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KAPITEL 5 FERTIG


Annie, Atlantis, 8.30 Uhr


Als ich an diesem Morgen in Namors Bett aufwache, stelle ich fest, dass er noch neben mir liegt und schläft. Ich beginne zu lächeln, als ich das sehe, dann stehe ich allerdings auf und mache mich für den Tag fertig, denn Namor und ich wollten heute zu SHIELD fliegen, damit Tony dort an mir untersuchen kann, ob der gestrige Vorfall irgendwelche Spuren an mir hinterlassen hat. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar gering, doch durch meine verminderten Selbstheilungskräfte kann es sein, dass ich Schäden davontragen werde. Natürlich glaube ich, dass ich das bisher gemerkt hätte, doch Tony meinte gestern sehr überzeugt zu mir, dass ich unbedingt zu SHIELD müsste, damit er mich untersuchen könne. Das ganze kam mir zwar etwas seltsam vor, doch ich weiß, dass an seiner Vermutung ein Stückchen Wahrheit dranhängen muss, wenn er mich extra zu SHIELD bestellt.
Als ich mich fertig angezogen auf das Bett setze, streiche ich Namor vorsichtig ein paar Haare aus dem Gesicht, ohne es zu merken. Als ich es realisiere, will ich gerade meine Hand wegziehen, als er sie festhält.
„Wie spät ist es?“, fragt er leise und ich werfe einen Blick auf meine Uhr.
„Kurz vor 9.“, antworte ich ihm und er nickt, dann schwingt er die Beine aus dem Bett. Er verschwindet im Bad und kommt wenige Minuten später mit einem Handtuch um die Hüften wieder heraus. Geschockt sehe ich ihn an, bevor ich mich schnell umdrehe und meinen Blick von ihm abwende. Innerlich könnte ich mich selber schlagen wegen meiner Reaktion, doch ich versuche einfach das zu überspielen, indem ich es so aussehen lasse, als hätte ich mich umgedreht um nach meinem Handy zu greifen. Als ich einen Reißverschluss hören kann, gehe ich fest davon aus, dass es der Reißverschluss von Namors Kostüm ist, doch als ich mich umdrehe, stelle ich fest, dass er es nicht ist. Irritiert sehe ich dem Atlanter dabei zu, wie er sich in eine schwarze Skinny Jeans quetscht und diese schließt. Ich bin wahrscheinlich immer noch sehr verwirrt, als er sich dazu ein schwarzes Shirt und eine Lederjacke anzieht. Als er dann auch noch schwarze Combat Boots dazu anzieht und mich dann auffordernd ansieht, klappt mir beinahe die Kinnlade herunter. Er sieht aus wie eine männliche Version von mir.
„Lass uns gehen.“, sagt er dann und ich sehe ihn noch einen kurzen Moment irritiert an, dann allerdings entscheide ich mich dazu ihm zu folgen und schnappe mir meinen kleinen Rucksack, bevor ich ihm folge.
Draußen angekommen steigen wir direkt in den Jet, der hier schon bereit für uns steht und fliegen los. Ich werfe immer mal wieder einen Blick auf Namor und bin zwischenzeitlich wirklich verwirrt, dass er sich heute nicht dazu entschieden hat in seinen normalen Klamotten herumzulaufen, doch ich finde es steht ihm unheimlich gut.
„Ich werde mit dir da bleiben, solange wie er dich untersucht.“, verkündet Namor plötzlich und mein Kopf schießt zu ihm.
„Garantiert nicht! Du lieferst mich da ab und kümmerst dich dann um dein Volk! Wie wirkt das denn, wenn in so einer Krisensituation der eigene König nicht anwesend ist?“, frage ich ihn nur und er verdreht die Augen.
„Es ist ja wohl meine Entscheidung, wie ich damit umgehe, oder?“, fragt er mich und verschränkt die Arme. Ich verdrehe die Augen und weiß, dass ihm das gar nicht gefällt.
„Hör auf dein Volk für mich zu vernachlässigen und gut ists.“, sage ich nur und stehe auf, da ich das SHIELD Gebäude schon sehen kann. Namor verdreht erneut die Augen und ich seufze.
„Wie wäre es, wenn ich nur ein paar Stunden hier bleibe und dann verschwinde. Ist das nicht ein guter Kompromiss?“, fragt er mich dann und ich nicke. Wenigstens etwas.

Im SHIELD Gebäude treffen wir sogleich auf Tony und Nick Fury, der mich finster ansieht. Allerdings denke ich mir nichts dabei, denn Fury sieht einen immer finster an, egal was man macht.
„Annie, freut mich zu sehen, dass es dir gut geht.“, begrüßt Tony mich und mustert dann Namor mit einem Blick, den ich nicht deuten kann. Wahrscheinlich ist es nur, weil Namor und ich gerade im Grunde aussehen wie Zwillinge, mit unseren Klamotten.
„Ja, ich mich auch.“, grummele ich nur zurück und hoffe, dass Fury uns gleich alleine lässt, denn ich mag seine Anwesenheit nicht besonders, seitdem er damals nicht darauf gehört hat, dass SHIELD illegale HYDRA-Waffen baut. So hätte er die ganzen Vorfälle in Washington verhindern können und man wäre schon eher darauf gekommen, dass SHIELD unterwandert worden ist. Und obwohl vor dem Neuaufbau von SHIELD jeder Mitarbeiter gründlich geprüft wurde, kann ich mir nur zu gut vorstellen, dass sich immer noch illegale HYDRA-Anhänger unter uns befinden.
„Mrs. Irwin, ich bitte Sie dieses Mal keinen Schaden an unserem Helicarrier anzurichten, so wie Sie es mit den Insight-Carriern gemacht haben.“, sagt Fury und ich sehe ihn genervt an.
„Also erstens: Hätte ich die Carrier nicht mit zerstört, dann wären viele Menschen, unter anderem auch sie, gestorben. Es wäre eine Leichtigkeit gewesen unsere Störchipkarte zu entfernen. Und zweitens, kam der Befehl die Carrier zu zerstören von Hill und Rogers und nicht von mir.“, sage ich und sehe kurz zu Namor, der mich angrinst.
„Ist ja gut. Nun gehen Sie endlich, Irwin, damit wir Sie so schnell wie möglich wieder los sind.“, fügt Fury noch hinzu und ich lächele.
„Ich habe nicht vor lange zu bleiben.“, winke ich nur ab, dann folge ich Tony in das Labor, das für ihn errichtet wurde.
„Hast du nichts zu tun, Namor?“, fragt Tony ihn, als er hinter uns herläuft.
„Ein illegales Bikertreffen oder ein Heavy Metal Konzert, so wie du angezogen bist, vielleicht?“, fügt er dann noch hinzu und erntet einen finsteren Blick von Namor. Gemeinsam betreten wir das Labor und ich lehne mich direkt gegen den Untersuchungstisch, in der Hoffnung, dass Tony direkt anfängt.
„Also, Annie. Du musst mir zuerst ein paar Fragen beantworten. Die habe ich nicht ausgesucht, die wurden mir von SHIELD aufgetragen.“, beginnt er und ich nicke. Tony deutet auf einen Stuhl und ich folge seinem Blick.
„Ein Lügendetektor? Ernsthaft?“, frage ich nur, doch Tony drückt mich schon auf den Stuhl, bevor ich überhaupt darauf reagieren kann.
„Ich habe mir das alles nicht ausgedacht, also guck mich nicht so böse an.“, sagt er, als er mich an den Detektor anschließt. Ich sehe ihn einen Moment lang skeptisch an, denn irgendetwas stimmt nicht, an seinem Verhalten.
„Gut, ich fange jetzt an dir die Fragen zu stellen. Du musst ehrlich antworten, ansonsten kann der Detektor das spüren.“, beginnt er und ich schmunzele.
„Ich weiß wie ein Lügendetektor funktioniert, danke.“, sage ich und sehe ihn mit einem Grinsen im Gesicht an. Nur am Rande registriere ich, dass Namor etwas im Raum umher läuft und sich scheinbar aufmerksam umsieht.
„Okay, Frage 1: Spürst du eine Veränderung zwischen gestern vor dem Zwischenfall und jetzt?“, lautet die erste Frage, die Tony mir stellt und ich schüttele den Kopf.
„Nein.“, antworte ich und sehe, dass er einen kurzen Blick auf den Detektor wirft: Ich sage die Wahrheit.
„Hattest du das Gefühl, dass du deine Kräfte nicht unter Kontrolle hast?“, fährt er fort.
„Ja.“, antworte ich und er nickt erneut.
„Wodurch hast du es geschafft, nicht die Kontrolle zu verlieren?“
„Durch Namor.“, antworte ich und werfe einen Blick auf meinen besten Freund, der mir kurz aufmunternd zulächelt. Ich erwidere seinen Blick, denn ich weiß nicht, was ich sonst machen soll.
„Gab es schon einmal so einen Zwischenfall wie diesen?“, lautet die nächste Frage. Ich stocke kurz, bevor ich antworte.
„Ja, damals in Wakanda.“, lautet meine Antwort und ich ernte einen überraschten Blick von Tony, wahrscheinlich, weil ich das einfach so ehrlich zugegeben habe.
„Wenn du diesen Kräfteausfall auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten könntest, wie würdest du die Intensivität deiner Kräfte angeben?“, fragt Tony. Einen kurzen Moment lang weiß ich nicht, was ich antworten soll, doch dann sage ich ein klares und deutliches „9.“ Tony nickt mir zu, als Zeichen, dass er meine Antwort gehört hat.
„Würdest du deine Kräfte so einschätzen, dass du komplett New York hättest auslöschen können, wenn du die vollständige Kontrolle verloren hättest?“, stellt er dann die nächste Frage und ich sehe ihn einen Moment lang geschockt an.
„Würdest du es?“, stelle ich nur die Gegenfrage, denn die Antwort, die ich geben würde, wäre ein klares „Ja“, doch ich weiß, dass SHIELD mich dann nicht mehr in Ruhe lassen würde.
„Ich denke, dass das zumindest eine sehr reelle Auswirkung wäre, Annie. Du bist einer der wenigen Stufe 5 Mutanten, das darf man nicht vergessen.“, sagt er und ich sehe kurz traurig zu Boden, denn ich weiß, dass er Recht hat.
„Dann sind wir uns wohl einig, Tony.“, sage ich nur und sehe dann zu Namor, der dort steht und Tony mit einem nachdenklichen Blick ansieht.
„Okay, Annie, wir werden dich jetzt an ein paar weitere Geräte anschließe. Namor kann meinetwegen auch hier bleiben, solange er mich nicht behindert.“, sagt Tony dann und ich nicke, dann entferne ich alle Anschlüsse des Lügendetektors und folge Tony zu dem nächsten Gerät.
Die Untersuchungen hier gehen relativ schnell und ich habe fast schon Hoffnungen, dass wir hier schnell verschwinden können, doch dann sagt Tony etwas, das mir gar nicht passt:
„Okay, das letzte ist ein 48-Stunden-Ganzkörper-Scan.“

Annie III - Pleasant HillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt