Kapitel 4

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Im Kurszimmer angekommen, fand ich diesen nicht alleine vor, eine Person,  die sich als Louis entpuppte saß auf einem Stuhl. Als sein Blick meinen traf, lächelte er, was ich jedoch nicht erwidern konnte.

"Was ist los, Sam?", sein lächeln verschwand und nun schaute er besorgt zu mir rüber.

"Wir müssen reden", kam es so leise von mir, dass ich die Befürchtung hatte, er hätte mich nicht gehört. Doch als er nickte und mich zu sich winkte, wusste ich dass er mich doch gehört hatte. Somit lief ich auf Louis zu und setzte mich auf dem Platz neben ihm.

"Wir können keine Freunde sein", dieser Satz kostete mich eine Menge Überwindung, doch ich wusste es war die richtige Entscheidung gewesen.

Ich erntete einen verwirrten und besorgten Ausdruck seinerseits und obwohl er mir leid tat, durfte ich meine Meinung nicht ändern.

"Warum?", seine Stimme war leise, man hörte die Enttäuschung raus.

"Ich werde dich verletzen, dass ist mir Grund genug die Freundschaft zu beenden", ich sah ihm eine Weile in die Augen, in der Hoffnung er würde mich verstehen, doch da war kein Anzeichen an Verständnis  zu sehen.

"Aber gestern warst du auch einverstanden und meintest wir könnten es probieren. Weshalb hast du deine Meinung geändert?  Was ist passiert?"

"Louis, es ist nichts passiert, aber ich kann es nicht drauf ankommen lassen. Du bist einer der wenigen,  die jemals so nett zu mir waren, ich möchte dir keinen Schaden zu fügen", damit drehte ich mich weg und holte mein Buch, das in meiner Tasche war raus und fing an zu lesen. Der Blick von Louis haftete auf mir und es versuchte immer wieder mit mir zu reden, doch ich ignorierte ihn. Es tat weh, weshalb weiß ich nicht, jedoch wollte ich so sehr mit ihm reden und mich entschuldigen, dass ich die Freundschaft beendet habe, aber ich konnte es nicht. Ich durfte jetzt nicht nach geben.

Das Kurszimmer wurde immer voller und der Unterricht begann, also packte ich mein Buch weg und holte meine Geschichtssachen raus. Diese lagen nun auf meinem Tisch und ich hörte der Lehrerin, die etwas von dem Wiener Kongress erzählte, nur halb zu. Ich war in Gedanken, mal wieder. Er hatte meine Nummer, ob er mir wohl noch schreiben würde, nachdem was gerade passiert ist? Ich glaub, er wird diese löschen, warum sollte er sie auch behalten? 

"Sam, ich haben ihnen eine Frage gestellt. Können sie mir diese beantworten?", Miss Miller, meine Geschichtslehrerin schaute mich fragen an, während sie ihre Brille zurechtrückte.

Louis schob mir ein Blatt rüber, wo das Jahr 1815 drauf stand, wahrscheinlich die Lösung, doch ich wollte mir nicht helfen lassen, nicht wenn ich so gemein zu ihm war. Warum hilft er mir überhaupt?

"Kriege ich noch eine Antwort von ihnen?", sie schien ziemlich ungeduldig mit mir zu sein, weshalb sie die ganze Zeit mit ihrem Fuß auf den Boden rumtippte. Ich schüttelte meinen Kopf, darauf bekam ich ein verächtliches Schnauben ihrerseits. Sie konnte mich noch nie leiden, sie hasst mich einfach.

"Sam, Sie sollten besser zuhören und nicht immer träumen, vor allem nicht in meinem Unterricht, sonst schmeiß ich Sie raus! Haben wir uns da verstanden?", so kalt und sauer hatte sie mich jedoch noch nie angeschaut.

"Sie können mich nicht daran hindern mit dem träumen aufzuhören, vor allem in ihrem Unterricht nicht und wenn Sie der Meinung sind, sie können mich raus schmeißen, dann geh ich freiwillig, denn ich möchte mir Ihr Geschwafel nicht länger anhören", ich weiß nicht woher der plötzliche Mut kam, jedoch fühlte ich mir das erste mal gut, ihr meine Meinung gesagt zu haben, denn dies hatte sie mehr als reichlich verdient. Sie schaute mich schockiert und geschockt zugleich an, sie hätte wohl nicht mit Kontra gerechnet.

"Raus. Sofort. Keiner widersetzt sich mich und schon gar nicht wird man mir über beleidigend.", sie kochte vor Wut, ihr Gesicht war schon rot angelaufen und ich konnte mir ein kichern nicht verkneifen, da das einfach zu witzig aussah. Ich packte meine Sachen, schulterte meine Tasche und wollte gerade die Tür aufmachen, auf die ich zugelaufen war, als Miss Miller mich daran hinderte.

"Du gehst zum Direktor und erzählst ihm weshalb ich dich raus geschmissen habe, du Göre." Bevor ich ging gab ich noch ein 'liebend gern' von mir und verschwand auch schon. Auf dem Weg zum Rektorzimmer, kam mir El entgegen, jedoch würdigte sie mich keines Blickes. Sie hasst mich. Ich hatte sie endgültig verloren. Dabei war nicht mal ich es die es getan hatte, es waren diese Stimmen. Sie haben mich kontrolliert, ich konnte nichts dafür. Mein Weg führte mich nichts ins Rektorzimmer sondern zu den Toiletten. Dort setzte ich mich auf eine Toilette und fing an zu weinen, sie war die einzige der ich je vertraut habe und die mich so mochte wie ich war. Sie war diejenige die mich vor jedem beschützt hat und mich immer vor anderen gewarnt hat. Sie weiß alles über mich, genauso wie ich alles über sie weiß. Da sieht man wie schnell eine Freundschaft zu ende gehen kann, jedoch ist das was ich getan habe nicht zu verzeihen, ich würde mir auch nicht mehr verzeihen. Und nun bin ich auf mich ganz allein gestellt. Das Klingeln der Schulglocke unterbrach meinen Gedankengang und ich stand auf, wischte mir die Tränen weg und machte mich auf dem Weg zur nächsten Unterrichtsstunde. Geographie.

"So, da heute ausnahmsweise alle aus diesem Kurs da sind, machen wir zwei Projektwochen. Ich teile euch ein, jeweils zwei Leute sind in einer Gruppe und bekommen drei Themen von mir zur Auswahl, ihr müsst euch dann für eins dieser Themen entscheiden", Mister Smith, der übringens eigentlich schon in Rente sein sollte, schaute uns alle durchdringlich an und teilte uns alle unserem Partner zu. Natürlich war das Glück auf meiner Seite und mein Partner war kein anderer als Louis. Jetzt versteht mich nicht falsch, aber einerseits freute ich mich total, da er der einzige in diesem Kurs was der mich mochte, aber andererseits ist es so, dass mein Plan mich von ihm fernzuhalten für die nächsten zwei Wochen zunichte gemacht wurde. Ich musste mich einfach so gut es ging von ihm fernhalten und mich nur für die nötigsten Informationen mit ihm treffen. Mister Smith kam auf uns zugelaufen und wir durften uns endlich für ein Thema entscheiden.

"Also, ich hab jetzt die Städteentwicklung folgender Städte für euch zu Verfügung. Entweder ihr nimmt Orlando, London oder Borken", er schaute uns fragend an, weshalb ich zu Louis schaute und ihn ebenfalls fragend ansah. Mir war es relativ egal für welche Stadt wir uns entscheiden würden, denn ich hatte mit allen relativ wenig zu tun.

"Also ich würde für Borken stimmen, weil keiner von uns beiden jemals dort gewesen ist, oder?", als Antwort bekam er ein nicken von mir.

"Ja, wir nehmen die Stadt Borken", sagte er und unser Lehrer nickte und verschwand danach auch wieder.

"Also, ich glaub das Schicksal will nicht, dass du unsere Freundschaft beendest."

Ich schaute ihn kurz an, ehe ich meinen Blick wieder auf meine FIngernägel richtete "Es sind zwei Wochen Louis und wir werden uns nicht jeden Nachmittag für dieses Projekt treffen und außerdem ändert es nichts an meiner Entscheidung. Ich halte es für besser, wenn ich dieses Projekt allein fertig mache und wir uns somit auch nicht treffen müssen."

"Ich werde dir helfen, ob du willst oder nicht und wir werden uns auch gemeinsam für dieses Projekt treffen."

Acceso | l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt