Her / Kurzgeschichte

Kapitel 2

Zoe's Sicht

Auch wenn ich mir jetzt in dieser Sache sicher war wollte ich, dass es erstmal ein Geheimnis bleibt. Ich will in den Sommerferien jetzt endlich mal meine Ruhe haben und ich habe keine Lust, danach in der Schule wieder nur runtergemacht zu werden.
Ich stand von der Bank auf und ging im Regen den selben Weg nach Hause, den ich gefahren war. Ich hatte keine Lust wieder mit dem Bus zu fahren und 10 Minuten zu warten, bis er kommt. Außerdem wollte ich nicht nach Hause, ich wollte nicht zu meinen Eltern und ich wollte nicht bei ihnen sein. Generell wollte ich nicht in ihrer Gegenwart sein.
Außerdem liebte ich es, wenn ich alleine zu Hause bin. Man kann einfach tun und lassen was man will und man hat niemanden der einem vorschreibt, was man machen soll oder zu tun hat.
Der Weg nach Hause dauerte ungefähr 20 Minuten zu Fuß. Als ich an unserer Haustür an kam und meine Taschen durchwühlte merkte ich, dass ich wohl meinen Schlüssel im Zimmer liegen gelassen habe. Das heißt, dass ich also klingeln musste.
Wir hatten ein kleines, weißes Haus, welches am Ende der Straße stand. Es hatte einen Keller und eine Etage, was mir aber auch reichte. Ich klingelte an der Klingel neben der Tür und man konnte deutlich den Ton hören, der erklang. Kurze Zeit später hörte ich Schritte und meine Mum machte die Tür auf:,,Wo warst du bitte wieder? Wir haben dich gesucht...", sagte sie in einem strengen und wütenden Ton. Sie hatten mich ganz bestimmt nicht gesucht, da ich keine einzige Nachricht auf meinem Handy hatte. ,,War kurz draußen ein bisschen frische Luft schnappen. Lässt du mich jetzt rein?", erwiderte ich etwas frech. Sie ging zur Seite und ich ging durch die Türe in einem Weg direkt in mein Zimmer.
In meinem Zimmer war es schön warm und ich legte mich direkt auf mein Bett. Meine Kopfhörer ließ ich weiterhin drin und machte es mir ein wenig gemütlich. Ich schloss meine Augen und war gerade dabei einzuschlafen, als meine Mum in mein Zimmer kam:,, Ach Zoe, wir haben für dich eine Lerngruppe gefunden. Also es fängt nächste Woche Montag an und geht bis Samstag. Ihr werdet da noch mal in Mathe und Englisch alles wiederholen, damit du auch gut für das nächste Jahr vorbereitet bist. Von 13-16 Uhr dann immer. Sei bitte immer pünktlich okay?". Ist das ihr ernst? In den Ferien werde ich bestimmt nix für die Schule machen. Ja, ich bin dieses Jahr fast sitzen geblieben und musste fast wiederholen, aber ich schaffe das auch schon selber. Ich habe es doch dieses Jahr auch noch geschafft und zwar alleine?! Meine Mutter wollte gerade aus dem Zimmer gehen als sie noch hinzufügte:,, Und noch was. Ab morgen sind wir drei Wochen in Paris, also geschäftlich. Wir lassen dir natürlich Geld hier und wenn was ist, kannst du rüber zu den Nachbarn gehen. Morgen früh um neun fahren wir los". Sie ging aus dem Zimmer und schloss die Tür. Ich war nicht gerade traurig, ich meine drei Wochen sind eine lange Zeit und dann kann ich auch endlich wieder für mich sein. Nur ich hoffte, dass ich nicht in irgendwelche scheiße wieder reinrutsche wie damals. Es gab eine Zeit in der es mir echt beschissen ging. Und um das alles zu verdrängen habe ich angefangen zu rauchen und viel Alkohol zu trinken. Meine Elterm haben mich in eine Klinik geschickt, weil sie meine Narben an meinen Armen sahen und waren eher sauer als enttäuscht oder traurig. Es wäre ihnen bestimmt auch egal, wenn ich damals einfach weg gewesem wäre. Einfach weg von dieser Welt in der ich nicht mal gemerkt habe, dass ich lesbisch bin. Ich legte mich erneut hin und fiel in einen drei stündigen Schlaf.

Ich wachte gegen 20Uhr wieder auf. Super, Mittagsschlaf mal wieder komplett verkackt. ,,Alsob ich jetzt gleich noch einschlafen kann...", sagte ich zu mir selbst. Ich nahm mein Handy um mal meine Nachrichten zu lesen. Nix. Keinen Nachricht, als wär ich tot. Niemandem war ich wichtig. Ich ging auf insta und schaute mir ein paar Sprüche und Bilder an, bis mir meine Augen gegen 23Uhr trotzdem zu vielen und ich einschlief.

• • •

Am nächsten Morgen wachte ich relativ früh auf. Ich quälte mich aus meinem Bett und ging ins Bad. Meine braunen, langen Haare standen in alle Richtungen und ich hatte die schlimmsten Augenringe dieser Welt. Irgendwie habe ich nicht gut geschlafen. Ich habe wahrscheinlich was geträumt, woran ich mich nicht mehr erinnern kann.
Langsam und noch verschlafen zog ich mich aus und machte die Dusche an. Als sie wärmer wurde stieg ich runter und ließ das warme, angenehme Wasser über meinen Körper laufen. Meine Eltern waren schon weg. Wirklich Schade dass ich Ihnen nicht Tschüss sagen könnte...nicht. Es war mir egal wo sie waren. Hauptsache ich hatte für drei Wochen meine Ruhe. Außer Übermorgen, wo ich diese scheiß Lerngruppe habe, die mir eine ganze Woche versaut. Ich hatte echt leine Lust da hin zu gehen und ich überlegte mir einfach ein paar mal nicht da zu erscheinen. Aber bestimmt bekamen meine Eltern das dann irgendwie mit und es gibt wieder Streit, worauf ich keine Lust hatte. Als ich fertig war, ging ich aus der Dusche raus, trocknete mich ab, zog mich an und machte meine Haare. So sah ich schon viel besser aus.
Ich schaute etwas länger in den Spiegel. Ich fand mich selber einfach überhaupt nicht hübsch, auch wenn andere oft das Gegenteil behaupteten. Ich ging aus dem Bad, schmiss mich mit der Fernbedienung auf die Couch im Wohnzimmer und schaltete den Fernsehen ein. Das Wochenende konnte los gehen.