch gelegt. Ich lese mir die Berichte durch und gehe dann ins Zimmer von Sonja. Sie liegt da, starrt an die Decke und ihr laufen Tränen übers Gesicht. ,,Was machst du denn?", frage ich. ,,Gar nichts. Mir ging es nicht gut und ... da bin ich eben ausgerastet", sagt sie. ,,Pass auf. Ich defixiere dich. Aber du musst versprechen, dass du nicht wieder ausrastest", sage ich. Sonia nickt und ich hole einen kleinen Magneten aus meiner Tasche. Dann löse ich die Gurte und helfe ihr auf. ,,Leg dich wieder in das andere Bett", sage ich und deute auf das andere Bett.

Sie legt sich in das andere Bett und ich setze mich zu ihr. ,,Ich möchte mich gerne mit dir über deine Familie reden. Kannst du mir etwas darüber erzählen?", erkundige ich mich.
,,Naja ... ich komme mit meinen Eltern gut klar. Das eigentliche Problem sind meine Mitschüler. Die haben mich so krass gemobbt, dass ich mich geritzt habe und ... am Ende wollte ich nur noch ... weg und alles vergessen", sagt Sonja. ,,Und wenn du die Schule gewechselt hättest?", frage ich. ,,Sie sind lustig. Meine Eltern hätten das nicht erlaubt und die wissen noch nicht mal, wo ich jetzt bin weil ... sie haben viel zu tun", sagt sie. ,,Warum nehme ich dir das nicht so richtig ab?", frage ich seufzend. ,,So ist es aber. Wirklich", sagt Sonja. Ich seufze. ,,Ich glaube dir das zwar nicht so ganz, aber das ist jetzt egal. Sonja ... möchtest du mir vielleicht etwas über die Dinge in der Schule erzählen?", frage ich. ,,Naja ... also ... das Problem ist halt ... ich ... sie ... beleidigen mich immer und schlagen mich manchmal. Und ... sie zerreißen meine Hausaufgaben und so ...", erzählt sie. ,,Und ... wie fühlst du dich dabei?", erkundige ich mich. ,,Nicht gut. Ich ... war einsam und alleine und keiner hat zu mir gehalten", sagt Sonja. ,,Das ist natürlich nicht so schön", sage ich und schaue sie mitfühlend an.
,,Und das mit der körperlichen Gewalt ist halt so hart mittlerweile, dass ich mich manchmal nicht mehr richtig bewegen kann und ich war deshalb schon zwei mal im Krankenhaus und dann ... habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten und ... ich kann das einfach nicht mehr", mittlerweile weint sie. Oh man, Sonja tut mir schon leid. Aber so ist es bei meinen anderen Patienten auch. Da kann man nichts machen.
,,Sonja ... ich glaube, wir müssen mal mit deinen Eltern reden. Ganz dringend", sage ich. ,,Ich ... weiß nicht, ob es was bringen würde", sagt sie. ,,Das sehen wir dann. Ich rufe deine Eltern an. Mal schauen, was sie dazu sagen", sage ich und gehe raus.

In meinem Büro lasse ich mich auf den Stuhl fallen und tippe einen Bericht ab. Dann suche ich die Akte von Sonja heraus. Ich wähle die Festnetznummer und warte ungeduldig. Es geht niemand hin. Also hinterlasse ich eben eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. ,,Hallo, hier ist Dr. Martinson von der psychiatrischen Klinik. Es geht um Ihre Tochter Sonja. Sie ist hier in Behandlung und ich bitte Sie, dass Sie sich bei mir telefonisch melden. Danke", sage ich nach dem Signal und lege wieder auf. 
Schließlich schaue ich meine Akten durch. Ich kann eigentlich zwei Mädchen entlassen. Also bringe ich ihnen die Entlassungspaspiere. Sie freuen sich wahnsinnig und ich lasse die Beiden von der Station. Dann mache ich mich auf den Weg zur Kantine. Dort esse ich etwas und frage Julia per WhatsApp, wie es Lena geht.
Anscheinend gut. Dann gehe ich wieder in mein Büro. Dort lese ich noch ein bisschen ältere Berichte durch und weiß schließlich nicht mehr, was ich machen soll. Also hole ich mir einen Kaffee.

So, meine Lieben. Das wäre Kapitel 13. Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat. Bitte schreibt mir eure Meinung in die Kommentare, das wäre mir wichtig.

Bitte schreibt mir auch, ob ich überhaupt noch weiterschreiben soll.
Danke!

Eure Jacqui1709

Paula Martinson - Story ♥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt