15.

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Es war vorbei. Meine Mimik hatte ich im Griff als ich auf die Akte vor mir sah. Beverlys hasserfüllter Blick auf mich machte es nicht leichter. Ich mochte sie eigentlich, sie war seit langem so etwas wie eine Freundin für mich. "Hör auf so ahnungslos auf die Akte zu schauen." fuhr sie mich an. "Beverly, was soll das?" ich sah sie mit strengem Blick an und ließ mich in den Sessel sinken. Im Gegenteil zu ihr hatte ich Erfahrung mit dem Verhalten von Verbrechern. Kurz blitzte Verwirrung in ihrem Blick auf und sie sah auf die Akte dann auf mich. "Du hast dem Mädchen die Leber raus genommen. Was hast du damit gemacht? Sie gegessen? Emily ich habe dich überprüft. Deine Einkäufe die sorgfältig gewählt sind. Du gehst nie Essen. Warum nicht? Schmecken dir Tiere nicht mehr?" Sie wurde nervös. In dem Moment als sie rein kam, dachte sie, sie würde mich brechen. Falsch gedacht, ich brach sie. Zu gern hätte ich Hannibals Gedicht gesehen. Seine Mimik perfekt im Griff, seine Augen die immer dunkler wurden und auf nur auf mir lagen. Alleine die Vorstellung machte mich wahnsinnig und ein warmer Schauer lief meinen Rücken hinunter. "Beverly was soll das? Muss ich mich jetzt dafür rechtfertigen, dass ich nach der Arbeit die wir hier machen, Tag für Tag, keine Lust habe mich in ein überfülltes Restaurant zu setzen und so zu tun als ob es mir gut ginge? Weißt du wie lange es vor Hannibal keinen Menschen in meinem Leben gab den ich an mich ran ließ? Du stehst hier und wirfst mir die Akte vors Gesicht wie einem Hund. Ich kenne diesen Fall, weil ich dort gelebt habe. Ich war auf dieser Beerdigung weil es für uns alle ein Schock war. Dieser Fall ist der Grund warum ich jeden Tag aufstehe und meinen Job machen will." Beverly war einen Schritt zurückgewichen. Sie hatte erwartet, dass ich in Tränen ausbreche und gestehe. Nicht mit mir. Ein kurzes Klopfen auf der anderen Seite des Spiegels ließ sie aufschrecken. "Willst du nicht gehen und Jack fragen was er will?" erklärte ich ihr ihren Job und mit wackeligen Schritten verließ sie den Raum. Mir war klar, dass Jack mich jetzt genau Beobachten würde und ich warf einen Blick auf die Akte. Mit traurigem Blick nahm ich das Bild von Kilians Schwester in die Hand und strich über ihr Gesicht. Meine Vorstellung war Oscar reif.

"Aber Jack.." dröhnte Beverlys Stimme durch den Spiegel. 5, 4, 3, 2, 1 und zack die Tür ging auf. FBI Agenten glaubten alle sie wären so unberechenbar. Ich legte das Bild wieder in die Akte und klappte sie zu. Mit einem lauten Seufzen schloss Jack die Tür. "Emily." ich sah auf. Meine verärgerten Augen trafen auf seine. Er wusste nicht was er denken sollte. Mit Sicherheit hat Hannibal alles perfekt für mich geschildert. Jede meiner Bewegungen, meine Mimik. Und das brachte Jack zum Grübeln. Er war sich nicht mehr sicher auf welcher Seite er stand. Einerseits waren da Beweise die mehr oder weniger im Raum standen. Andererseits vertraute er Hannibal. Er sah in ihm mehr als nur den Arzt. Für Jack, der kein Menschenfreund war, war Hannibal einer seiner engsten Bekannten. Genau das war es was ich ausnutzen konnte. "Was soll das Jack?" "Emily, Sie wissen wir müssen allen Beweisen nachgehen. Sie werden entführt, Kilian Mcstim wird vermisst gemeldet und dann die Nachricht am Tatort. Sie müssen zugeben es deutet alles auf Sie." er setzte sich gegenüber von mir hin. "Sie werden sich von Hannibal Lecter eine Zeit lang fern halten." "Natürlich. Soll ich mich in der Zwischenzeit zu einem anderen Psychater begeben?" "Fahren Sie nach Hause Emily. Wir reden morgen über die Einzelheiten." er stand auf und hielt mir die Tür auf. Hannibal war nicht zu sehen und ich marschierte aus dem Gebäude. Draußen warteten zwei Polizisten auf mich. "Sind Sie für mich zuständig?" sie nickten und hielten mir die Tür auf. Die Fahrt über verlief ruhig. "Danke." sie taten so als würden sie noch etwas überprüfen, aber sie mussten nur warten und sobald ich im Haus war sich so hinstellen, dass ich sie nicht gleich sah. Jack ließ mich überwachen. Wie gesagt berechenbar.

Genauso wenig wie mich das Szenario draußen wunderte, wunderte es mich auch nicht, als Hannibal mir meine Wohnungstür öffnete. Ich lehnte mich an die geschlossene Tür und sah zu ihm auf. "Wie war ich?" flüsterte ich erschöpft. "Ganz gut. Wir müssen uns auf die nächsten Wochen vorbereiten. Hast du Hunger?" ich nickte nur und folgte ihn in meine Küche.

"Glaubst du sie werden mich nochmal verhören wollen?" fragte ich während ich meinen Wein genoss. Er nickte. "Jack ist sich noch nicht ganz sicher, ob du schuldig oder nicht schuldig bist. Er braucht die Gewissheit, dass er dir vertrauen kann." 
Schnell schluckte ich das Essen hinunter und fing an abzuwaschen. Ich spürte seinen Blick auf mir Ruhen, aber wenn ich mich umgedreht hätte, wäre ich zusammengebrochen. Was wenn ich einen Fehler machen würde? Was wenn sie Hannibal mit reinziehen würden? Was wenn er mich verlassen muss? Was wenn er mich verlassen will? 

Ich dachte ich wäre die einzigeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt