Kapitel 12

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"Ich ähm wollte nur mal eben aufs WC?" gebe ich zurück, was eher wie eine Frage klingt. " Und da nimmst du all deine Kleidung mit?" Gibt er Stirnrunzeln zurück. "Ja ich hab Angst dass mich jemand sieht." sage ich verlegen und kaue an meiner Unterlippe herum. Das tue ich immer wenn ich Lüge.
Er steigt aus dem Bett mit nichts als einer engen Boxershort am Körper und sein Haar ist völlig zerzaust.
Verdammt wieso muss er nur so gut aussehen. Er geht zum Kleiderschrank und holt ein Hemd heraus und kommt dann langsam auf mich zu. Schweig still du klopfend Herz.

" Hier zieh das an, geht schneller." mit diesen Worten nimmt er mir meine Kleider ab und legt sie auf einem Stuhl neben dem Bett ab. Nachdem ich mit zittrigen Fingern das Hemd genommen und übergezogen habe hält er mir die Zimmertür auf. Während ich hinaustrete und Richtung Flur gehe. Ich werde ihm einen fragenden Blick zu als er die Tür schliesst und mir folgt.

"Ich gehe mit dir, wir wollen doch nicht, dass dich jemand halbnackt hier sieht."
Seine Burbon Farbenen Augen leuchten und ich kann die Grübchen an seinen Wangen erkennen als er grinst. Gerne würde ich mir einreden, dass mein Herz vor Angst so schnell klopft aber das tut es nicht. Ehrlich gesagt habe ich überhaupt keine Angst ich habe mich noch nie sicherer gefühlt.  Ich weiß ihr denkt jetzt ich bin verrückt und ich kann es noch nicht mal selber erklären wieso ich diese Sicherheit verspüre, eigentlich sollte ich meine Beine in die Hand nehmen und zusehen, dass ich hier weg komme. Nur leider begleitet er mich zu Toilette und ich muss warten bis er erneut eingeschlafen ist, denn so ungern ich es zugebe ich habe leider keine Chance mich gegen ihn zu wehren. Schon garnicht wenn er nachher noch die anderen holt.

Als ich endlich auf dem WC bin verfluche ich Tristan innerlich, dass er doch tatsächlich vor dem WC auf mich wartet. Hat er überhaupt eine Ahnung wie unangenehm das ist, wenn man auf dem WC sitzt und pinkelt wie in Pferd? Mal ehrlich ich habe am Anfang noch versucht es einwenig in kleinen Abständen raus zu lassen aber wenn ich vor habe heute noch abzuhauen dann sollte ich vor Sonnenaufgang fertig sein.
Als ich das Wc verlasse steht Tristan an der gegenüberliegenden Wand gelehnt und sieht mich mit einem müden lächeln an. Er legt einen arm um meine Taille und seine Kopf in meine Halsbeuge während er meinen Duft einatmet. Ich könnte ewig so da stehen in unserem sicheren Kokon wo uns niemand etwas abhaben kann, der Realität entfliehen und so tun als wäre das heute nicht passiert, als wären diese Worte nicht gefallen. Aber sie sind nun mal gefallen und ich habs nicht so mit vergessen. Mein Bruder soll seinen Tod vorgetäuscht haben, weil er etwas gefunden hatte dass niemals jemand zu Gesicht bekommen sollte und diese Daten auch noch auf einen USB Stick geladen haben. Und all diese Worte stürzen auf mich ein. Als er sich von mir löst und meine Hand nimmt um mich in Richtung Zimmer zu führen stelle ich mir immer wieder die selbe frage. Wieso kann mein Herz nicht verstehen was mein Kopf schon lange verstanden hat?

Im Bett legt er seinen Kopf auf meinen Bauch und seine Hand um meine Hüften. Ich fahre mit der Hand durch seine dichten schwarzen locken und versuche mir dieses Gefühl einzuprägen, ich will diesen Moment für immer fest halten. Wenn es das richtige ist ihn für immer zu verlassen wieso tut es dann so weh? Wieso nimmt es mir die Luft zu atmen?

Ich wache irgendwann nach 4 Uhr morgens auf. Tristan schläft tief und fest. So leise ich kann nehme ich meine Sachen uns ziehe sie über. Als er sich kurz bewegt befürchte ich er könnte aufwachen aber er dreht sich um und schläft weiter. Ich suche in seinem Zimmer nach einem Blatt Papier kann aber keines finden. Und dann entdecke ich eine Rechnung in seiner Schublade und beginne etwas auf die Rückseite zu schreiben. Danach öffne ich leise die Tür seines Zinmers und drehe mich nochmal um bevor ich sie endgültig schliesse. Das erste was ich heute tun werde ist meine Wohnung aufzuräumen, das mache ich immer so nach einer Trennung es ist für mich wie eine Art Säuberung meiner Seele und meines  Herzens. Obwohl ich ihn noch nicht  so lange kannte, habe ich das Gefühl dass es diesmal tiefere Spuren hinterlassen hat und ich habe Angst dass diese spuren nicht so leicht zu verwischen sind.

Draußen ist es noch ziemlich dunkel und noch kein Auto unterwegs. Ich gehe schnell damit er mich nicht doch noch einholt sollte er aufgewacht sein. Irgendwann habe ich das seltsame Gefühl ich werde beobachtet und als ich mich umdrehe glaube ich einen Schatten hinter den Bäumen erkannt zu haben. Ich gehe schneller und als ich mich nochmal  umdrehe ist weiter hinten ein Mann mit einer Kapuze. Er hält den Kopf gesenkt womit ich sein Gesicht nicht erkennen kann. Ich drehe mich noch ein paar mal um, beginne dann zu rennen. Der Typ hinter mir beginnt ebenfalls zu rennen. Scheisse ist alles was ich denken kann und dann packt er mich von hinten und hält mir den Mund zu. Vergeblich versuche ich um mich zu schlagen. Der Typ setzt mich in einem heruntergekommenen Apartment ab und als er sich die Kapuze abnimmt denke ich ich Träume.  Das kann nicht sein. Das kann unmöglich sein. Das ist einfach nicht wahr.

Soulmates - Finde Mich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt