Die Wahrheit hinter der Einladung

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Wir befanden uns im 19. Jahrhundert. 1889 um genau zu sein.
Die Straßen der Hauptstadt London waren düster und verschmutzt. Die Themse schwemmte allerlei Dreck und Gesindel ins Land. Die Stadt war besildet von den dunklen Nachtgestalten- den Vampiren.
Nur vereinzelte Menschen führten ein vollkommen normales Leben in Armut und Dreck in dieser Stadt. Eigentlich war es kaum möglich. Die Blutsauger trachteten ihnen geradeso nach dem Leben, erhoffen sich, dass einer sich in vollkommener Finsternis aufhalten würde und man zuschlagen konnte. Doch der Mensch war nicht dumm. Vampire konnten ein Haus ohne der menschlichen Erlaubnis nicht betreten und diese wären ziemlich dumm, wenn sie nachts hinaus gehen würden.
Bisher biss das Böse nur auf Zement. Blut mussten sie sich von Außerhalb oder von Tieren besorgen.
Die Vampire wurden weicher, teilten sogar ihre Beute mit ihren Artgenossen. Doch eine Person gab es, die genau das nicht vorhatte.

Im Osten Londons lebte einst eine reiche Countess. Nur wenige Lebewesen hatten sie bisher zu sehen bekommen. Ihre eiskalte dennoch erotische Seite verjagte all das Leben in ihrer Umgebung. Doch immernoch existierten Menschen, die neugierig waren. Da die Gräfin allerdings nicht dumm war und nur so auf Beute wartete, lud sie all die Menschen zu sich ein, die freiwillig kommen wollten.

So auch Michiru.
Einst lebte sie in Japan, war jedoch nach einer Entführung hier her verschleppt worden. Das Glück war in ihrem Leben nicht mit ihr. Sie lebte alleine in einem alten Haus, was wohl schon fast dem Zusammenbruch drohte. Mit der Kunst versuchte sie wenigstens ein klein wenig Geld zu verdienen, was aber auch nicht funktionierte. Die Künstlerin lebte in großer Armut, war froh wenn sie den Tag überhaupt überlebte.
Ihr Leben war ihr so gut wie egal. Ja sogar Prostitution hatte sie schon hinter sich.

Für den Weg zu der Gräfin hatte sie gerade noch so ein Stück Brot, welches man so womöglich heute nicht mehr gegessen hätte. Aber mehr hatte sie nicht. Der Hunger und die Angst zu sterben verfolgten sie jeden Tag.
Die große Distanz musste sie selber bewältigen. Durch Passanten hatte sie erfahren, dass die unbekannte Countess Menschen in ihr Anwesen einlud.
Die Türkishaarige machte sich damit auf dem Weg. Es würde einige Stunden dauern, eh sie an dem Anwesen ankommen würde. Kaum begann sie zu laufen, kam jemand zu ihr.
,,Was treibt dich denn auf den Straßen hier rum, Michiru! Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen!", rief der ältere Mann freudig.
Michiru begann zu lächeln. Sie wusste, dass er ein Mensch war. Es war Tag und die Vampire waren nicht dazu in der Lage, jetzt herumzuirren.
,,Ich gehe ein bisschen spazieren", erwiderte sie ebenso freundlich,
,,Und du?"
,,Ich mache mich auf den Weg zu der Gräfin", sagte er ganz ehrlich.
Michiru legte den Kopf schief.
,,Na sowas! Ich auch!", rief die Türkise,
,,Ich werde mich aber etwas beeilen, da ein Unwetter langsam kommt."
,,Mach ruhig, Kleine. Mach ruhig. Ich werde mir Zeit geben. Ich, mit meinen 38 Jahren, kann nun nicht mehr so schnell", meinte der Alte.
Michiru beneidete diesen Mann. Er gehörte zu den ältesten Menschen hier in der Umgebung. Ihr Vater wurde nicht mal 35 Jahre alt.
,,Gut. Pass aber auf, dass du dir nicht weh tust", lächelte sie ihm zu.
,,Natürlich. Natürlich!"

Drei Stunden waren schnell vergangen. Das Mädchen hatte versucht schnell zu sein, was ihr tatsächlich auch gelungen war.
Gerade trat sie vor das gigantische Eisentor. Es war noch geschlossen und einige Menschen warteten davor, dass man sie reinlassen würde.
Friedlich wirkte dieser Ort bestimmt nicht. Michiru, wie auch die anderen wussten, wer und was die Gräfin war, aber niemand schien überhaupt nur die Anstalt von Angst zu machen. Vielleicht erhofften sie sich hier ein besseres Leben, mit mehr Nahrung. Michiru zum Beispiel hoffte inständig darauf.
Kurz darauf öffneten sich die Tore wie von Zauberhand. Noch waren alle Menschen nicht da, aber die brauchte die Gräfin eh nicht mehr.
Unwissend trat das Gesindel ein. Die 15-jährige Künstlerin blieb jedoch stehen. Das ungute Gefühl wurde immer größer und eine seltsame Aura schien sich hier rumzutreiben. Es war erschreckend, wie naiv der Mensch doch war. Doch auch mit dieser Angst schaffte sie es, sich wieder in Bewegung zu setzen.
Als der Letzte das große Anwesen betreten hatte, knallte die Tür hinter ihnen zu.
,,Vorbei", schallte eine tiefe Stimme durch den Raum, aber eine fremde Person war nicht zu sehen. Nicht mal die Countess.
Michiru blieb schlagartig stehen, lehnte sich ängstlich gegen die nun geschlossene Tür und wartete wachsam ab.
Plötzlich schien der Boden unter ihren Füßen zu zerbrechen. Begleitet von Geschrei begann ein schreckliches Erdbeben. Die Steine zerbrachen und das Pack fiel. Wohin wusste niemand, aber auf jeden Fall in die Dunkelheit.
Michiru konnte sich gerade so festhalten und auf einen kleinen Rest des Steinbodens stehen bleiben. Ohne der Türklinke, wo sie sich festhielt, wäre sie womöglich auch hinunter gefallen.
Geschockt stand sie da, ihr Herz raste und am liebsten wäre sie hinterhergesprungen. Doch das würde ein Fehler sein.

Die Saat einer bösen Nachtgestalt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt