Weiße Pupillen

65 3 1
                                    

Um in die besagte Metropole zu gelangen musste man sich einer gründlichen Untersuchung unterziehen, die er mit Bravour bestand. Er erhielt einen Einreisepass und eine Identifizierungskarte.  Von innen sah diese Stadt noch viel erschlagender aus als von außen. Die gigantischen Hochhäuser wirkten auf ihn wie Arme, die in den Himmel hineinragten. So viele neue Eindrücke umringten ihn, und er war überwältigt von all den grandiosen Dingen, die es auf der Erde gab. Zum ersten mal probierte er so was wie Fast Food, und er konnte endlich mit Leuten sprechen, auch wenn die auf seine Fragen etwas seltsam reagierten. Er besorgte sich eine vorübergehende Unterkunft in einem Hotel und erkundete die gesamte Stadt. Dabei bemerkte er nicht, wie sich seine göttliche Aura um ihn herum verteilte. Seine Anwesenheit blieb den Oberhäuptern der Stadt nicht verborgen, und sie warfen durch sein auffallend blaues Gewand ein Auge auf ihn. „Ist das nicht das Gewand eines Gottes, der auf die Erde herab gestiegen ist?“ fragten sie sich, als sie die Bilder analysierten „Und letzte Nacht ist ein Meteor nicht weit weg von unserer Hauptstadt eingeschlagen. Sinn würde es schon machen.“ „Wenn das so ist, dann dürfen wir ihn nicht aus den Augen lassen. Ein Gott unter Menschen kann nur eine Bedrohung darstellen!“

Von all den Diskussionen und Polizeitrupps, die ihn genauer beschatteten, bemerkte der junge Gott absolut nichts. Er verliebte sich mit jedem Schritt den er tat mehr und mehr in diese Welt und in die Menschen, auch wenn die ihn nicht mit offenen Armen empfingen. Das Gerücht von einem Gott machte die Runde und die Leute waren nicht dumm. Jeder konnte die Aura um ihn herum sehen und so wurde er in kurzer Zeit zu einem Feind gemacht, der er nicht sein wollte. „2 Wochen auf der Erde und überall hängen Flugblätter mit einem Phantombild von mir herum mit der Aufschrift ‚ACHTUNG, GEFÄHRLICH!‘ Dabei habe ich nichts getan.“ Dachte er sich, als er einsam auf einer Parkbank saß und einen dieser Flugblätter in der Hand hielt. Dabei hatte er es mittlerweile geschafft seine Aura in sich zu verschließen um nicht mehr ganz so aufzufallen, doch sein Gesicht und vor allem seine gewaltigen, blauen Augen, die kein normaler Mensch haben konnte, machten ihn zu einer wandernden Zielscheibe. Auf ein mal setzte sich ein junges Mädchen neben ihn. Verwundert sah der Gott zu ihr rüber, sie hielt einen weißen Stab in der Hand und hatte dunkelbraune, etwas gewellte Haare. „Entschuldigung?“ fragte der junge Herr und sah das Fräulein an. Sie drehte sich zaghaft zu ihm und sah an ihm vorbei. „Was ist denn?“ fragte sie mit einer engelsgleichen Stimme. Ihre Augen waren blau, jedoch war die Pupille verblasst und sie sah gar nicht in die Richtung, in der der Gott saß. Diese seltsame Erscheinung war für den Herrn mehr als unbekannt, jedoch wollte er wissen was mit ihr los war. „Oh, sie sprechen sicher von meinen Augen.“ Murmelte sie und klammerte sich an ihren Stab. „Wissen sie, ich bin blind seit meinem vierten Lebensjahr.“ Antwortete sie, ohne das eine Frage dazu gestellt wurde. „Blind, das bedeutet wohl, dass sie nichts sehen kann.“ Dachte der Gott sich dabei und blickte interessiert in ihre weißen Pupillen, die sich, genau wie er auch, vom Rest der Menschen hier, abhob. „Können wir „du“ zueinander sagen?“ fragte er dann nach und stellte sich dabei auch direkt vor „Mein Name ist Thaddeus.“ Das Mädchen grinste leicht, als er seinen Namen bekannt gab und streifte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Mein Name ist Miranda. Freut mich dich kennenzulernen.“ Entgegnete sie und blickte dieses mal sogar in seine Augen. „Aber Thaddeus ist etwas zu lang. Lass mich dich Taddl nennen. Das klingt etwas moderner und stimmiger.“ Fügte sie hinzu und kicherte leicht. Taddl nahm seinen neuen Namen gern an freute sich, mit einem Menschen sprechen zu können, ohne das dieser direkt weglaufen und das Weite suchen würde, schließlich wusste sie ja nicht, wie er aussah. Nach ca. fünfzehn Minuten dann: „Das mag seltsam klingen, aber…“ sie stand dabei auf und hielt den Stab mit beiden Händen fest „… deine Stimme wird mir so schnell nun nicht mehr aus dem Kopf gehen.“ Sie entfernte sich einen Schritt und blickte über ihre Schulter, wiedermal vorbei an Taddl „Aber du musst mich entschuldigen, ich habe einen Termin den ich unbedingt wahrnehmen muss! Sicherlich treffen wir uns noch einmal!“ sagte sie und verschwand aus Taddls Blickfeld.

God's FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt