★Kapitel 12★

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Harry P.o.V.

Ängstlich starrte ich auf den harmlos aussehenden Zettel. Wie in Trance las ich mir die Zeilen immer und immer wieder durch. Als sich schließlich die Tür öffnete zuckte ich zusammen und steckte den kleinen Zettel schnell in eine Tasche. "Alles klar?", fragte mich Niall, welcher mich mit einem komischen Blick musterte. Ein Nicken meinerseits genügte, dass der Ire sich umdrehte und sich ins Bett legte. Ich tat es ihm gleich, jedoch verstaute ich den Zettel fürs Erste unter meinem Kopfkissen. War es die richtige Entscheidung gewesen Niall nichts zu erzählen? Immerhin war er mir ein guter Freund geworden, ebenso wie Zayn. Allerdings wollte ich sie nicht in meine Probleme hineinziehen und ich beschloss die Nachricht fürs Erste zu ignorieren.

Einige Tage waren seit der Nachricht vergangen und es war rein gar nichts passiert. Fast hätte ich den Zettel vergessen, doch als ich am Sonntag von meinem Gespräch mit Louis zurückkam fand ich erneut einen der Zettel. Doch dieses Mal war es keine Morddrohung, sondern etwas anders.

'Ich beobachte dich.'

Ich wusste nicht, was ich schlimmer finden sollte. Die Tatsache, dass mich jemand umbringen wollte oder dass mich jemand auf Schritt und Tritt zu beobachten schien. Letztendlich entschied dich mich für beides. Wer wusste von dem, was auf dem Friedhof vorgefallen war? Die Einzigen Personen die es wussten waren Niall und Louis. Louis würde es nie jemandem erzählen, da er der ärztlichen Schweigepflicht unterlag und außerdem traute ich es ihm nicht zu. Niall allerdings traute ich es auch nicht zu. Er war engelsgleich. Niemals würde er zulassen, dass auch nur irgendjemandem etwas zustoßen würde. Wer also hatte in so kurzer Zeit einen so großen Hass auf mich entwickelt, dass er mich umbringen wollte? Ohne weiter darüber nachzudenken legte ich den Zettel zu dem anderem und wartete auf Louis. Er hatte mir versprochen mit mir in die Dusche zu gehen, damit er herausfinden konnte, was mir dort solche Angst machte. Nach einer gefühlten Ewigkeit klopfte es an die Tür und ein mir bekanntes Gesicht erschien in der Tür. Louis forderte mich auf ihm zu folgen, was ich auch gehorsam tat. Ich versuchte immer alles richtig zu machen und alles zu tun was man mir sagte, einfach weil ich den Fehler, den ich begangen hatte wieder gut machen wollte. 

In der Dusche bewegte ich mich ziemlich scheu, wie ein Tier in einem fremden Territorium. Louis schaffte es zwar mich ein wenig zu beruhigen, jedoch verband ich mit diesem Ort mit Fionn oder vielmehr mit dem ausgedachten Fionn. Langsam stellte ich das Wasser an. Bei dem Geräusch des auf den Boden prasselnden Wassers zuckte ich zusammen, doch irgendwie fühlte ich mich in der Nähe des Braunhaarigen sicher. Erklären konnte ich es mir nicht, aber eigentlich hätte ich auch gedacht, dass ich mehr um Fionn trauern würde. "Harry? Alles in Ordnung?", sprach Louis mich an, woraufhin ich zusammenzuckte. Nickend begann ich mich auszuziehen, jedoch wartete ich mit der Boxershorts bis Louis vor die Tür gegangen war, da es mir irgendwie peinlich war nackt vor ihm zu stehen. Zum ersten Mal seit langem stieg ich unter das angenehm warme Wasser, das meinem Körper hinabprasselte. Endlich konnte ich mal wieder einen klaren Gedanken fassen. 

So hart es auch klingen mochte, mit Fionn hatte ich abgeschlossen. Die Sache auf dem Friedhof hatte mir die Augen geöffnet. Ich hatte eine wunderschöne Zeit mit ihm und er würde auch immer ein Platz in meinem Herzen haben, allerdings brachte es mir nichts, wenn ich in der Vergangenheit lebte. Ich musste nach vorne schauen und durfte nicht zurück schauen. Louis half mir dabei alles zu verarbeiten und ich fing an eine gewisse Sympathie für den Wuschelkopf zu entwickeln. Zudem musst ich hinter den Verfasser der Drohungen kommen, denn sonst würde ich nie meine Ruhe haben. Außerdem ging es meiner Meinung nach überhaupt nicht, wenn man andere Menschen den Tod androhte oder in andere Weise drohte. Niemand hatte den Tod verdient, egal was für schlimme Dinge er getan hatte, dennoch gehörte er zu unserem Leben. Er nahm uns geliebte Menschen und Menschen zu denen wir aufsahen. Er mag uns nicht gerecht vorkommen, doch konnte er uns auch Erlösung schenken. Er war gnädig zu denen, die wegen einer Krankheit gelitten haben oder sich für andere aufgeopfert haben. Aufopferung für andere Personen, die man manchmal gar nicht kennt, ist eins der schönsten Dinge die Menschen geben können. Leider gibt es nicht viele Menschen die sich für andere Menschen und deren Schicksal interessierten. Viele liefen blind, für das Leid was es auf der Erde gab und als Egoisten, durchs Leben. Das Wichtigste was einem Menschen seine Menschlichkeit verlieh waren seine Gefühle. Ohne Gefühle sind wir nur Hüllen, die wie ferngesteuert durch das Leben liefen. Nächstenliebe und Mitgefühl waren meiner Meinung nach die wertvollsten Dinge, die eine Mensch besitzen konnte und diese sollte er auch nie verlieren.

"Harry, willst du nicht langsam aus der Dusche kommen?" Die Stimme von Louis ließ mich kurz zusammenzucken, da ich so in Gedanken vertieft war, dass ich ihn gar nicht bemerkt hatte. Er klopfte leise an einer der Trennwand und hatte so meine Aufmerksamkeit. Mit einer knappen Antwort, dass ich mich beeilen würde stellte ich das angenehm warme Wasser ab. Sofort bildete ich auf meinem ganzen Körper eine Gänsehaut, sodass ich mich schnell in ein Handtuch wickelte. Schnell entfernte ich die restlichen Wassertropfen von meiner Haut und schlüpfte in die bereitgelegte Kleidung. Mit noch feuchten Haaren gesellte ich mich zu Louis, der an eine Wand gelehnt auf mich wartete. Mit einem wundervollem, aufmunterndem Lächeln begrüßte er mich und gemeinsam liefen wir zurück in mein Zimmer.

"Siehst du Harry, ist doch gar nicht so schlimm gewesen oder?" Leicht den Kopf schüttelnd bestätigte ich seine Aussage und räumte die nassen Handtücher in den dafür vorgesehenen Behälter. Derweilen sah sich Louis in dem Zimmer von Niall und mir um. Etwas wundern tat es mich schon, da er ja schließlich schon öfter in diesem Zimmer war und es so nichts besonderes mehr sein konnte. Ohne dass ich es verhindern konnte, war sein Blick zu meinem Kopfkissen gewandert. Mit erschrecken stellte ich fest, dass einer der Zettel unter meinem Kisden hervorlugte und Louis ihn so perfekt sehen konnte. Mit hochgezogenen Augenbrauen schritt er darauf zu und hob das weiche Federkissen an. Er nahm einen der Zettel in die Hand und las ihn sich durch. Bei jedem Wort wurden seine Augen größer und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Mir wurde die Entscheidung abgenommen, als der Braunhaarige mit strengem, eisernen Blick vor mir stand und mit dem Zettel in der Hand wedelte. Mit einer schneidenden Stimme, die mich zusammenzucken ließ, erhob er das Wort.

"Kannst du mir das erklären?"

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Broken~Larry AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt