8.

679 26 5
                                    

Emily PoV:

Was war das? Summen? Gemurmel? Ich konnte es nicht einordnen.
Nein es war als ob jemand vor mir steht und nicht wusste was er sagen sollte. Ich musste ein Zucken unterdrücken als ich endlich den warmen Atem meines Gegenüber spürte. Immer wieder öffnete er den Mund, bis er mich berührte. Mein Magen zog sich zusammen. Er war es. Der Mörder, aber was sollte ich hier? Sein Hass und sein Schmerz und seine Verzweiflung strömten auf mich ein. "Ausgeschlafen? Mörderin." das letzte war wieder nur ein Gemurmel. "Ich bin hier nicht die Mörderin." es sollte bedrohlich wirken aber meine Kehle war so trocken, dass es weniger als ein Krächzen war. Er lachte heiser. "Der Verzehr von Menschen ist also kein Mord." Ich schlug die Augen auf. Verdammt, meine Reaktion würde ihn nur bestätigen. "Glaubst du wirklich es hätte niemand mitbekommen? Nur weil du in eine andere Stadt flüchtest macht deinen Blutdurst nicht besser." ich fixierte ihn und versuchte seine Augen und seine Stimme einzuordnen. "Was erkennst du mich nicht?" ein bellendes Lachen kam aus seiner Kehle und ich zuckte wieder zusammen. Mein Kopf dröhnte und meine Augenlider wurden immer schwerer. Er kam mir näher und sein ekelhafter Atem streifte über mein Gesicht. Er legte seine Wange an meine und seine Hand an meine Hüfte. "Zeit dich etwas hübscher zu machen." ich bekam eine Gänsehaut und wollte weg von seiner Berührung, aber es ging nicht. Ich steckte fest. Mit seinen Fingerspitzen fuhr er langsam meine Taille hinauf und um mich wurde es wieder schwarz.

Jack PoV:

Jeder Tag der verging und an dem Emily nicht gefunden wurde, war ein verschwendeter Tag. Keine Hinweise, keine Spuren. Der Fingerabdruck aus Hannibals Wohnung würde erst nützlich werden, wenn derjenige schon hinter Gittern saß. Wir alle hatten nicht viel geschlafen in den letzten Tagen und jeder von uns wusste, dass jeder Tag der verstrich die Chancen für Emily milderte.

"Jack?" Beverly sah mich durchdringlich an. Das konnte nichts Gutes heißen, meine Sinne spielten verrückt und ich folgte ihr. "Wir haben heute einen Brief erhalten. Er war voller Blut und ohne Absender, er muss ihn selber bei uns reingebracht haben. Wir haben das Blut analysiert und ja es ist Emilys Blut. Aber er hatte auch ein Stück einer Leber mitgeschickt. Die war aber nicht von ihr. Wir können nicht feststellen, von wem die Leber stammt." ich nickte nur und sah mir dem Brief an. "Ich bring ihn zu Lecter." er würde sicher etwas mehr aus dem Brief lesen können.

Die Welt könnte untergehen würde Hannibal Lecter trotzdem die Tür öffnen mit seiner Kochschürze um die Hüfte. "Kommen Sie rein Jack." er fragte nicht weiter nach, wusste schon, dass die neuen Hinweise uns noch nicht weiter brachten. Ich ließ ihn weiterkochen und setzte mich schon an den Tisch, der bereits für zwei gedeckt war. Hannibals sechster Sinn.

Er fragte nicht, sondern wartete, dass ich erzählte was wir herausgefunden hatten. "Hauptsächlich bin ich gekommen um Ihnen den Brief zu zeigen. Ich schätze, dass Sie mehr daraus lesen können als wir." es war keine Bitte meinerseits und er hätte es sich auch nicht nehmen lassen. 

Hannibal war tief in den Brief versunken und sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er nicht mochte was er sah. "Er kennt sie, er hasst und verehrt sie gleichermaßen. " er verzog kurz seinen Mundwinkel nach unten. "Und weiter?" "Ich hoffe nur er lässt sie ganz." Die zwei waren schon etwas eigen. Hannibal konnte nicht abstreiten, dass er was für Emily empfand und auch Emily konnte das nicht mehr abstreiten. Sie mussten es nur noch voreinander zugeben. 


Emily PoV:

Mein Gelenke schmerzten alle höllisch und waren neben meinem knurrendem Magen, der Grund warum ich wach wurde. Ich blieb ruhig, hörte in den Raum hinein. Nichts. Es war absolut still, nur mein eigener Atem war zu hören. Ich streckte vorsichtig jeden Teil meines Körpers um festzustellen, was davon hinüber war. Zu meiner Überraschung fühlte ich mich nur taub an den meisten Stellen. Meine Augenlider wollten mir noch nicht ganz gehorchen und es dauerte wieder ein paar Sekunden, die ich auch anders hätte nützen können, um sie zu öffnen und klar zu sehen. Die Eingangstüre, massiv und eindeutig mit einem extra Kern versetzt, drei Fenster die alle mit dicken Vorhängen verdeckt waren. Stück für Stück richtete ich mich auf und schlich zu einem der Fenster. Verdammt, wir waren mindestens im dritten Stock. Ich schluckte und sah nochmal hinaus. Ohne noch lange darüber nachzudenken versuchte ich eines der Fenster zu öffnen. Natürlich hatte er eine Sicherung verbaut, aber ich arbeite leider mit der Polizei zusammen. Ich hebelte einen Teil des Fenster aus seiner Verankerung und lehnte den unteren Teil an. Der Schlitz war immer noch schmal, aber ich drückte mich durch. Körperteil für Körperteil. Auf dem Sims griff ich nach dem Regenabfluss und rutschte langsam hinunter. Mein Herz raste bei jedem Schritt den ich weiter ging mehr. 

Endlich, Gras unter meinen Füßen. Mehr hüpfend als gehend machte ich mich auf den Weg zur Straße. Wie zu erwarten waren keine Häuser zu sehen, nur in der Ferne brannte ein Licht schwach durch ein paar Bäume durch. Jeden Schritt den ich vorwärts machte, wartete ich darauf, dass er hinter mir stehen würde. Er war der erste Mensch der mir so eine Angst bereitete. Nicht seine Handlungen, nur seine reine Anwesenheit auf dieser Erde. 

Meine Schritte wurden schneller und kräftiger und das Licht des anderen Hauses wurde immer wirklicher. Ein Schrei blieb in meinem Hals stecken. Es ist nur ein Hund, redete ich auf mich ein. Er sah mich unbeeindruckt an und kam einen Schritt auf mich zu. Er jaulte auf und ich bekam Panik. Spätestens jetzt hätte es mich nicht gewundert, wenn ich eine Herzattacke bekommen hätte. "Emily!" ich sank auf die Knie und mein gesamter Körper zitterte. Schnelle Schritte die auf mich zu rannten. Nein, ich bin so weit gekommen. Tränen liefen mein Gesicht hinunter und ich legte mich ins Gras. Ich wartete auf einen Schmerz oder etwas ähnliches. Umso mehr zuckte ich zusammen, als eine Jacke über mich gelegt wurde. Ich konnte nicht aufsehen, ich schaffte es nicht mehr. Mein Kopf wurde angehoben und auf etwas weiches gelegt. Ich wollte nur mehr schlafen. 


Konnte bitte jemand dieses unerträgliche Piepsen ausschalten? Fast jede Sekunde ein leises Piep. Was war das jetzt? Ich hatte einen Schlauch in meinem Mund.
Natürlich, Krankenhaus. Ich schlug meinen Augen fest auf und ließ sie sich an das Licht gewöhnen . In meinem Blickfeld nahm ich jemanden an meinem Bett war. Hannibal. Er sah mich an und drückte kurz meine Hand, bevor er aufstand. Er holte sicher eine Schwester. Hannibals Anblick, war alles was ich brauchte. Ich ließ mich in mein Kissen zurücksinken. Er würde mich und mein Geheimnis weiterhin schützen. 


Ich dachte ich wäre die einzigeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt