,,Und was wäre daran so schlimm?", wollte sie nun wissen.
,,Wehe du fragst mich jetzt noch irgendwas! Sonst werde ich dafür sorgen, dass du an einem qualvollen Tod sterben wirst!", drohte sie ihr.
Die Blonde wußte selber, dass sie das Gesagte niemals in die Tat umsetzen würde, doch vielleicht gab der Mensch vor ihr dann ja Ruhe.Michiru sah etwas betrübt zu Boden.
Nun merkte sie selber, dass sie übertrieben hatte.
Als sie ihre Blicke wieder erhob, war die blonde Vampirin verschwunden.
Verwundert sah sie sich um.Die Vampirin hatte die letzten Tage kein Blut getrunken. Deshalb hatte sie starken Hunger verspürt und auf Michiru zu stürzen wollte sie auch nicht.
Bei ihr wollte sie auf gar keinen Fall die Kontrolle verlieren.
Dass Michiru das Zimmer im untersten Stockwerk besichtigt hatte, hätte sie nicht gedacht. Der Raum war für niemanden außer ihr zu betreten, doch Michiru war einfach hinein gegangen. Tatsächlich war die Vampirin sehr wütend auf sie. Zudem hatte sie diverse Fragen gestellt, welche Haruka ihr niemals beantworten würde.
»Noch kann ich es ihr nicht sagen. Sie darf sich daran nicht erinnern!«, dachte sie.Soeben hatte sie den Kerker betreten und lief durch die langen breiten Korridor. Weiter hinten stand Unorid an der Wand und spielte mit einem Stein. Er schien sich zu langweilen, aber das tat er immer.
Haruka bemerkte auch den Gestank. Jetzt hätte man die reine und frische Luft von Außerhalb hinein lassen können, da es langsam dunkel wurde, doch da Haruka die Menschen eh egal waren, wurde dies nicht getan. Stattdessen mussten sie weiterhin so leiden.
Vor der größten Zelle, in der sich alle Besucher, die freiwillig in den Tod gekommen waren, blieb sie stehen.
Ein armseliger Anblick bot sich der gefürchteten Gräfin. Ein Großteil der Gäste war bereits verendet. Der andere Teil, welcher noch halbwegs im Reich der Lebenden war, hatte sich in eine Ecke gequetscht- weit weg von den Toten.
Ganz hinten in der hintersten Ecke saß ein doch recht jüngerer Mann. Er schrie gerade ein kleines Mädchen an, was etwas getrunken hatte. Anscheinend wollte er das Wasser haben.
»Traurig...«, hatte sie gerade so noch dafür übrig.
,,Hey, du da! Ja du! Der da so rumschreit! Komm her!", unterbrach Haruka ihn beim Aufregen.
Die Countess stand außerhalb des Kerkers und hatte ihn bis jetzt auch noch nicht betreten.
So jemanden wollte sie als erstes töten. Die Kinder würden als Letztes kommen und die älteren Herrschaften waren ja bereits aus dem Weg geschafft.
Erst jetzt bemerkten sie, dass die Gräfin sie besuchte. Angst machte sich bemerkbar, Kinder begannen zu weinen und die Erwachsenen zu schreien.
Haruka spürte gerne diese Angst, die man ihr gegenüber brachte. Sie genoss es gerade zu.Der Mann, den sie meinte, hatte inzwischen schon gemerkt, dass er gemeint war und das er zu ihr kommen sollte. Jedoch getraute er sich nicht mal aufzustehen. Er wimmerte nur noch.
,,Ach! Jetzt bist du nicht mehr so laut!", lachte die Vampirin überaus belustigt,
,,Komm her!", forderte sie noch einmal.
Doch der Mann regte sich nicht. Stattdessen schlug er andere Leute hier vor, die besser als Opfer sich eigenen würden.
,,Wie feige du auf einmal bist", begann sie lauthals zu lachen,
,,Erst schreist du das Kind an und dann schlägst du auch noch Frauen vor, die ich mir eher nehmen soll als dich. Aber vielleicht kennst du das Sprichwort 'Das Beste kommt zum Schluss'? Also kommst du direkt als Erstes!"
Unorid begann hinter der Gräfin zu lachen.
,,Das hat gut gepasst, Herrin", lachte er.
Die Blonde jedoch verdrehte genervt die Augen.
,,Sei still!", befahl sie.
Der Diener zögerte gar nicht und hielt lieber den Rand.
Mit einem Sieges sicheren Grinsen wandte Haruka sich wieder dem feigen Mann zu.
,,Und du willst dich Mann nennen. Frauen sind eh stärker. Komm her, du elender Lappen!", in ihrer Stimme lag pure Drohung.
Der Hunger der Vampirin war groß und all zu lange wollte sie nicht mehr auf ihr Blut warten.
Endlich erhob das männliche Wesen sich und schlürfte sich zum Gitter.
Als er dort angekommen war und so nun vor der Gräfin stand, wies sie ihn noch näher zu sich heran. Erst zögerte er, doch ihm war der Tod bereits eh sicher. Er tat wie ihm gehießen.
Sofort wurde er mit einem derart heftigen Ruck durch das Gitter gezerrt, dass selbst sein Schädel unter Blutspritzern zerquetscht wurde.
Die anderen gefangenen Gäste begannen zu schreien und weinen, versuchten noch mehr Abstand zu nehmen. Doch wenn Haruka wöllte, könnte sie die Zelle auch betreten und sich das nächste Opfer holen.
Blitzschnell schlug sie ihre Reißzähne in seinen eh schon mit Blut besudelten Hals. Sie zerfetzte in voller Hungrigkeit das Fleisch, wodurch sie schon nach einigen Sekunden voller Blut war.Als sie ihren Durst gestillt hatte, ließ sie ihn achtlos los. Doch er fiel nicht zu Boden, sondern blieb im Gitter stecken.
,,Danke. Vorerst bin ich satt, auch wenn das Blut nicht besonders köstlich gewesen war... Aber der nächste Hunger kommt, meine Herrschaften!", sagte sie.
Mit einem boshaften Lachen verschwand sie in der Dunkelheit.
Michiru hatte sich wenig später noch etwas zu essen geholt. Nun schaute sie aus einem geöffneten Fenster.
Die Vampirin war nicht noch einmal aufgetaucht. Deshalb hatte das Mädchen etwas Langeweile, doch ohne Haruka war es um einiges sicherer.
Noch immer wusste sie nicht, was genau sie verbarg oder was das Bild unten in diesem Raum zu bedeuten hatte.
Dass sie darauf zu sehen war, war klar. Dabei war sie sich sehr sicher. Nur wusste sie nicht genau, warum Haruka so verklemmt reagiert hatte.
Sie hatte ihr ja auch mit dem Tod gedroht.
»Michiru! Du vergisst, dass sie eine Bestie ist! Ein Vampir! Sie tötet um zu Überleben!«, machten sie sich in ihren Gedanken klar,
»Sie wird sdch töten, wenn du noch mal nach siehst. Das hat sie dir doch gesagt!«
Jedoch war die Verlockung viel zu groß, als dass sie hätte widerstehen können.
Sie stöhnte einmal und verschloss dann das Fenster. Sie konnte dem einfach nicht widerstehen. Also machte sie sich auf dem Weg zu diesem geheimnisvollen Raum.
Es dauerte länger als gedacht eh sie angekommen war. Doch irgendwann war sie es. Wieder stand sie vor dieser alten Tür. Ein Zögern. Hatte sie Angst? Eventuell schon- aber vor Haruka und nicht vor dem Tod. So viel wie sie bereits erlebt hatte. Mittlerweile war es ihr egal, was mit ihr passierte. Vielleicht gab es sie ja doch Hoffnung? Denn hier bekam sie ausreichend Nahrung und Flüssigkeit. Vor Krankheiten und Seuchen was sie ebenfalls geschützt. Jedoch musste sie mit dem Risiko leben, jemand könnte sie zu einem Vampir machen. Denn hier konnte sie niemanden vertrauen. Oder würde sich es als Vampir eventuell leichter leben?
Michiru mochte es zu bezweifeln.
Auf gar keinen Fall wollte sie zu einem Vampir werden!
Langsam erhob sie ihre Hand, um diese zu der goldenen Klinke zu führen. Dabei raste ihr Herz schneller als normal, da sie ja auch wusste, dass es ihr verboten war. Und dennoch tat sie es.
Menschen waren wirklich verdammt neugierig. Das musste sich selbst sie in diesem Moment eingestehen.
Erneut trat sie in den Raum, doch dieses Mal war Haruka eher da gewesen. Diese stand nämlich einen Meter vor ihr mit einem wütenden Blick.
,,Mir war klar gewesen, dass du der Verlockung nicht widerstehen kannst. Ich habe dir gesagt, du sollst es lassen. Aber du hast dich mir meinen Befehlen widersetzt. Ich wollte dir ein normales Leben gewähren!", zischte sie überaus wütend.
Die Vampirin kochte gerade zu vor Wut. Dies war selbst für die Türkise spürbar.
,,E-Es tut mir leid... Aber ich bekomme das einfach nicht mehr aus meinem Kopf... Sag mir doch endlich warum ich auf dem Bild da bin!"
Sie zeigte mit dem Finger auf das große Bild an der Wand. Darunter waren Kerzen, welche angezündet waren. Die waren letztens noch nicht gewesen.
Haruka jedoch reagierte nicht weiter auf ihre Frage.
,,Du hast nicht auf mich gehört, also wirst du die Antwort auf deine Frage auch nicht bekommen", zwinkerte sie,
,,Eine Hand wäscht die andere."
Michirus Lippen verzogen sich zu einem leichten Schmollmund. Doch sie wusste auch, dass sie selber daran Schuld war.
,,Komm jetzt. Du hast hier drin immer noch nichts zu suchen!", sagte die Vampirin.
»Sie ist gar nicht wütend auf mich?«, dachte das Menschenmädchen.
,,Warum sollte ich es nicht sein?", säuselte die Vampirin gefährlich,
,,Ich würde dich gerade zu gern töten, da du mir tierisch auf die Nerven gehst, aber ich tu es nicht."
Bei der rauen geheimnisvollen Stimme lief der Türkisen ein gewaltiger Schauer durch Mark und Knochen.
Jedoch verspürte das Mädchen auch so etwas wie Angst. Doch vor dem Tod konnte sie nicht sein. Vielleicht war Haruka der Grund für ihre Furcht.Die Vampirin führte sie in ein Schlafgemächer, in dem Michiru mal gewesen war, doch es war nicht das von Haruka.
Sie ließ die Türkise als Erste eintreten und als diese sich umdrehte, um Haruka zu fragen, was sie hier wollten, verlor sie augenblicklich das Bewusstsein.
Alles drehte sich um sie herum. Sie fiel, es wurde schwarz vor ihren Augen und dann war da nichts mehr.
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Die Saat einer bösen Nachtgestalt
VampireDie Countess Haruka lud einst Menschen in ihr Anwesen, um sich mit ihnen die Zeit zu vergeuden. Nur ganz schwer kamen die Vampire an den begehrten roten Lebenssaft der Menschen. Doch sie machte es sich leicht. Unter den eingetroffen Menschen befand...