College 5

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Es ist ja nicht so als wäre mein Leben schlecht, es ist nur...verwirrend. Ich bin am College, und um ehrlich zu sein, ich es nicht viel anders als Schule. Es hört nicht auf: Nervige Lehrer, dumme Schüler, haarsträubende Hausaufgaben und... Liebe. Beziehungsweise das was ich als Liebe empfinde. Erst jetzt merke ich was es heißt verliebt zu sein, erst jetzt, nachdem ich jemanden kennengelernt habe. Okay, kennengelernt ist ein bisschen übertrieben. Sagen wir es so: Seit ich Amélie kenne.

2 Monate zuvor

Die Semesterferien waren zu Ende, was erstens bedeutete, dass es jetzt wieder anstrengend wurde, und zweitens, dass mein finales Viertel an der Uni anbrach. Ich will nicht sagen, dass es vier unnütze Jahre sind sein Leben zu verbringen, und dennoch kommen mir die letzten zwei noch immer sinnlos vor. Ich hatte ein Mädchen kennengelernt, auf einer der vielen Partys, die am Ende jeden Jahres geschmissen worden. Ich hatte Spaß an jenem Abend gehabt, ich stand mit ein paar meiner Klassenkameraden zusammen und hatte ein paar Witze gerissen. Ich erinnerte mich noch genau:

„Ernsthaft, du solltest Comedian werden!", meinte Chris und klopfte mir auf die Schulter. Ich lachte nur und ließ meinen Blick ein bisschen durch den Raum schweifen, ich entdeckte ein Mädchen, auf der Couch sitzend. Sie schien allein zu sein, und ich fragte mich warum. Sie sah ziemlich süß aus, wenn auch recht überfordert mit der ganzen Partysituation. Meine Gedanken wurden von einem weiteren Mädchen unterbrochen, die schon eine ganze Weile neben uns stand und eindeutig schon zu viel von der Bowle hatte. Sie packte mich am Arm und zerrte mich kichernd von meinen Freunden fort, die nicht mal Anstalten machten mir zu helfen. „Du bist witzig", meinte sie nur, „Denise übrigens, ich bin die Gastgeberin. Ich muss dich meiner Mitbewohnerin vorstellen." Sie kicherte und steuerte auf das Mädchen auf der Couch zu. Sie sprach kurz mit ihr, dann stieß sie mich auch schon auf das Polster. Etwas unsicher blickte ich sie an: „Also..." Sofort schrie sie mich an: „Was fällt dir ein? Stell dich vor!" Ich seufzte innerlich und hielt ihrer Mitbewohnerin die Hand hin: „Nick Lockwood, Hallo" Sie ergriff die Hand und antwortete: „Amélie." Amélie hieß sie also, ein schöner Name. Ich blickte Denise an, die äußerst desinteressiert an uns, ihre Aufmerksamkeit schon wieder auf etwas anders richtete. Ich versuchte diskret zu sein und fragte Amélie ob bei ihr alles okay wäre. „Ja, sie ist immer so auf Partys, keine Sorge.", antwortete sie mir, „trotzdem hatte sie heute genug, glaube ich." Ich nickte und überlegte was zu tun war. Sollte ich ihr meine Hilfe anbieten? Ich entschied mich dafür, und sie lächelte dankbar. Sie sah echt süß aus wenn sie lächelte... Ich half ihr, Denise von der Party weg, in ihr Zimmer zu bringen. Und während sie drinnen ihre Freundin ins Bett brachte, sah ich mich ein wenig im Flug um. Viele Zimmer gab es nicht, dennoch war hier wesentlich mehr Platz als im Studentenwohnheim. Das Zimmer am Ende des Flurs musste Amélies sein, doch während ich noch darüber nachdachte, trat sie aus dem Zimmer ihrer Mitbewohnerin. „Situation gemeistert?", fragte ich und versuchte sie ein bisschen aufzumuntern. Aus irgendeinem Grund wollte ich sie heute Abend noch einmal lächeln sehen... „Ich denke schon", meinte sie, „ich glaube ich muss mal frische Luft schnappen, die Lautstärke killt mich." Kein Wunder, dass sie so mitgenommen ausgesehen hatte... „Kann ich dich begleiten, oder..." Ich versuchte es in eine Frage zu fassen, doch letztendlich klang es eher als wüsste ich nichts mit mir anzufangen. „Kannst mitkommen.", kam die überraschende Antwort. Ich folgte ihr auf dem Weg zum Hausflur. Hieß das jetzt, wir wären allein? Ich merkte wie ich langsam nervös wurde. Was sagte man in solchen Situationen? Ich wollte mich nicht blamieren, oder irgendetwas sagen was sie in Verlegenheit bringen würde... Amélie setzte sich auf den Boden draußen vor der Tür und blickte zu mir auf. „Setz dich.", meinte sie nur und ich ließ mich neben ihr nieder. Und jetzt? Ich wollte die Stille nicht zu lange andauern lassen... „Sorry, wenn ich dich hier vom Spaß haben abhalte, ich brauchte nur ne kurze Pause." „Oh...du hältst mich von gar nichts ab, wirklich" Ich wollte nicht, dass sie sie sich Vorwürfe machte, sie war das beste was mir heute Abend passiert war, das bemerkte ich jetzt. Sie sah mich an, und ich blickte zurück. Einen kurzen Moment, vielleicht ein bisschen zu lang, als das es nur ein Blick war, betrachteten wir einander. Ich merkte, wie meine Gedanken abschweiften und ich das Gefühl empfand auf sie zu zu rücken. Ich zwang mich wegzusehen und merkte wie sich eine Röte auf meinen Wangen ausbreitete. Ich hörte wie sie leise seufzte. Galt das mir? Hatte ich irgendetwas falsch gemacht? Verstohlen beobachtete ich sie aus dem Augenwinkel. Amélie hatte die Augen geschlossen. „Jedenfalls, danke für deine Hilfe.", sagte sie und ich lächelte glücklich. „Kein Ding." Sie sah so friedlich aus, wie sie einfach nur dasaß und die Stille genoss. Hieß das, dass sie okay damit war, hier neben mir zu sitzen? Oder wollte sie nur von der Party weg? „Du bist nicht so der Partyfan, oder?", fragte ich vorsichtig, auf alles gefasst. „No shit, Sherlock!" Amélie lachte, es klang wie helles Glockenklingen. Und ich dachte schon ich hätte etwas falsches gesagt...sollte ich mich entschuldigen, oder... „Ich wollte dich nicht..." Irgendwie redete ich heute einfach los ohne vorher darüber nachzudenken...Insgeheim schob ich es dem Alkohol zu. „Ich komm nicht so gut mit lauten Geräuschen klar." Etwas überrascht von ihrer Antwort kam meine eher gestammelt: „Oh...okay." Wow, was mieseres hätte ich aber auch nicht sagen können! Warum konnte ich in ihrer Gegenwart nicht normal sein? Und während ich mir innerlich noch Vorwürfe machte, schwiegen wir uns weiter an. Die Zeit verstrich und ich überlegte, was ich jetzt sagen sollte. Plötzlich spürte ich ein Gewicht auf der Schulter. Ich wand den Blick zur Seite und sah, dass Amélie an ihr lehnte. Sie hatte sie Augen geschlossen und atmete ruhig. Was sollte ich jetzt tun? Wie es aussah war sie eingeschlafen. Ich konnte sie auf keinen Fall hier liegen lassen, aber ich wollte auch nicht respektlos sein... Ich suchte fiebernd nach einer Lösung. Mein Körper was wie ein-gefroren, ich wollte mich auf keinen Fall bewegen und sie aufwecken, auch wenn das wahrscheinlich die einfachste Möglichkeit war der Situation zu entgehen. Problem war: ich wollte nicht wirklich gehen... Weitere 10 Minuten verstrichen. Ich konnte sie auch nicht hier erfrieren lassen, das war schon mal sicher. Es blieb mir nichts anderes übrig, ich musste sie in ihr Zimmer bringen. Vorsichtig stützte ich sie an den Schultern und rutschte ein Stück an ihre Seite. Behutsam, immer darauf bedacht, sie nicht zu wecken, fasste ich beide ihrer Arme und verschränkte sie in meinem Nacken. Sie hatte ungewöhnlich kalte Hände. Kein Wunder, ich Idiot hatte sie auch Ewigkeiten hier draußen in der Kälte sitzen lassen! Ich schob den einen Arm unter ihrem Körper hin durch und den anderen unter ihre Beine. Langsam hob ich sie hoch. Sie war so leicht... Ihr Kopf fiel auf meine Brust und sie murmelte leise im Schlaf. Ich trat einen Schritt nach vorn. Der Griff ihrer Arme um meinen Hals wurde stärker uns sie krallte sich in den Kragen meines T-Shirts. Hatte ich sie geweckt? Ich wurde von der Panik gepackt. Einen Moment hielt ich Inne, wie versteinert stand ich mit Amélie auf dem Arm im Flur. Nichts geschah. Ich atmete tief durch und versuchte mich wieder zu fassen. Selbst wenn sie aufwachte, irgendwie würde ich das schon erklären können, oder? Gott verdammt, was tat ich hier eigentlich? Ich wagte einen weiteren Schritt, Amélie murmelte erneut, ich glaubte das Wort „Portfolio" zu verstehen, konnte mich aber auch irren. Sie schlief zwar, dennoch konnte ich mich nicht zurückhalten, sie genauer zu betrachten. Erst jetzt vielen mir die kleinen Sommersprossen auf ihrer Nase auf. Ich sollte sie nicht so anstarren, erinnerte ich mich und betrat die Wohnung. Jemand hatte die Musik herunter gedreht, und die Tür zwischen Wohnungsflur und Wohnzimmer war geschlossen, so drang nur noch ein Bruchteil der Geräusche zu uns durch. Ich sollte mich beeilen, je länger ich sie trug, desto größer wurde die Gefahr, dass sie aufwachte und ich mich rechtfertigen musste. Ich schlich den Flur entlang und öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Ich entschied mich, das Licht nicht anzuschalten, das wäre dann doch eher kontraproduktiv. So stolperte ich in der Dunkelheit zu ihrem Bett und legte sie behutsam darauf ab. Ich zog ihr die äußerst unbequem aussehenden Schuhe aus und stellte sie auf den Boden. Amélie hatte sich bereits in ihre Kissen gekuschelt und murmelte schon wieder. Wie surreal das Ganze hier war...Vorsichtig deckte ich sie zu und trat einen Schritt zurück. Sie sah wie ein schlafender Engel aus... Gott, Nick, werd' erwachsen, du bist keine fünfzehn! Ich verließ den Raum und schloss leise die Tür hinter mir. Definitiv ein Abend, den ich nicht vergessen werde...

Ja, es folgt das Ganze nochmal aus seiner Perspektive... xP

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