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Kühl, herzlos, finster. Er schwamm in seiner selbsterzeugten Dunkelheit und jedes Mal schien er daran zu ersticken, dabei log er sich selbst an und weigerte sich nicht, dies mit Freude als Stärke zu sehen.

Jegliche positiven Emotionen vermied er, denn nach seiner Meinung ließ ihn das schwach wirken und das durfte er nicht zulassen. Er wusste, er war zu oft der Schwache. Güte und Gutgläubigkeit brachten ihn bis hierher. Andersherum wurde er gefürchtet, er nutzte es unbewusst als sein Schutzschild. Gefühle blockte er demnach seit Jahrzehnten ab, er handelte lieber. Anders hat man es ihm nicht beigebracht. In seinem Kopf bildete sich kein zweiter Weg, den er gehen konnte, da er keinen kannte.

Unaufhaltsam und erbarmungslos würde man ihn beschreiben. Das Menschenleben bedeutete ihm gering, genauso wenig wie andere seines zu seiner Lebenszeit zu schätzen wussten. Das Verlangen nach Tod stieg in den Jahren in seiner Einsamkeit, bis es anfing, ihm regelrecht zu gefallen, Menschen aus ihren unbedeutenden Leben zu entreißen.

Seine Dunkelheit und Finsternis sogen das Licht in seiner Umgebung auf. In jeder seiner Zelle, in jedem seiner Blicke und um ihn herum bildete sich die Schwärze und mit der Zeit, mit jeder Akzeptanz von seiner Seite, schien sie sich nur zu vergrößern. Sie waren eins. Er ernährte sich vom Licht der anderen und dadurch fühlte er sich lebendiger, mächtiger. Das Lächeln auf seinen Lippen war nie zu übersehen, wenn Menschen schlagartig dazu bereit waren, all ihr Licht ihm freiwillig zu geben, nur um ein paar Jahre länger leben zu können. Was sind schon paar Jahre mehr Lebensjahre auf dieser belanglosen Erde? Nur um ein paar mehr unaufrichtige Wörter aus den Mündern der Personen zu hören, die man zu lieben scheint. Damit sie bei der ersten Gelegenheit durch Selbstsüchtigkeit die Geliebten im Stich lassen.

Umso mehr wollte er ihr Licht haben, als er bemerkte, dass sie ihres nicht so leicht hergeben wollte.

*
*

»Ist doch gar nicht so schlecht. Habe ich zu viel versprochen?«

Sie versuchte es wenigstens mit ihren Wörtern und ihr zauberhaftes Lächeln, alles besser wirken zu lassen. Es funktionierte sogar. In Chloe breitete sich ein warmes Gefühl aus. Sie wusste, dass ihre Mutter nicht mehr als Harmonie und Glückseligkeit wollte.

Erleichtert die Last der schweren Koffer endlich von ihrer Schulter zu befreien, atmete Chloe leicht aus und gleich daraufhin den frischen Duft, welchen die Blumen von sich gaben, ein. Es schien als würde sich der Wind ihren Atem anpassen, leicht schweifte die warme Luft über ihre Wange. »Es ist großartig.«, flüsterte sie schon fast und lächelte, was zeigen sollte, dass sie zufrieden war. Mit dem neuen Haus, welches gegenüber ihnen hoch hinausragte.

Als sie sah, wie unregelmäßig ihre Mutter atmete, versuchte Chloe sie zu beruhigen und brachte sie auf andere Gedanken. Ihr war bewusst, dass es ein großer Schritt für beide war. So weit sind sie noch nie umgezogen, auch für Chloe ist es überwältigend. Alles ist neu. Sie wissen nicht, was auf sie zukommen würde aber bis jetzt haben sie immer alles geschafft. Wie sollte die Mutter auch so ein Jobangebot entgehen lassen? Ihr spät abgeschlossenes Masterstudium zahlt sich endlich aus. Chloe wollte ihr nicht im Weg stehen und deswegen stimmte sie sofort zu. Sie wusste, dass das längst passiert hätte sein können, würde ihre Mutter nicht mit ihr schwanger gewesen. Jedes Mal, wenn der Gedanke in sie hineinflog, erinnerte sie sich gerne an die Wörter ihrer Mutter, indem sie sagte, dass sie das beste ist, was ihr je passiert wäre. »Los. Ich will unbedingt mein Zimmer sehen.«, sagte Chloe motiviert und bewegte sich mit ihrem Koffer, den sie wieder in die Hand nahm, auf das Haus zu. Je näher sie kam, desto größer wurde es. Mit jedem Schritt überdeckte der Schatten des Gebäudes beide immer mehr zu.

Sie hörte, wie der Schlüssel die Tür aufsperrte, während sie ihre Augen nicht von dem Garten lassen konnte.

Für seinen Preis bat das Haus ungewöhnlich viel an.

You Can't EscapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt