Kapitel 5

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Der Zug hielt mit einem lautem Quietschen am Bahnhof. Links von mir stand Erica, sie hatte sich wie immer von mir abgewandt und starrte interessiert auf die sich öffnende Zugtür. Bis jetzt hatte ich noch ein einziges Wort mit ihr gewechselt. Eigentlich hatte sie keinen Grund mir gegenüber feindselig zu sein, schließlich wusste sie nicht, wer damals bei ihr eingebrochen war. Ich redete mir das eher selbst in mein Gewissen ein und nun lag auch mein Blick auf der Person die heraustrat. Es war eine etwas ältere Frau, die uns nur kurz zunickte und uns mit der Hand hereinbat. Und das sollte jetzt unsere Mentorin werden? Naja ich hatte nicht wirklich einen jungen Mentor erwartet, da der letzte Sieg eines Tributes aus Distrikt 9 weit zurück lag. Ich konnte mich noch schwach an Erzählungen dieser Spiele erinnern. Ich wusste, dass die Taktik unser Mentorin darin bestand sich zu verstecken und zu warten. Deswegen erwartete ich auch nicht von ihr, dass sie mir groß etwas von dem Gebrauch mit Waffen erzählen konnte. Etwas missmutig betrat ich das Zugabteil. Es war innen viel größer als es aussah und ziemlich luxuriös eingerichtet. Ich folgte Erica in den Speisewagon. In ihm saßen drei tratschende Frauen, zwei etwas jüngere Männer und schließlich noch unsere Mentorin. Vor ein paar Jahren hatte ebenfalls mal ein Tribut von Distrikt neun gewonnen. Allerdings hatte er nach kurzer Zeit Selbstmord begangen, da er Schuldgefühle hatte und vereinsamt war. So wie ich Magda-unsere Mentorin ansah, schien es auch ihr nicht sonderlich gut zu gehen. Ein weiterer Grund der gegen die freiwillige Teilnahme an den Spielen sprach. Selbst wenn ich gute Chancen hätte und gewinnen würde, wüsste ich nicht wie mein Leben danach weiter gehen sollte. Klar, man hätte viele Fans aber auch viele Menschen die einen zurecht hassen würden, weil man ihre Kinder umgebracht hatte. Ich setzte mich zu den anderen an den Tisch. Es gab viel Essen und mein Magen knurrte bereits. Als die anderen anfingen zu essen, sah ich das sie alle perfekte Tischmanieren beherrschten. Das erinnerte mich an meine Stiefmutter sie hatte immer großen wert darauf gelegt. Sie und Kyle waren gestern nicht noch gekommen. Es machte mich einerseits traurig und anderseits erleichtert, da zumindest mir der Abschied schwer gefallen wäre. Den Blicken der anderen zu urteilen reichte mein Essens Verhalten aber nicht aus, was mich innerlich grinsen ließ. Wie konnte man nur so ordentlich essen wenn man Hunger hatte. Ich verdrängte die Gedanken an meine Stieffamilie und machte mich über das Dessert her. Magda kündigte an, dass wir uns in zwei Stunden wieder Treffen würden. Es ging um eine Besprächung über   unserer Vorgehensweise in der Arena. Ich stand auf und wollte mich gerade in meinen Wagon zurüchziehen, um mich etwas auszuruhen. Kurz bevor ich mein großzügig eingerichtetes Abteil betrat wurde ich von einer Frau und einem Mann aufgehalten. Sie sahen beide echt seltsam aus, was vermutlich daran lag, dass sie aus dem Kapitol stammten ,,Hallo wir sind deine Stylisten!'' verkündigte die Frau mit einem strahlenden lächeln. ,,Wir werden dich jetzt maximal zehn Minuten brauchen um dich zu frisieren und dir einen neuen Look zu verpassen. Ich drehte mich zu Erica um. Sie hatte es deutlich schlimmer erwischt. Um sie herum standen fünf Stylisten die alle hysterisch in ihrem Haar herum fuchtelten. ,,Tja ein eindeutiger Vorteil des männlichen Tributes.'' rief ich ihr grinsend zu. Sie starrte mich nur mürrisch an und drehte sich dann weg. Okay anscheinend war sie nicht so der Typ mit dem man scherzen konnte. Nachdem meine Stylisten fertig waren und ich mich ausgeruht hatte trafen wir uns wieder in dem Speisewagon. Magda wartete bereits schon. In ihrem Blick war alles andere als Ergeiz. Anscheinend hatte sie die Hoffnung schon aufgegeben. ,,Ich habe ein paar Regeln für eure Vorgehensweise in der Arena.'' Grummelte sie jetzt drauf los. Sie nannte uns die Grundtipps, auf die wir aber sowieso schon von alleine draufgekommen wären. ,,Habt ihr noch fragen?'' Da es mir wenig Sinn zu machen schien sie jetzt über Waffen oder ähnliches zufragen beneinte ich es einfach. Erica hatte ihr gar nicht erst zugehört. ,,Dann wäre es das jetzt.'' sagte Magda mit zufriedener Stimme. War das jetzt ihr Ernst? Wir hatten gerade zehn Minuten zusammen gesessen. Frustriert stand ich auf und ging in meinen Wagon. Da es mittlerweile schon Nacht war beschloss ich schlafen zu gehen.

Josh- The 65.HungergamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt