Tagesschlaf mit der Vampirin

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Der Tag war schnell vergangen, aber auch davon bekam niemand in diesem monströsen Anwesen etwas mit. Das menschliche Pack litt an Mangel von Nahrung, wodurch das Geheul groß war. Einige Kinder waren bereits verendet, aber es gab auch ältere Tote. Doch keiner dachte daran, die Leichen aus dem Kerker zu nehmen. Einige der Kinder wurden dadurch verstört und nach einer Weile begann es auch zu riechen.

Auch Michiru bekam von der Zeit kaum etwas mit. Diese konnte sich das Leid der Menschen unten im Kerker gar nicht vorstellen. Haruka hatte ihr gesagt, es würde ihnen auch gut ergehen, was sie geglaubt und sich auch zu Herzen genommen hatte.

Was nach diesem heißblütigem Kuss passiert war, wusste sie nicht mehr. Da war eine Art Filmriss. Mal wieder. Aus irgendeinem Grund schien sie immer mal wieder wegzudrehten und danach konnte sie sich an diese Situation nicht mehr erinnern.

Oder war vielleicht doch wieder die vampirische Gräfin daran Schuld?

Vorstellbar war es, denn ihre Kraft war enorm. Niemand konnte ihre Macht nur ansatzweise in Worte fassen und das wusste selbst sie.

,,Am Ende wirst du eh sterben. Früher oder später. Wann und wie ist ihr ohnehin egal..", seufzte sie, als sie dazu gezwungen war die Wahrheit zu erkennen.

Sie war ein Vampir, ohne einer menschlichen Ader oder gar menschlichen Gefühlen. Ein Raubtier, was ohne zu zögern tötet, um selber überleben zu können.

Seufzend betrat sie den langen Flur, der sich über eine riesige Strecke hinweg zog.

»Was, wenn sie jede Sekunde vor dir auftaucht und dich foltert? Du kannst nichts dagegen tun, weil sie viel stärker ist als du!«, schoß es ihr durch den Kopf.

Und wie es der Zufall so wollte, stand die blonde Vampirin im nächsten Moment direkt vor ihr.

,,Dich foltern? Stehst du etwa auf solche dreckigen Spielchen?", grinste sie.

Auf einmal kam sie ihr bedrohlich nahe, dass das Menschenmädchen fast die Beherrschung verlor. Die Vampirin hatte einen ungeheuren Einfluss auf sie. Dagegen wehren kam für sie aber nicht in Frage.

Fast unmerklich schüttelte sie den Kopf.

,,Nein. Was meinst du damit?", fragte sie stattdessen.

Haruka schlug lachend die Hand an ihre Stirn.

,,Du bist zwar wunderschön aber echt dumm!", grinste sie.

Doch Michiru fand dieses negative Kompliment alles andere als schön. Sie konnte nicht davor, dass sie bei sowas keine Ahnung hatte. Das Mädchen wusste ja nicht mal, um was es geht.

,,Ich könnte es dir ja zeigen, kleines Mädchen, aber dann würdest du wohl lieber freiwillig sterben", murrte sie unzufrieden.

Die Künstlerin konnte ihr ansehen, dass sie am Liebsten ihren Willen durch gesetzt hätte, aber aus irgendeinem Grund tat sie es nicht. Die Ursache dafür war ihr jedoch unbekannt.

,,W-Warum hast du mich eigentlich aus dem Kerker geholt?", nahm sie nun allen Mut zusammen.

Die Vampirin stockte. Die richtige Antwort würde sie ihr mit Sicherheit nicht sagen. Dafür war die Zeit einfach noch nicht reif genug.

,,Ich sagte doch bereits, dass du etwas ganz Besonderes bist", schnurrte sie in das Ohr des Menschenmädchens.

,,Aber was ist denn so besonders an mir? Ich bin doch bloß ein Mensch!", meinte die Türkise.

,,In der Tat. Nun bist du ein Mensch."

Das Mädchen legte den Kopf verwundert in die Seite. Das Ungetüm vor ihr sprach eindeutig in Rätseln mit ihr. Und was bedeutete 'nun ein Mensch'?

Die Saat einer bösen Nachtgestalt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt