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Ein Block. Ein verlassener Wohnblock kippt an einen zweiten verlassen Block, der an einen dritten verlassenen Block kippt. Wie in einer Dominoreihe kippen zehn verlassene Wohnblöcke an einander. Ich stehe daneben, in sicherer Entfernung und begutachte mein Werk. Es donnert, und Staub stöbt in die Luft, lässt mein pech schwarzes Haar nach oben wirbeln. Meine schwarzen Klamotten, voller Staub und Schmutz, zerrissen. Meine Kraft, grenzenlos, wie es mir scheint. Ja, ich bin wahrlich ein schwarzes, mächtiges Schaf in meiner Familie. Ach was rede ich, in der gesammten Geschichte der Hexen. Nun endlich fällt der zehnte Block um. Die Erde erzittert. Sollte sie auch, denn sie soll mich fürchten lernen. Mich! Charlett DeVil! Ich setze das fieseste und boshaftesten Grinsen auf, das ich perrat habe und ein Donnerrollen von einem Lachen entsteigt meiner Kehle. Wie ein richtiger Bösewicht, wie er im Buche steht. Ich wende mich zum Gehen um und schreite gemächlichen Schrittes nach Hause. Es war ein anstrengender Tag heute. Lauter Leute ärgern oder auf den Kecks gehen, ist anstrengender als man glaubt. Und es sollte geübt sein. Ich überkreuze ein Straße, auf der eine alte, hässliche Frau gerade mit einem Polizisten diskutiert. Dann zeigt sie auf mich. "Sie! Sie war's!" ,schreit sie. Mich juckt es nicht. Ich gehe weiter. Denn die Polizei ist es leid, mich ständig nach Hause zu begleiten. Gut so. Es nervt. Sie haben es aufgegeben, nachdem ich eine ganze Fabrik angesteckt habe. Ich ärgere mich noch heute darüber. Es sollte meine grausamste Tat sein, die in die Geschichte eingehen sollte. Letztendlich wurde daraus eine gute Tat, denn ich habe einem Kind, das dort spielte, sein jämmerliches Leben gerettet, bevor es von einem herabstürzenden Balken erschlagen werden konnte und anschließend verbrannte. Die Polizei kann eh nichts gegen mich machen. Wir sind Reich, haben Geld. Meine Familie bezahlt meine Kaution oder ich sprenge mich frei. In meinen siebzehn Jahren Lebenserfahrung ist das schon häufiger geschehen. So um die . . .hundert Mal. Meine Eltern hassen mich, ich aussehen sie. Mein Bruder ist spießig. Glaubt an das Gute in mir. Doch es ist weg. Für immer. Es kommt nie wieder zurück, sage ich ihm ständig. Seit dem Tod unserer kleinen Schwester Marie - sie starb an einem Hirntumor - hat sich alles verändert. Sogar mich hat es getroffen. Doch er ist naiv und dumm. An seiner Stelle wäre ich schon längst abgehauen. Auf den Mars oder so. Tja, worüber 2018 noch diskutiert wurde, ist 2318 möglich. Die ersten hundert Menschen sind weg. Bleiben noch weiter sechs Milliarden übrig, bis der ganze Planet mir allein gehört. Zu Hause angekommen, lasse ich das vegetarische Essen weg und gehe gleich in mein Zimmer. Das angrenzende Bad ist frei. Aber selbst wenn nicht, hätte ich es mir schon frei gemacht. Niemand steht meinem Willen im Weg. Also dusche ich, putze mir die Zähne und lege mich ins Bett. Meine Serie läuft gerade. Lucifer. Er könnte glatt mein Zwilling sein, würde er doch nur nicht so nett sein. Für den Teufel ist er viel zu gütig. Irgendwann schalte ich dann den Fernseher aus und schlafe tief und fest ein.

Karma is a fucking BitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt