Kapitel 6

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Ich war gerade aufgestanden und wollte etwas frühstücken, als ich sah, dass John mir geschrieben hatte. Er war mein Nachbar seit ich klein war und wir waren schon immer richtig gut befreundet gewesen.

‚Lust wieder joggen zu gehen?' Ich musste schmunzeln, da John schon seit Wochen nicht mehr joggen war und ich am Wochenende meistens alleine lief.

‚Gerne, du Faultier. Ich bin in 10 Minuten bei dir.'

Ich ging also wieder in mein Zimmer, um mich umzuziehen und mir schnell einen Zopf zu binden, bevor ich wieder in die Küche zu meinen Eltern ging.

„Ich bin wieder mit John joggen", teilte ich ihnen mit und verschwand ohne eine Antwort abzuwarten aus dem Haus. Meine Eltern mochten John. Vielleicht ein bisschen zu sehr. Aber wir waren wirklich nur Freunde.

„Na Schönheit", begrüßte John mich, als ich auf ihn zuging. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen.

„Was für ein Wunder, dass du dich mal aus deinem Bett bewegt hast", lachte ich und machte mich langsam laufend mit John auf den Weg zum Park.

„Meine Mutter hat mich wohl eher rausgescheucht." John lachte kurz auf. „Manchmal kann sie echt durchdrehen, wenn sie schlechte Laune hat und da hatte ich keine Lust zu Hause zu bleiben."

„Eltern sind schlimm, oder?"

„Oh ja, aber Teenager sind noch viel schlimmer." Mein Blick landete sofort wieder auf John.

„Was hast du jetzt schon wieder angestellt?"

„Nichts weltbewegendes", versuchte er sich rauszureden, jedoch glaubte ich ihm kein Wort.

„John."

„Na schön. Vielleicht war sie gestern Abend weg und vielleicht habe ich ein paar Kumpels zu viel eingeladen. Vielleicht haben die sogar ein paar Sachen meiner Mom zerstört und in unser Waschbecken gekotzt."

Ich schüttelte lachend meinen Kopf. „Aber nur vielleicht?", hakte ich nach.

„Ganz genau. Ist das nicht ein tolles Wort?"

„Ja, es ist wundervoll", kommentierte ich ironisch und verdrehte meine Augen. „Und wieso war ich nicht eingeladen?"

Keuchend fing ich an langsamer zu laufen, als wir an der Brücke ankamen. John und ich blieben kurz stehen, um eine kurze Pause zu machen. In letzter Zeit hatte ich das Joggen auch mehr vernachlässigt, als mir lieb war.

„Also eigentlich wollte ich wirklich nur einen Kumpel einladen, aber dann haben die meisten das mitbekommen und sind dann auch gekommen. Sie haben sich also selber eingeladen." John zuckte mit seinen Schultern.

„Ich mag deine Freunde nicht", erwiderte ich ehrlich, aber John wusste es bereits. „Nur Maik ist in Ordnung."

Immer wieder, wenn John mit ihnen etwas unternommen hatte, erzählte er mir am nächsten Tag, dass irgendwas wieder schief gegangen war. Und meistens waren seine Freunde daran Schuld gewesen.

„Chloe du kennst sie alle doch gar nicht", verteidigte John sie und streckte sich.

„Ich weiß, aber es muss wohl einen Grund haben, warum Maik und unsere Freunde die einzigen sind, die wissen, dass du schwul bist, oder?"

John seufzte. „Ich werde es ihnen noch sagen."

Ungläubig sah ich ihn an. „Das hast du schon vor ein paar Monaten gesagt."

„Ich weiß." Nachdenklich sah er mich an. „Na komm, lass uns weiter laufen."

***

Erleichtert stieg ich aus der Dusche und trocknete mich ab. Ich mochte es schon immer morgens joggen zu gehen, vor allem mit John. Und die Dusche danach gefiel mir ebenfalls sehr gut.

Ich zog mich schnell um und ging anschließend die Treppen nach unten in die Küche, um nun endlich etwas zu essen.

In Gedanken war ich allerdings immer noch bei John. Ich glaube er hatte mir vor zwei Jahren erzählt, dass er schwul war. Seiner Mutter hatte er es auch erzählt und so herzlich, wie sie war, hatte sie total positiv reagiert.

Wenn ich allerdings nur daran dachte, dass John sich nicht traute seinen Freunden zu sagen, dass er auf Typen stand, dann tat es mir im Herzen weh.

Sollten nicht ausgerechnet die Freunde es akzeptieren?

Seufzend biss ich in mein Brot.

John hatte noch keinen Freund gehabt, er war viel zu schüchtern, obwohl er so unfassbar gut aussah. Mir war klar, dass er schon öfter mal einen Schwarm hatte, denn schließlich ging er ebenfalls in meine Stufe. Mehr als ein Kuss ist aber auch nie vorgefallen.

„Chloe?" Meine Mutter kam zu mir in die Küche.

„Ja?" Fragend sah ich sie an.

„Wir fahren jetzt einkaufen, kommst du mit? Oder willst du noch irgendwas haben?" Doch ich schüttelte meinen Kopf.

„Nein, danke." Während meine Eltern weg waren, ging ich an mein Handy und schaltete währenddessen die Musik an. Das war der perfekte Morgen für mich. Besser hätte es gar nicht laufen können.

Doch das änderte sich schnell, als ich eine E-Mail von Frau Mainer bekam. Sie teilte uns allen mit, dass wir ab jetzt nicht nur Montag und Dienstag Theater AG hatten, sondern auch noch Donnerstags. Eigentlich sollte ich mich freuen und das tat ich auch irgendwie, aber leider landeten meine Gedanken wieder bei diesem unausstehlichen Kilian.

Ich wünschte nur, er wäre nicht in den Theater Kurs gekommen, denn er war ein verdammtes Rätsel für mich und ich war noch nie gerne unwissend gewesen.

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Tut mir soooo leid, dass ich so unregelmäßig poste :((

Und übrigens: Wer etwas gegen homosexuelle hat, kann an dieser Stelle gerne aufhören zu lesen, denn das Thema wird noch öfter vorkommen. Außerdem toleriere ich keinen Hass gegen andere und möchte solche Leute nicht hier haben :)

KilianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt