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Es war wie ein Blitz, ein Blitz der durch meinen ganzen Körper fuhr.
Jeder Muskel brannte.
Ich spürte wie mein Blut pochend durch meine Adern strömte.
Mein Herz, es raste.
Ich riss meine Augen auf.

In einem Bruchteil einer Sekunde saß ich aufrecht in meinem Bett. Es war dunkel, es musste noch mitten in der Nacht sein.
Ich schaute rechts über meine Schulter, wo mir gestochen scharf die Uhrzeit 00:00 in einem grellen Rot entgegen strahlte.

Was war hier los?!

Mein Herz pumpte mein Blut so schnell durch meinen Körper, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis meine Adern dem Druck nichtmehr stand halten würden und wie eine Wasserbombe platzten.

00:01 Uhr

Mein Herzschlag beruhigte sich augenblicklich und ich war wieder in der Lage langsam und kontrolliert ein und aus zu atmen.

Was zur Hölle war hier gerade passiert?!
Wie gelähmt saß ich nun in meinem Bett, mein Blick starr auf meine Hände gerichtet. Ein leichtes Kribbeln durchfuhr meine Fingerspitzen.
Ich weiß nicht wie viel Zeit verstrichen sein musste, während ich in dieser Position dasaß, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können.
Ich schloss meine Augen, atmete tief durch und ballte meine Hände zu Fäusten, in der Hoffnung, dass Kribbeln würde somit vergehen.
Dem war leider nicht so.

Schließlich fasste ich den Entschluss aufzustehen und etwas frische Luft zu schnappen. Es war immernoch stockdunkel. Schnell zog ich mir die erstbesten Schuhe an und warf meinen Mantel über meine Schultern.
Leise, mit der inständigen Hoffnung meine Pflegeeltern nicht aufzuwecken, öffnete ich mein Fenster und kletterte, mehr oder weniger elegant, ins freie.

Bei meinem Talent stapfte ich selbstverständlich in die erstbeste Pfütze. Kurz dachte ich darüber nach, ob es nicht besser gewesen wäre Stiefel anzuziehen, doch verwarf ich diesen Gedanken schnell wieder.
Ich hatte andere Sorgen.

Das Kribbeln in meinen Fingerspitzen wurde immer stärker, gedankenverloren steuerte ich den Wald hinter unserem Haus an.
Als ich schließlich an einem kleinen Bach stehen blieb, ohne realisiert zu haben wie ich hierhin gekommen war, überkam mich plötzlich die Atemnot. Kleine Schweißperlen zeigten sich auf meiner Stirn, ich müsste offensichtlich gerannt sein.
Wie in Trance zog ich meine Schuhe aus und stieg langsam in das eiskalte Wasser des Baches. Es war ein stechender Schmerz, doch verging er nach nur wenigen Sekunden und ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus.

Das Kribbeln in meinen Fingerspitzen war nun nicht mehr auszuhalten, ich ballte erneut meine Hände zu Fäusten, trotz des Wissens, dass es schon beim ersten Versuch nichts gebracht hatte.
Plötzlich entstanden im Bach zwei kleine Mulden, an den Stellen, über denen meine Fäuste waren. Es war wie ein unsichtbarer Wiederstand, der das fließende Wasser dazu zwang, den Bereich zu meiden.
Ich öffnete erschrocken meine Hände, dass Wasser floss wieder wie gewohnt den Bach entlang.
Was war hier gerade geschehen?
Mein Herz fing wieder an zu pochen, ich formte erneut meine Hände zu Fäusten und hinderte so aufs neue den Strom unbekümmert an meinen Fußknöcheln vorbei zu fließen.

Ich schnappte nach Luft, was ist mit mir passiert?
Langsam hob ich meinen Arm und richtete meine offenen Handfläche auf eine kleine Stelle im Bach, es blubberte leicht, ich spannte meine Finger an, krümmte sie als würde ich etwas greifen wollen.
Das aufgewühlte Wasser formte sich langsam zu einem Ball, der synchron zu meiner Armbewegungen nun langsam empor stieg.
Erstarrt war mein Blick auf den apfelgroßen Wasserball gerichtet.

"Aaaaahhh!"

Der Schrei musste von mir kommen.
Ich taumelte nach hinten, der Wasserball verlor jeden Halt und platschte in den Bach. Ich viel ins Wasser.
Meine langen braunen Haare klebten in dicken Strähnen in meinem Gesicht.
Auf allen Vieren kroch ich aus dem Wasser, die Panik in meinen Augen war nicht zu übersehen, und die Angst.. vor mir selbst.

The School of ElementsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt