Kapitel 3

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Zoe's Sicht

Das Wochenende verging wie im Fluge. Ich verbrachte jede Minute damit Fernsehn zu schauen oder durchs ganze Haus laut Musik zu hören, bis die Nachbarn sich beschwerten, was mir jedoch auch relativ egal war. Ich dachte viel nach. Vor allem dachte ich mir, dass ich nie im Leben irgendwann eine Freundin finden würde, also eine Beziehung mit einem Mädchen haben würde, da doch sowieso kein Mädchen in meinem Alter oder generell hier in der Stadt bi oder lesbisch ist. Vielleicht würde ich ja mein ganzes Leben alleine sein und niemals wieder eine Beziehung haben. Naja, man weiß nie was einem irgendwann passieren wird.
Es war schon Sonntag Nachmittag und ich lag immernoch auf der Couch mit meinem Handy und einem Apfel, den ich mit eben aus der Küche geholt habe. Ich sollte vielleicht auch mal ein paar Sachen einkaufen gehen, da meine Eltern mir ja Geld da gelassen haben. Ich sah komplett verschlafen und kaputt aus, doch es interessierte mich kein bisschen. Schließlich war ich alleine zu Hause und niemand sieht mich hier. Mir fiel ein, dass ich morgen nicht so lange wie sonst schlafen kann, da ich diese Lerngruppe habe. Normal schlafe ich am Wochenende immer bis 14 oder 15 Uhr, weil ich erst immer um vier Uhr nachts einschlafen kann. Meistens liege ich die ganze Nacht da und bin wach. Ich denke viel zu viel über alles nach und fange auch viel zu oft dann immer an zu weinen. Aber was soll ich machen?
Ich habe niemanden der mich tröstet oder der mir hilft. Ich bin komplett auf mich alleine gestellt und das ist nicht gerade toll oder so. Immer wenn ich alleine war, verging die Zeit so schnell. Ich vertiefte mich jedes mal in meinen Gedanken und wachte dann nach einer Stunde aus ihnen wieder auf. Ich stand auf und machte mich auf den Weg zur Küche. Ich trug eine schwarze Jogginghose mit einem grauem T-Shirt dazu. Was soll ich den ganzen Tag noch machen?
Ich ging zur Küchentür raus in den Garten. Sofort fuhr ein kühler Wind über meine Haut und ich bekam eine Gänsehaut. Sofort ging ich wieder rein und schloss die Tür, draußen war es mir eindeutig zu kalt.

• • •

Der Tag zog langsam vorbei und es wurde spät abends. Ich ging in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Langsam ging ich zu meinem Schreibtisch und setzte mich auf den Stuhl, welcher davor stand. In meinen Gedanken versunken schaute ich aus dem Fenster. Ich machte meine Schublade am Schreibtisch auf, in der ein paar Flaschen vom hochprozentigem Alkohol standen. Ich griff direkt die Flasche Vodka heraus und machte sie auf. Der Geruch des Alkohols stieg mir direkt in die Nase und ich überlegte. Sollte ich wirklich wieder mit dem trinken anfangen? Ich bin erst 15. Aber bevor ich erst richtig darüber nachdenken konnte, setzte ich die Flasche an meinen Lippen an und fing an zu trinken. Ich nahm ein paar große Schlücke und bekam sofort Sodbrennen, doch dies legte sich nach einer Weile.

Alleine saß ich nun da, in meinem dunklen Zimmer und das einzige was ich hatte war mein Alkohol. Ein paar Monate habe ich nicht einmal daran gedacht wieder was zu trinken aber mein Leben war doch sowieso am Arsch. Es wurde immer später und die Flasche wurde immer leerer. Es kam soweit, dass ich mich sogar ein paar mal übergab. Ich machte alles sauber und fing bitterlich an zu weinen. Ich konnte nicht mehr gerade laufen und mit zerzausten
Haar und Rot, verheulten Augen legte ich mich in mein Bett. Alles drehte sich, auch als ich die Augen zu machte. Doch es dauerte nicht lange und ich fiel in den Schlaf. Komplett betrunken und mit verweinten Augen.

• • •

Am nächsten Morgen wachte ich auf. Ich spürte sofort die unerträglichen Kopfschmerzen, die mir durch den Kopf schossen und meine verweinten Augen. Der Schmerz in meinem Kopf war so stark, dass ich dachte er würde gleich explodieren. Mühselig stand ich aus meinem Bett auf. Die leere Flasche Vodka stand neben mir auf meinem Schreibtisch. Ich blickte auf die Uhr. 12:45 stand dort. Shit, ich hatte doch um 13Uhr den Termin und für den Weg brauche ich immer 15 Minuten. Schnell machte ich meinen Schrank auf und suchte mir Klamotten raus. Eine schwarze, zerrissene Hose und ein weißes T-Shirt mit schwarzer Aufschrift. Ich zog mir direkt meine hellblaue Jeansjacke an und ging schnelle in das Badezimmer. Ich machte mich soweit fertig, machte meine Haare und schminkte mich. Kurz betrachtete ich mich im Spiegel und schaute nach, ob ich nicht all zu schlimm aussah. Ich sah jedoch aus wie immer, nur dass man mir ein wenig ansah, dass ich einen Kater hatte. Erneut ging ich in mein Zimmer und steckte mir Handy, Kopfhörer, Schlüssel, Collegeblock und Stifte in meinen schwarzem Rucksack, zog mir meine weißen Sneakers an und rannte aus dem Haus. Einerseits war es mir egal, ob ich zu spät komme, und andererseits auch nicht. Irgendwie wollte ich nicht direkt einen schlechten Eindruck hinterlassen.
Ich lief den ganzen Weg in 10 Minuten bis zum Eingang. Ich war ungefähr 5 Minuten zu spät und ich merkte wie mir schwindelig wurde. Das gestern Abend war eindeutig zu viel. Mir ging es immernoch komplett scheiße und man sah mir an, dass ich gestern getrunken hatte und nen mega Kater habe. Trotzdem klingelte ich und sofort öffnete sich die Tür. Ich ging rein und sah ein Wartezimmer, welches leer war. Natürlich waren alle schon in den Räumen, es war ja auch schon mittlerweile 13:10 Uhr. Ich sah drei geschlossene Türen und eine weitere welche offen war. In dem offenen Raum saß eine Frau, welche vielleicht Mitte 40 war. Der Raum wae ein kleines Büro und sie erblickte mich:,,Zoe? Ich wollte dich gerade schon als fehlend eintragen. Du musst in die Tür hier links rein. Und ein paar Leute fehlen also seid ihr nur drei Leute im Kurs", sagte sie in einer ruhigen Stimme. Ich brachte nur ein genervtes und lustloses ,,Hmm" hervor. Ich ging auf den Raum zu und öffnete die Tür. Der Lehrer kam direkt auf mich zu und ich senkte meinen Kopf:,,Sorry, dass ich zu spät bin. Hatte noch was zu klären", log ich ihn an. ,,Zu klären? Ja das sehe ich...Setz dich an den Tisch. Du musst Zoe sein. Herr Braun ist mein Name". Er glaubte mir nicht und er sah an, was mit mir los war. Lustlos setzte ich mich an den Tisch. Ich nahm meine Sachen und knallte sie förmlich auf den Tisch. Plötzlich fühlte ich einen Blick auf mir. Ich schaute auf und erblickte ein Mädchen. Die anderen hatte ich im Raum noch garnicht bemerkt. Sie schaute mich an, mit ihren wunderschönen, meerblauen Augen. Sofort fesselte sie mich mit ihren Blick und mir wurde heiß und kalt zu gleich. Sie war das schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte! Sie hatte blonde Haare, welche etwas länger als ihre Schultern waren und ihre Augen kann man garnicht erst beschreiben so wunderschön sind sie. Das Mädchen trug einen dunkelroten Pulli und eine schwarze, enge Hose. Sie schaute mich an und unsere Blicke trafen sich für eine Weile. Ich hatte das Gefühl, die Welt um mich herum bleibt stehen, bis mich der Lehrer aus ihrem Blick herausholte:,,Zoe? Hast du gehört?" ,,Sorry was haben sie gesagt?", sagte ich verwirrt. ,,Das sind Noah und Chloe. Ihr werdet jetzt eine Woche zusammen auskommen müssen." Ich guckte die beiden an und brachte ein ,,Hi" hervor. Noah, welcher schwarze Haare hatte und ein schwarzes T-Shirt trug sagte mir ebenfalls Hallo, Chloe jedoch nicht. Sie schaute mich einfach an, und ich erwiderte diesen Blick.

Her / Kurzgeschichte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt