Kapitel 6: Angst vor Veränderung? Hoffentlich nicht mit mir!

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Mit einer prächtigen Wucht rannte sie auf mich zu und schon in Sekundenschnelle langen wir auf dem Boden. Mein Schädel brummte vom Aufprall und mein Rücken schmerzte. Akemi lag über mir und rieb sich die Ellenbogen. "Autsch!" brachte sie nur heraus. "Das muss ich wohl eher sagen! Wieso machst du denn auch so etwas?" langsam stand sie auf und als wir dann beide endlich wieder standen, umarmte sie mich noch einmal - nur diesmal etwas behutsamer. Mir war gar nicht aufgefallen, wie sehr mein Übergewicht mich eigentlich vor Schmerzen geschützt hatte. Noch nie hatte der Aufprall so sehr wehgetan, wie diesmal. Und auch mein Schädel hatte ziemlich gebrummt.

"Wie du aussiehst!!!" Akemis Augen betrachteten mich von oben bis unten. "Ja, grausam, nicht?!" hätte ich am Liebsten gesagt, verkniff mir aber den Kommentar. Sie würde nachfragen, warum es mir so viel ausmachte nicht mehr fett zu sein und wenn Akemi einmal an etwas interessiert war, ließ sie nicht mehr los, bevor sie ihre Antworten hatte. Aus diesem Grund war es auch bei ihr am schwersten gewesen, all die Zeit meinen inneren Otaku zu bändigen.

"Als ich gehö- ", schnell stoppte sie ab und schaute dann grinsend in der Klasse herum, bevor sie ihren Satz beendete, "Als WIR gehört haben zu was dich der Doktor verdonnert hat, haben WIR uns ziemliche Sorgen gemacht." Erst jetzt wurde mir bewusst, wie lange diese Zeit eigentlich gewesen war und ich bemerkte, dass auch ich meine Klasse vermisst hatte. Die breiten Gesichter, die lauten Gespräche und meine Freunde, zu denen auch Akemi gehörte. Ein schiefes Lächeln machte sich auf meinen Gesicht breit. Sie waren alle so süß zu mir. 

"Och, als wenn du das mit Absicht machst!" rief mir eine der Jungs zu und grinste frech. "Du hast dich so UNGLAUBLICH verändert, Kaneki!" rief ein Mädchen aus der Klasse. Sie hieß Miyoko und war die beste Sportlerin der ganzen Klasse. Keine der Mädchen konnte besser als sie Fußball. Turnen, Badminton, Klettern, Sprinten und was nicht sonst noch alles. Sie war einfach in  allen Sportarten immer schon  die Beste gewesen. Das Wort "unglaublich" hatte sie so extrem betont, dass es fast schon beleidigend rüberkam, aber ich nahm es ihr nicht böse, denn mir war klar, dass sie es als Kompliment gemeint hatte. 

Auf einmal hörte ich von hinten ein lautes Hüsteln - Miss Gasai wollte uns darauf aufmerksam machen, dass der Unterricht noch nicht zu Ende war. "Geht jetzt bitte alle an eure Plätze." aus irgendeinem Grund schaute sie dabei erstaunlich lange zu mir und wenn ich mich nicht täuschte, schienen ihre Wangen etwas gerötet. Hatte sie eine Erkältung? War das Hüsteln von gerade vielleicht echt gewesen? 

Auch für den Rest der Stunde schien sie ziemlich unaufmerksam und ihre Augen schweiften immer hektisch von einer Seite zur Anderen. Was mich aber noch viel mehr nervte, war das der Rest der Klasse wie es aussah auch nicht genug von mir hatte und so schien keiner in dieser Unterrichtsstunde richtig aufzupassen. Nur ich versuchte Krampfhaft auf die Tafel zu achten - merkte denn keiner wie unangenehm diese Blicke waren?!

Nach der Stunde sammelten sich viele meiner Klassenkammeraden um meinen Platz, denn mein Platz ist von Natur aus immer in der Mitte des Raumes. Auch wenn man sich bei einem übergewichtigen Jungen mit Lesbenfantasien nicht großartig vorstellen kann, dass er beliebt ist, hatte ich noch nie richtig Probleme mit meinen Klassenkammeraden bezüglich meines Übergewichts. Im Gegenteil: Ich wirkte immer Vertrauenserweckend, weshalb mir die Leute gerne entgegenkamen und mit mir über ihre Probleme redeten. Für einen kurzen Moment machte ich mir Sorgen: Was wenn durch mein Gewichtsverlust die Menschen mich grundlegend anders behandeln würden? Ich auf einmal nicht mehr der nette Kumpel war, mit dem man über alles reden konnte? Würden mich mehr Leute als einen möglichen "Liebhaber" für ihre Freundin sehen und mich damit als einen Erzfeind betrachten?

Nachmittags erzählte ich diese ganzen Gedanken meinem besten Freund Tetsu, der mir auf der Stelle eine Schelle von hinten gab. "Sag mal, komm mal runter von deinem hohen Ross! So gut siehst du auch nun nicht aus!" "Wirklich?", erleichtert blickte ich ihn an und hoffte er meinte seine Antwort ernst. "Ich hab noch nie einen Menschen getroffen, der glücklich darüber ist, wenn man ihn "nicht überdurchschnittlich attraktiv" nennt." er schüttelte nur seinen Kopf.

Tetsu war ein ziemlicher Durchschnittstyp. Er machte sich nicht viel aus ECHTEN Beziehungen. Mädchen waren ihm aus der Ferne einfach einfacher. Das klang jetzt, als wäre er ein Stalker... Aber das ist er nicht! (Auch wenn ich darüber leicht grinsen musste). Die Vorstellung von zwei Mädchen, die zusammen durch dick und dünn gingen, war einfach zu süß - und das sah er genauso. "Sag mal, wie hast du es überhaupt geschafft ohne deine Mangas auszukommen?" fragte er mich. Meine Laune fiel gleich wieder blitzartig in den Keller und ich hielt mich mit Tränen in den Augen an Tetsu's Hemd fest. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich gelitten habe." brachte ich es in einem weinerlichen Tonfall heraus. Tetsu sah mich leicht angeekelt an und schubste meinen Kopf von seinen Ärmel. "Wieso frag ich überhaupt..." wieder ein Kopfschütteln seinerseits. Ich schniefte und wischte mir die kleinen Tränen aus  dem Gesicht. Tetsu legte seinen Arm leicht um  mich - um genau zu sein legte er ihn so leicht um mich, dass  ich ihn kaum als eine Stütze wahrnahm. Wie es aussah konnte er meinen Verlust nicht nachempfinden. Kann ich verstehen. Schließlich hat er noch nie diese Grausamkeit am eigenen Leib gespürt und Tetsu war noch nie ein sehr gefühlvoller Mensch gewesen. Schniefend schaute ich zu ihm hoch und setzte meine Kulleraugen ein. "Jetzt stell dir doch mal vor, wie das für DICH wäre, wenn du urplötzlich keine Yuri's mehr sehen, lesen oder auch nur in deiner Umgebung hättest! Die einzigen Mädchen dort waren die zwei alten Frauen aus der Cafeteria und die zu shippen wäre reiner Selbstmord gewesen. Ich habe es sogar mal versucht, aber die Vorstellung war selbst mir zu ekelerregend." zum aller ersten Mal heute spürte ich leichtes Mitgefühl. "Keine Shippings mehr..." Als ich zu ihm hochschaute, war er wieder ganz in seinem Element. "Keine Shippings mehr! Ich würde sofort an zu wenig Liebe sterben! Das ist ja grausam!" "Ja, das kannst du laut sagen! Das zahl ich diesem dämlichen Doktor noch heim!!" schrie ich energisch und langsam machten wir uns beide auf den Weg. Dieser dämliche Doktor...

Am nächsten Tag traf ich auf dem Weg zur Schule auf Akemi und Akeno. Wie immer schien Akemi unglaublich glücklich mich wiederzusehen und sprang sofort mir freudestrahlend entgegen. Akeno sprach nicht viel, woran ich gewöhnt war, doch an diesem Tag wirkte irgendetwas anders... Akeno wirkte irgendwie überrascht und nachdem sie für eine Weile mich von oben bis unten gemustert hatte, veränderte sich ihr Blick mir gegenüber. Sie wirkte so feindselig...

.....

Hoffe euch hat das neue Kapitel gefallen und euch macht es genauso viel Spaß die Story zu lesen, wie es mir Spaß macht sie zu schreiben.

Na, was denkt ihr ist mit Akeno los? 

Und wie geht's noch mit dem bösen Doktor weiter?

Und findet ihr auch, dass Kaneki ein klein wenig zu eingebildet reagiert? XD

Freu mich schon auf euer Eindrücke. 

Eure Maryisabooklover ;)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 14, 2018 ⏰

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