Kapitel 5: Eine Abnehmkur zuviel

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Die Sonne schien mir ins Gesicht und brachte als Spiegelung meine neue Erscheinung mit sich. Ohne auch nur ein Kommentar meiner Mitschüler zu beachten lief ich auf die Fensterscheibe zu. Was bitte schon hatte dieser Nichtsnutz von Doktor mit mir gemacht?! Ich sah ja aus wie einer dieser Shojohelden! Was sollte DIESE Erscheinung noch mit mir zutun haben?! Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich mich an: die reine Haut, das kräftige Kinn und den schlanken Oberkörper. Niemals in meinem Leben hatte ich eine solche Figur gehabt. Mein einfaches Shirt, was sich locker über meinen Körper legte, hätte sonst einen idiotischen Eindruck hinterlassen, doch nun konnte man sogar ein paar Muskeln erkennen; meine Haare, welche sonst einen eher strubbeligen und somit unsauberen Eindruck hinterließen, wirkten jetzt zwar immer noch strubbelig, doch hätte ich es fast als sexy bezeichnen können. Wie konnte dieser Doktor bitte schön etwas so mieses mit mir machen?! Natürlich hätte jeder Andere sich über solch eine drastische Veränderung gefreut, doch ICH NICHT. Wieso auch? Mit dieser Figur würde mein früheres, angenehmes Alltagsleben ein Graus werden.

"Na warte, wenn ich den Doktor in die Finger kriege! Der kann was erleben!" stampfte ich förmlich. Dann bemerkte ich etwas ausschlaggebendes: Das hatte ich gerade laut gesagt! Egal wie leise es womöglich zuvor war, nun herrschte totenstille. Langsam drehte ich mich um. Aus der hinteren Ecke des Raumes stürmte ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen mit einem mittellangem, dunkelbraunen Bob und einem breiten Grinsen: Akemi. Seit längerem shippte ich sie mit einem weiteren Mädchen, die aber nicht aus dieser Klasse war. Die Beiden waren tatsächlich schon seit Ewigkeiten befreundet. Zudem verstand sich Akemi mit jeder Art von Leuten. Dementsprechend hatte sie auch nie Probleme mit Anderen. Auch nicht mit mir. Sie mochte es schon immer Zeit mit mir zu verbringen, doch sie wusste nichts über meine Shippings, obwohl sie mir gerne heimlich folgte. Man hätte sie als eine kleine Schwester betrachten können - taten auch die meisten. Und weil sie so klein (und somit auch irgendwie Verwundbar)wirkte konnte ich ihr nicht böse sein. Egal in welcher Situation. Diesmal tatsächlich war ich ganz glücklich sie zu sehen. Ihre Wangen röteten sich vor Freude und ohne auch nur ansatzweise ihre Geschwindigkeit zu verringern rannte sie auf mich zu. "Kaneki?! Bist du das wirklich?!" Umso näher sie kam, umso mehr konnte man ihre großen, glitzernden Augen sehen. Wie immer hatte sie gute Laune. So viel hat sich vielleicht gar nicht verändert an meinem Leben...

Oder etwa doch?


Kiss HER, not Me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt