Sechs Monate.
Die Zeit schien sich lang zuziehen wie ein langer Kaugummi. Ihr Tagesablauf war nicht sonderlich spektakulär. Morgens lag sie im Bett und starrte an die Decke.
Mittags zeichnete sie Kreise auf die Matratze. Und Abends? Da wartet sie auf ihn.Die Ruhe brachte sie beinahe um den Verstand. Ihr einziger Gesprächspartner: die Fliege, welche eines Abends mit ihm in den Raum kam und allein zurückblieb.
Hatte sie ihren Verstand also doch schon verloren?
War es nun schon soweit gekommen, dass sie sich mit einem, nicht antwortenden, Insekt unterhielt?
Ironischerweise konnte sie sich mit dem Tier identifizieren. Genau wie sie selbst kam es mit ihm in diesen Raum und wurde zurückgelassen.Die Handschellen schienen sich immer enger um ihr Handgelenk zu schnüren. Sie hinterließ erst rote Spuren, die jedoch nach einiger Zeit blutig wurden. Der Schmerz war unerträglich. Und seit einer langen Zeit spürte sie ein Ziehen in der Gegend ihres Unterleibs.
Sie wusste, was das bedeutete.Langsam begann es draußen zu dämmern.
Er würde bald kommen.
Ihre Aufmerksamkeit bekam die betonierte Decke des Raumes.
Schweiß hatte sich auf ihrer Stirn gebildet und lief langsam ihre Wangen hinunter. Sie biss sich auf die Lippe. Der Schmerz war unerträglich geworden.Das Schlüssel drehte sich im Schloss. Quietschend öffnete sich die Tür und bei dem Bild, welches sich ihm ereignete, stoppte er im Türrahmen.
Ihre Augen waren zusammengekniffen, die Stirn verschwitzt und die Matratze blutgetränkt.
,,Hilf mir", flüsterte sie schwach und sah ihn an. Er schloss die Tür und trat schnellen Schrittes an das Bett heran. Er löste ihre Hand vom Bett, bemerkte die blutigen Spuren an ihrem Gelenk.
Er hatte sie verletzt.
Vorsichtig hob er ihr Kleid an, nicht ahnend, was ihn erwartete. Bei dem Anblick, ließ er vor Schreck den angehobenen Stoff aus seiner Hand gleiten. Er traf schlaff auf der blutverschmierten und verschwitzten Haut auf.
Was sollte er tun?
Er hatte mit allem gerechnet, doch das ?
,,Willst du weiter nur so zusehen ?!", keifte sie, vor Schmerz das Gesicht verzogen.
Wie immer, ohne ein Wort, hob er sie im Brautstil hoch und öffnete mit einer Hand die rostige Tür.
Seit sechs Monaten verließ sie das erste Mal den Raum ihres Verderbens, ihr neues zu Hause.
Schnellen Schrittes schritt er Stufen hinauf und lief durch ein geräumiges Wohnzimmer in ein Bad, in welchem eine große Badewanne mit vergoldeten Wasserhahn stand. Er ließ sie darin nieder und begann Wasser über ihre Beine laufen zu lassen.
Sie zischte auf, als die kalte Flüssigkeit ihre Haut berührte. Sofort stellte er das Wasser wärmer und begann ihre blutverschmierte Haut zu waschen.
Mit einer plötzlichen Selbstverständlichkeit griff er nach dem Saum ihres Nachtkleides und zog es über ihren Kopf.
Sofort bedeckte sich das Mädchen an sämtlichen Stellen, die nicht von ihm gesehen werden sollten.
,,Spinnst du ? Woher kommt das Recht mich einfach auszuziehen?!"
Er sah sie kurz an und deutete dann mit seinem Zeigefinger auf das blutige Wasser. Sie schüttelte nur den Kopf, äußerte sich aber nicht weiter dazu.
Anschließend ließ er warmes Wasser ein. Sie sollte sich etwas entspannen und beruhigen.
Er wollte es für sie erträglicher machen.Der junge Mann stieg die Treppen in den dunklen Keller hinab. Seine behandschuhte Hand griff der Klinke, doch er hielt inne, als er ihre Stimme aus dem Raum wahrnahm.
,,Dieses Bett ist so unerträglich unbequem. Hat er sich vielleicht mal selbst daraufgelegt, um das festzustellen? Immerhin hat er die Matratze ausgetauscht, aber wirklich weicher ist sie nicht. Ich meine, hast du mal sein krasses Wohnzimmer gesehen? Und dann kommst du herein und siehst das hier. Hallo? Und hier lässt er mich seit sechs Monaten und dich seit zwei Wochen vergammeln. Und reden tut er mit mir auch nicht, aber du bist auch nicht gerade der gesprächigste."
Er nahm ein leises Lachen war.
Mit wem redete sie?
Entschlossen drückte er die Türklinke ein paar Millimeter herunter, als sie erneut begann zu sprechen.
,,Aber er ist immer noch besser als du, denn er weiß, was es heißt nett zu sein. Jedenfalls etwas. Diese Fesselei ans Bett war unerträglich. Ich bin ihm dankbar, dass er mir etwas Freiheit geschenkt hat. Und überhaupt ist er total sanft. Du hast das zwar nicht mitbekommen, aber seine Berührungen bringen mich um den Verstand. Bill..", sie zögerte bevor sie sprach, ,, habe ich den Verstand bereits verloren?"Ihre warmen Worte ließen ihn Lächeln, doch dies verschwand einige Sekunden später.
Wer zum Teufel ist Bill?!
Um auf die Frage eine Antwort zu bekommen, öffnete er nun endlich die Tür.
Ihr Blick war auf einen kleinen schwarzen Fleck an der Wand gerichtet.
Ein leises Summen ertönte und das kleine schwarze etwas flog an ihm vorbei, hinaus in die Freiheit.
Sie seufzte. ,,Ich wusste diese Freundschaft war nie echt. Du ziehst das Wohnzimmer mir vor. Verräter." Yeri sah nicht gerade erfreut aus.
,,Du hast mir jetzt auch noch das letzte genommen, was ich hatte. Mit wem soll ich nun reden, wenn nicht mit Bill?"Irgendetwas stimmte nicht mit ihr.
Warum sollte man sich mit einem Insekt unterhalten, was genauso wenig antwortete, wie er selbst redete; gar nicht.Er trat an das Bett heran und ließ sich an der Kante nieder. Vorsichtig strich er über ihre Wange.
Langsam striff er seine Handschuhe ab; das hatte er noch nie getan. Er griff vorsichtig nach ihrem Handgelenk und begann den Verband zu entfernen. Ihr Blick fiel zum zweiten Mal auf das Tattoo in Form eines Pfeils.*
Yeris Blick traf seinen.
Diese Augen, so wunderschön und tief, perfekt zum darin verlieren, gemacht.
Seine Stimme, so rau und doch so sanft. Das Lächeln, so weiß und liebevoll.
Seine Seele, so rein, dass man sich drin spiegeln könnte.Sie biss sich verlegen auf die Lippe. Er mochte es, wenn ihre schüchterne Art zum Vorschein kam.
Am heutigen Abend sah sie so wunderschön aus, dass es ihm den Verstand raubte. Er könnte sie stundenlang ansehen.Ihr Blick glitt vom Kopf über seinen Hals zur Brust und den Unterarmen, welche durch das Hochgekrempelte Hemd, zu sehen waren.
Ein Tattoo in der Form eines Pfeils zierte sein Handgelenk.*
,,Taehyung", flüsterte sie leise.
Sein Blick fuhr sofort auf.
Was hatte sie gerade gesagt?
Es entstand eine Verbindung zwischen ihnen, wie damals im Restaurant, als er ihr gegenüber saß und sagte, wie schön sie doch sei. Und es gab keine Zweifel. Es waren seine Augen, Taehyungs Augen.
Und sie erinnerte sich an die Gedanken, die sie sich über ihn gemacht hatte.
Reine Seele? Diese Situation bewies das komplette Gegenteil.Und auf einmal holte die Realität sie wieder ein.
,,Du?", flüsterte sie leise, eine Träne rollte ihre Wange hinab.
Er hasste es sie traurig zu sehen.
Er erhob sich und wandte sich zum Gehen, doch sie sprang auf und griff nach seinem Oberarm.
Seine Hand wanderte zu ihrer, um sie abzustreifen, doch dabei trafen sich ihre Blicke erneut und der Moment schien kurz einzufrieren.
Diesmal war er es, der sich in ihren Augen verlor. Wie oft er schon in sie gesehen hatte. Während er noch immer ihre linke Hand festhielt, erhob sie die Rechte und einige Sekunden später, spürte er ihre Fingerkuppen auf seiner Stirn.
Die Berührung ließ ihn erzittern; so sanft. Er gab sich ihrer Hand hin und schloss seine Augen.
Doch dann tat sie etwas, womit er nicht gerechnet hätte.Sie ergriff das Stück schwarzen Stoff und offenbarte zum ersten Mal, seit sechs Monaten, das Gesicht ihres Entführers.
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Habe es endlich mal wieder geschafft zu updaten. Doch ich hatte eine tolle Person neben mir, die mir Inspiration und ein wenig Hilfe gab ( nb one supporter: -Cottencandy <3 ]
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masked lover ; kth
Fanfiction» Er sah sie und er brauchte sie. « In welcher ein junger Mann eine junge Frau entführt, um von ihr Besitz zu ergreifen. ¡ Achtung, diese Geschichte enthält möglicherweise sexuelle oder gewalttätige Handlungen ! ___ All rights reserved. don't copy...