Kapitel 34

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Mittlerweile war es Mittwoch und ich hatte Kilian seit Sonntag nicht mehr gesehen.

Und zum Theater Kurs war er auch nicht gekommen.

Ich fragte mich wirklich, was er die ganze Zeit tat. Hatte er keine Lust auf Schule? Oder musste er was anderes erledigen?

Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass ich Kilian noch nicht richtig einschätzen konnte. Er verschwand immer wieder und tauchte dann einfach auf, als wenn nichts gewesen wäre.

Ich wollte ihn auch nicht unbedingt fragen, warum er denn nicht zur Schule kam. Schließlich war das nicht meine Angelegenheit.

„Hey Chloe." Yannik lächelte mich an.

„Was willst du?", seufzte ich und stellte mich schon darauf ein, dass er mir auf die Nerven gehen würde.

„Ich wollte mich bei dir entschuldigen", erwiderte Yannik und ich dachte für einen Moment, dass ich mir das nur eingebildet hätte.

„Was?" Ich blinzelte ihn mehrmals an.

„Es tut mir leid, dass ich dir so auf die Nerven gegangen bin. Von jetzt an lasse ich dich in Ruhe, okay?"

War das irgendein Witz von ihm? Oder meinte er das ernst?

„Okay", antwortete ich und versuchte seine Reaktion zu beobachten. Yannik lächelte und verschwand dann wieder.

„Was war das denn?" Liv sah mich verwirrt an.

„Das war ja total unheimlich", flüsterte Kate. „Pass lieber auf, dass der nicht noch mehr Scheiße baut."

„Ist doch gut, dass der sich endlich mal entschuldigt hat. Besser spät als nie", mischte sich jetzt auch Tessa ein.

„Hast du mal gesehen, wie der die angeguckt hat? Wie Umbridge aus Harry Potter und glaub mir, so willst du nicht angeguckt werden", erwähnte Liv.

„Wie guckt die denn?", hakte Tessa nach.

„Als wenn die dich jeden Moment töten wollen würde", erklärte Liv und Tessa musste direkt lachen.

„Ich bin mir sicher, dass Yannik Chloe nicht töten will."

„Man kann nie wissen, was für komische Menschen es gibt", antwortete Liv, während sie genüsslich in ihr Käsebrötchen mit Nutella biss.

Apropos komisch, ich hatte noch nie verstanden, wie Liv Nutella mit Käse essen konnte. Allein schon der Gedanke daran widerte mich an.

„Dein Brötchen ist auch komisch", kommentierte ich ihr Essverhalten.

„Lass mein Brötchen lieber in Ruhe, sonst gibts Ärger!"

Ich grinste Liv nur an und sah ihr qualvoll dabei zu, wie sie das Brötchen zu Ende aß. Aber da sie meine beste Freundin war, hätte sie noch tausende von denen essen können.

Meine Gedanken wanderten wieder zu Yannik. Warum er sich wohl plötzlich entschuldigt hatte? Vielleicht war er ja wirklich zur Vernunft gekommen? Oder vielleicht hatte Kilian nochmal mit ihm geredet?

Doch wo war dieser Idiot nur?

***

Ich war gerade auf dem Weg zum Klassenraum, als ich hörte, wie jemand Kilian erwähnte. Ich wollte mich nicht umdrehen, da sie direkt hinter mir liefen.

„Er war bisher der beste, den ich im Bett hatte", schwärmte sie und mir wäre fast das Essen von vorhin hochgekommen.

„Du hättest ihn am Sonntagabend sehen sollen. Er war so zärtlich und hat die ganze Zeit gesagt, dass er es ernst mit mir meint und als er gestern nicht in der Schule war, bin ich auch wieder zu ihm gegangen."

Am Sonntagabend? Direkt nachdem wir uns gesehen hatten, war er zu ihr gefahren?

Um ehrlich zu sein wollte ich nicht mehr zuhören, da ich bemerkte, dass es mich mit jedem neuen Satz fertig machte. Doch ich konnte nicht anders.

Denn vielleicht machten die beiden Mädchen das extra, um mich eifersüchtig zu machen? Doch ich konnte leider nicht sehen, wer die beiden waren.

„Für heute sind wir wieder verabredet."

„Bist du sicher, dass er dich nicht verarscht?", hinterfragte eine andere Stimme.

Ich blieb an meinem Raum stehen, während die beiden weiter die Treppe nach oben gingen. Endlich konnte ich sie sehen und versuchte mir dann deren Gesichter einzuprägen. Ich hatte keine von denen jemals gesehen. Keine Ahnung, wer die beiden waren.

Warum sollten sie also extra über Kilian reden? Sie kannten mich nicht einmal. Sie wussten nicht einmal, dass ich Kontakt mit Kilian hatte.

Verdammt, es war also wirklich wahr?

„Nein, er hat gesagt, dass es kein anderes Mädchen gibt, an der er auch nur annähernd interessiert wäre. Er hat gesagt, ich bin das schönste Mädchen, dass er jemals gesehen-"

Mehr konnte ich nicht hören, denn die beiden waren verschwunden und um mich herum tauchten immer mehr Leute auf, die sich laut miteinander unterhielten. Doch ich überhörte alle.

Kilian hatte also eine Affäre? Oder sogar eine Beziehung?

Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Doch ich hatte gehofft, dass Kilian auch an mir interessiert war. So sehr hatte ich es gehofft.

Und jetzt zerfiel alles mit einem Mal. Ganz plötzlich. Einfach so.

„Chloe! Kommst du?" Mein Lehrer wartete an der Tür auf mich und sah mich verwirrend an.

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass alle anderen schon im Klassenzimmer verschwunden waren, also beeilte ich mich schnell und betrat den Raum.

Ich wusste, dass ich mich niemals hätte konzentrieren können. Nicht nachdem, was ich gehört hatte. Ich musste das erstmal verdauen.

Und genau daran bemerkte ich, dass ich jetzt schon zu sehr an Kilian hing. Und das machte mich absolut fertig. Ich fand ihn wirklich toll, so unglaublich toll.

Doch vielleicht sollte ich ihm wirklich lieber aus dem Weg gehen, denn bei Kilian konnte man nie wissen, wo man stand. Das wusste ich auch davor nicht. Kilian könnte jederzeit seine Meinung ändern und ich musste versuchen mein Herz zu schonen. Noch einmal würde ich es nicht brechen lassen.

***

Ich lag in meinem Bett mit einer Packung Eis von Ben & Jerrys und schaute mir einen kitschigen Film an.

Nach der Schule war ich direkt nach Hause gegangen und seitdem lag ich erschöpft in meinem Bett.

Meine Gedanken wanderten ständig umher. Mal zu Yannik, dann wieder zu Kilian und dann zu dem Gespräch von den Mädels.

Es hatte mir weh getan sowas zu hören, natürlich hatte es das. Wem hätte sowas nicht weh getan?

Aus diesem Grund hatte ich mich auch entschieden in eine andere Welt zu fliehen, in der es noch Happy Ends gab. Die Welt der Filmindustrie. Und eine Portion Eis hatte mir auch noch nie geschadet.

Und meine Tränen liefen immer wieder von selbst. Manchmal wegen dem Film. Manchmal wegen meinen Gedanken, welche immer wieder zu Kilian drifteten und sich fragten, warum ich mich überhaupt auf ihn eingelassen hatte. Warum ich überhaupt erst mit ihm befreundet sein wollte. Und warum, verdammt nochmal, mein Herz nicht einmal verschont bleiben konnte.

KilianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt